Kaiserslautern Pia beeindruckt auch Arbeitsministerin

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Pia ist blutjung, bundesweit einzigartig – und sitzt in Kaiserslautern. Ihr Auftrag: Fundiert dabei zu helfen, Licht ins Dickicht der privaten Zusatz-Rente zu bringen. Pia steht für Produktinformationsstelle Altersvorsorge. Angesiedelt ist die Gesellschaft beim Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM). Wie PIA nun hilft, die Vorsorgemodelle für den Verbraucher transparenter zu machen, darüber hat sich gestern Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) informiert.

PIA ist mit ihrem Informationshunger gleich mal bei einigen Banken angeeckt. „Das zeigt, dass der Weg der Richtige ist“, witzelte Nahles. Wenngleich: Da sei was dran: Beim Bemühen um mehr Transparenz sei es natürlich wichtig, gerade den Aspekt der Renditeminderung durch Kosten zu beleuchten. Nicht ganz geschmeckt hat Kreditinstituten nämlich die Wissbegier der Lauterer Mathematiker, wie es denn um die Kosten für die staatlich geförderten Finanzprodukte bestellt sei. Sprich: Was entgeht dem Riester-Sparer im Laufe der Vertragsdauer, weil wo auch immer versteckte Gebühren fällig sind. „Effektivkosten“ nennen sich die Beträge, um die die Rendite geschmälert wird. Darüber hätten die Anbieter gerne geschwiegen, solche Kosten gar bestritten, sagte Professor Ralf Korn, Lehrstuhlinhaber für Mathematik an der Technischen Universität und bis vor kurzem Leiter des Abteilung Finanzmathematik am ITWM. Die Produktinformationsstelle Altersvorsorge ist eine gemeinnützige Gesellschaft und hundertprozentige Tochter der Fraunhofer-Gesellschaft. Die wiederum hatte sich beim Bundesfinanzministerium beworben – mit Erfolg: Der Auftrag, eine Institution neu aufzustellen, die die staatlich geförderten Vorsorgeprodukte wissenschaftlich fundiert unter die Lupe nimmt, ging nach Kaiserslautern. Im Oktober vergangenen Jahres ist PIA – unabhängige Mittlerin zwischen Anbietern, Verbrauchern und Gesetzgeber – aus der Taufe gehoben worden (wir berichteten am 17. Oktober). Die mit hoheitlichen Aufgaben betraute gemeinnützige GmbH soll steuerlich geförderte Altersvorsorgeprodukte der zwei Formen Riester-Rente und Basis-Rente in Chancen-Risiko-Klassen einordnen. Die Klassen tragen Kennziffern zwischen 1 und 5. Zu finden sind die Ziffern ab Januar kommenden Jahres auf Informationsblättern. Solch genormte Infos zu jedem einzelnen Produkt aufzulegen, um dem Verbraucher Vergleiche zu ermöglichen, verlangt der Gesetzgeber. Dieser „Beipackzettel“, wie Nahles gestern das neue, dem Verbraucherschutz dienende Instrument nannte, enthält die Chancen-Risikio-Kennziffern. Bei der Einordnung der Produkte in die fünf Klassen ist nun Pia gefragt. Mit ausgeklügelten mathematischen Modellen nimmt das ITWM im Auftrag der Gesellschaft Simulationen vor, die Aussagen über die verschiedenen Vorsorgeprodukte erlauben. Der Verbraucher soll sehen: Dieses oder jenes Modell birgt mehr Risiken, bringt aber im günstigen Fall mehr Rendite. Während ein anderes zwar zum Ende der Laufzeit ein geringeres, dafür aber verlässlicheres Plus verspricht. „Wir wollen nicht werten“, betont Projektleiter Ralf Korn. Vielmehr gelte es, die bereits angebotenen, auch künftige Produkte kritisch zu beobachten. Wie Pia methodisch vorgeht, das erläuterte gestern Melissa Ruby, Geschäftsführerin der Gesellschaft. Infos steuerte auch der neue Abteilungsleiter Andreas Wagner bei. Korn gab zudem Einblick ins ITWM; dass die Einrichtung an der Trippstadter Wissenschaftsmeile das weltweit größte Institut für Industriemathematik sei, war Nahles bislang nicht bekannt. |cha

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