Kaiserslautern Nistkasten selbst bauen: Kaiserslauterer Vogelschützer gibt Tipps

Geeignete Nistmöglichkeiten immer seltener: Die Blaumeisen bauen ihre Nester gerne in Häusernischen oder unter Fensterbänken. Im
Geeignete Nistmöglichkeiten immer seltener: Die Blaumeisen bauen ihre Nester gerne in Häusernischen oder unter Fensterbänken. Im Garten aufgehängte Nistkästen können eine Alternative sein.

Hecken verschwinden, Ortsränder werden bebaut, Scheunen und Häuser dicht verschlossen. Für Vögel wird es zunehmend schwerer, geeignete Nistplätze zu finden. Künstliche Nisthilfen können den Tieren helfen, allerdings muss auch das Drumherum stimmen.

Im Frühjahr beginnen die heimischen Singvögel mit dem Brüten. Die Vogeleltern sind dann auf der Suche nach einem geeigneten Zuhause für ihren Nachwuchs. Oft suchen sie vergebens, denn nicht nur in der Stadt, auch auf dem Land mangelt es mittlerweile an natürlichen Nistplätzen. Die heutigen Häuser sind energieeffizient gebaut und bieten mit ihren glatten Fassaden keinerlei Schlupflöcher mehr. Wer den Tieren helfen möchte, kann dies durch das Aufhängen von Nistkästen als Ersatzbrutplätzen im Garten, am Haus oder Balkon tun. Dabei ist allerdings einiges zu beachten, wie der Kaiserslauterer Vogelschützer Kurt Wilhelm erklärt.

Gewisses Maß an Bepflanzung

Rotschwänzchen die in Rollladenkästen brüten, Blaumeisen die ihr Nest in Nischen unter Fensterbänken bauen oder sogar in einem unbenutzten Kugelgrill: Wilhelm hat all das schon in seiner langjährigen Praxis erlebt. „Wenn diese Vogelarten keine anderen Nistplätze finden, gehen sie irgendwohin, wo es nicht richtig passt. Deshalb ist es so wichtig ihnen zweckmäßige Nisthilfen anzubieten“, erklärt er. Ähnlich sieht es auch der Naturschutzbund (Nabu). Michael Schröder, Vorstandsvorsitzender der Gruppe Weilerbach, sagt: „Vogelschutz beginnt schon bei der Gartengestaltung.“ Für ihn ist klar, „wenn der Garten eine Steinwüste ist, wird sich kein Vogel einfinden, egal wie viele Nistkästen man aufhängt“. Die meisten Vögel seien zwar nicht besonders anspruchsvoll, was die Auswahl ihrer Behausung anbelangt: „Eine Amsel, beispielsweise, braucht keine Nisthilfe, die sucht sich gerne in geeigneten Hecken ihre Verstecke“, aber ein gewisses Maß an Bepflanzung sollte schon vorhanden sein. Unabhängig von der Größe, sollte der Garten von den Tieren als ein attraktiver Lebensraum wahrgenommen werden. Heimische Büsche, wie Brombeere, Wildrose, Hartriegel oder Schlehe bieten einzeln oder als Hecken angeordnet sichere Möglichkeiten zur Aufzucht des Nachwuchses. Sind Bäume in ausreichender Höhe vorhanden, können dort Nistkästen aufgehängt werden.

Äußere Form egal

Jetzt im Herbst sei der richtige Zeitpunkt um einen Nistkasten aufzuhängen, da Vögel auch im Herbst und Winter einen Unterschlupf brauchen, der ihnen Schutz vor Regen und Kälte bietet. Ein weiterer Vorteil sei dabei, dass die Tiere die Nistkästen in ihrer Umgebung kennenlernen und im Frühjahr vielleicht dorthin zurückkehren, um sich zu paaren und zu brüten. Die äußere Form eines Nistkastens sei den Vögeln egal, Hauptsache die Qualität der Behausung stimme. Naturbelassene Materialien, vorzugsweise Holz oder Holzbeton, sind Kunststoff vorzuziehen. Sie schützen die Bewohner vor Kälte und Hitze und können Feuchtigkeit absorbieren. Ein Einflugloch von 30 Millimeter Durchmesser dürfte für die meisten Meisenarten ausreichen. Für Sperlinge, Kleiber und Stare sollte es etwas größer sein. Gartenbesitzer wüssten meist, welche Art sich üblicherweise auf ihrem Anwesen einfindet. Der Kasten sollte stabil, dickwandig und leicht aufzuhängen sein. In Baumärkten oder im Versandfachhandel gibt es eine große Auswahl. Geschickte Hobbybastler können ihn selber bauen (siehe Zur Sache). Manche Vogelarten, wie die Spatzen, brüten gerne in Gesellschaft.

Umgebung ohne Klettermöglichkeiten

Für sie gibt es spezielle Nistkästen mit mehreren Einfluglöchern. „Ein Nistkasten aus Holz hält vielleicht zehn Jahre“, schätzt Wilhelm. Er empfiehlt solche aus Holzbeton: „Die halten praktisch unbegrenzt“, weiß er aus jahrelanger Erfahrung. Schließlich betreuen er und seine Mitstreiter vom Natur- und Vogelschutzverein Katzweiler 200 Nistkästen. Er rät dazu, stets mehrere anzubringen und dabei einen Abstand von zehn Metern einzuhalten. „Manche Vogelmännchen nutzen einen Nistkasten als Schlafplatz, da nur das Weibchen im Nest sitzt“, hat er beobachtet. Bei der Wahl des Standortes sei einiges zu beachten. So sollte der Nistkasten in einer Höhe von zwei Metern angebracht und das Einflugloch im Idealfall nach Südosten ausgerichtet sein. Richtung Norden wäre es zu schattig und damit zu kühl, bei direkter Sonneneinstrahlung in Richtung Süden wäre die Brut zu großer Hitze ausgesetzt. Die gefiederten Gäste sind auch für Wasserplätze zum Trinken und Baden dankbar. Zum Schutz vor Fressfeinden, wie Katzen, Mardern und Eichhörnchen, sei darauf zu achten, dass die Umgebung des Nestes keine Klettermöglichkeiten biete. Ebenfalls wichtig ist die jährliche Reinigung nach Ende der Brutzeit. Würde das alte Nest im Kasten bleiben, würden die Vogeleltern das neue obendrauf bauen und die Jungen wären für einen Marder leichter durch das Einflugloch zu greifen. Mit der Beseitigung des alten Nistmaterials werden auch Parasiten, die den Tieren zusetzen, beseitigt. Für stark bedrohte Arten wie Mauersegler und Schwalben, die kaum noch Brutplätze unter Dachvorsprüngen oder geeignetes Baumaterial wie Lehm für ihre Nester finden, gibt es ebenfalls Lösungen. Bei Neubauten können spezielle Steine mit passenden Einflugöffnungen und Hohlräumen in die Fassade eingebaut werden. Nachträglich angebrachte Kunstnester und Kotbretter schaffen ebenfalls Abhilfe. Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ leistet der Nabu Aufklärungsarbeit zu diesem Thema und vergibt für Hausbesitzer, die sich für diese bedrohte Tierart engagieren, eine Auszeichnung. Info Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.nabu-kl.de.

Engagiert sich seit Jahren im Vogelschutz: Kurt Wilhelm.
Engagiert sich seit Jahren im Vogelschutz: Kurt Wilhelm.
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