Enkenbach-Alsenborn Reinhard Geller aus Zellertal projiziert Kunst

Zog die Betrachter in ihren Bann: Tonmeister Reinhard Geller präsentierte seine MediaArts-Sinfonie in Enkenbach-Alsenborn.
Zog die Betrachter in ihren Bann: Tonmeister Reinhard Geller präsentierte seine MediaArts-Sinfonie in Enkenbach-Alsenborn.

„SoNoVin“ nennt Reinhard Geller, ehemaliger Aufnahmeleiter beim SWR und nun freier Künstler und Tonmeister sowie Leiter des Kunstvereins Donnersbergkreis, seine MediaArts-Sinfonie: ein brillantes und vielschichtiges multimediales Feuerwerk, das der Zellertaler in der Klangwerkstatt von Pauker Michael Gärtner in Enkenbach-Alsenborn zeigte.

Vor diesem Hauptwerk, das Reinhard Geller 2014 zum ersten Mal präsentierte, standen zwei andere Arbeiten auf dem Programm, die als Corona-Projektstipendien entstanden sind. „Ich war mit diesen Themen schon vorher beschäftigt“, sagte Geller zu seiner Arbeit „initio strepidus“, die sich mit dem Verhältnis von Raum und Zeit, Fantasie und Wissenschaft, Natur und Universum beschäftigt. Eine andere Kurzarbeit konfrontiert kosmische Szenerien mit konkreten Alltagsgegenständen.

Diese filmischen Installationen fanden in der gleichen Szenerie statt, in der Reinhard Geller auch „SoNoVin“ präsentierte: in einer um die Besucher im Halbkreis gespannte Leinwand und holographischem Surround. Thema des Kunstwerks, das an eine filmische Installation mit Multimediaeffekten und Klangcollage denken lässt, ist die Entwicklung der Reben von ihrer Blüte bis zur Weinlese und von der Tonne ins Fass und dann zur Flaschenabfüllung. Feste Bilder gibt es nicht, alles ist im Fluss. Bilder konfigurieren sich ebenso wie Klänge und lösen sich wieder auf; sie treten in einen synästhetischen Dialog, in dem sich die Grenzen zwischen den verschiedenen Kunstformen auflösen. Die Kunstformen fließen zu einer fragilen Einheit voll komplexer Tiefgründigkeit ineinander.

Vergrößerungen und Verfremdungen

Da blubbern Buchstaben auf, bewegen sich schwerelos in einem Klangraum wie Astronauten im All, lösen sich auf, finden sich zu neuen Formationen zusammen. All das, während perlende Tropfen den künftigen Wein erahnen lassen und leise über eine fast unmerklich sirrenden Fläche tropfen. Die Prozesshaftigkeit des Geschehens wird durch eine kleine Weinbergschnecke im Stil von Kinderanimationsfilmen versinnbildlicht, die auf der linken Leinwand unten langsam vorwärts kriecht.

Mikroskopische Vergrößerungen verfremden und lassen die Illusion einer überdimensional anmutenden Urwaldszenerie entstehen, verbunden mit verfremdeten Jazzelementen und musikalischen Folklorezitaten. In diese Welt brechen braune Farbstränge und rockige Klänge ein, in einer hellen Farbexplosion entsteht eine Gegenwelt, die mit ihrer Dynamik neue Impulse setzt.

Kein Ende, nur eine Atempause

Szenerien, die vom Impressionismus zum Expressionismus wechseln, sind kombiniert mit Naturlauten und den kosmischen Akkorden zum Beginn von Richard Wagners „Rheingold“. Dann wieder lösen sich die Landschaften in kontrastierende farbige Flächen auf, die Erinnerungen an Pop-Art und Marvel-Comicästhetik wecken. In dieser Welt der rasant wechselnden Farb- und Klangsphären trifft Installation auf Videoclipästhetik. Einen neuen Impuls setzt ein Panorama von Köpfen, die sich ständig verändern und ebenso wie verfremdete Landschaftsausschnitte dem Betrachter entgegentreiben.

Der Schöpfungsakt beim Weinbau wie in der Kunst wird in komplexe kosmische Dimensionen geöffnet, in der die Fantasie des Betrachters die Fäden aufgreifen und weiterspinnen kann. Ein Ende gibt es bei dieser multimedialen Installation nicht, allenfalls eine Atempause.

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