Kaiserslautern Possierlich und immer auf Abenteuer aus

Vier Generationen von Kindern kennen die Zeichentrickfigur des „Kleinen Maulwurfs“, der mit staunenden Kulleraugen, roter Stupsnase, Fiepsstimme und viel Pfiffigkeit die Welt entdeckt. Am kommenden Sonntag, 15.30 Uhr, gibt es im Lauterer Union-Kino ein Wiedersehen mit dem gemalten Kleinsäuger.

Die schönsten Kinderfilme kommen immer noch aus Osteuropa. Herrlich die wunderbaren Märchenfilme aus der früheren Sowjetunion, die ebenso einfühlsamen wie kindgerechten Produktionen aus der Ex-DDR, die mit viel Aufwand und Liebe hergestellten Bilderbögen aus Rumänien und Bulgarien.

Im Westen am erfolgreichsten waren von jeher Kinderfilme aus der ehemaligen Tschechoslowakei. Liebevolle Märchen wie „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ garantieren hiesigen Fernsehsendern seit Jahren hohe Einschaltquoten. Ota Hofman und Jindrich Polák schufen „Pan Tau“, den Kinderfreund mit der Zaubermelone, und nach ihm noch eine ganze Reihe weiterer Serienfiguren. Nicht zuletzt sind die kurzen Zeichentrickfilme um den „Kleinen Maulwurf“ ein Renner unter großen und kleinen Kindern.

Der erste Film um den allzeit fröhlichen Insektenfresser mit dem ansteckenden Kinderlachen, dessen wortlose Gefühlsäußerungen in aller Welt verstanden werden, entstand 1957. „Wie der Maulwurf zu seiner Hose kam“ trug dem Autor, Maler und Trickfilmzeichner Zdenek Miler immerhin einen Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig ein. Miler (1921 bis 2011), der nach einem Grafikstudium zur Filmerei gekommen war, ließ bis 2002 über 60 weitere Kurzfilme folgen.

Das Tierchen − Bernhard Grzimek würde es „possierlich“ nennen − ist einfach gezeichnet. Statt wuchtiger Grabschaufeln hat er vierfingrige Hände, eine kecke Knopfnase, drei Haare auf der Stirn und große, runde Augen. Er sieht aus wie ein (Menschen-)Kind und benimmt sich auch so: neugierig, liebenswert und immer auf Abenteuer.

Begleitet wird er auf seinen Entdeckungsreisen und Streifzügen von einem Häschen, einem Igel und einer oft in Drangsal geratenden Maus. Sie alle reden nicht, sondern teilen sich per Juchzern, Kinderlachen und Gemurmel mit, im Bedarfsfall auch über herzzerreißendes Weinen. Doch die Botschaft, die Miler und seine liebenswürdigen Sympathieträger aussenden, ist eine tröstliche: Man kann noch so klein sein − wenn man nur fest an sich glaubt, auf Freunde vertrauen kann und die rote Stupsnase nicht gleich beim ersten Anzeichen eines Problems in den Sand steckt, dann lässt sich fast alles erreichen.

Mit großer erzählerischer Ruhe und stilistischer Minimalistik vermitteln Zdenek Milers Geschichten die Ideale von Freundschaft und unberührter Natur. Vermutlich war es diese unbekümmerte Natürlichkeit, gepaart mit den Idealen von Freundschaft und Freude, welche die Leser der tschechischen Zeitschrift „Lidové noviny“ dazu bewog, den „Kleinen Maulwurf“ zur sympathischsten Figur des 20. Jahrhunderts zu wählen. Und wer könnte ihm seine Zuneigung versagen, wenn er zu Beginn eines Filmchens irgendwo seinen Hügel aufwirft, herauskrabbelt und sich erwartungsvoll umschaut?

Milers Meisterschaft bestand darin, diesen bestenfalls sanft pädagogischen Anspruch mit Poesie und Herzenswärme zu verbinden. Die Popularität seines schwarzen Pelztierchens, das seit 1972 auch in der Bundesrepublik eine treue Fangemeinde hat, veranlasste Miler zur Gründung eines eigenen Trickstudios. Im Jahr 2006 wurde er für sein Lebenswerk mit der tschechischen Verdienstmedaille ausgezeichnet − hohe Ehre für den „Kleinen Maulwurf“, wohl verdienter Dank an einen Künstler, der mit dem Herzen dachte.

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