Kaiserslautern Nicht nur für den Sport, auch für das Leben lernen

Mit viel Spaß dabei: Oliwia Zimniewska (rechts) ist beim Badmintonverband Rheinhessen-Pfalz angestellt. Die Trainerin gibt ihre
Mit viel Spaß dabei: Oliwia Zimniewska (rechts) ist beim Badmintonverband Rheinhessen-Pfalz angestellt. Die Trainerin gibt ihre Erfahrungen bei verschiedenen Vereinen, hier dem Badmintonverein Kaiserslautern, weiter. So sollen noch mehr Kinder zur Sportart motiviert werden, das Wissen auf breiter Ebene geteilt werden.

Der Badmintonverband Rheinhessen-Pfalz (BVRP) verfolgt ehrgeizige Ziele: Nach Möglichkeit sollen in einigen Jahren die nationalen Spitzenspieler aus dem Verband kommen. Dafür beschäftigt der BVRP seit 2017 mehrere Verbandstrainer. Der 1. BCW Hütschenhausen griff zu und sicherte sich Christian Stern für sein Training. Im vergangenen Jahr stieg auch der Badmintonverein Kaiserslautern in das Projekt ein.

Schere-Stein-Papier steht heute als Erstes auf dem Plan. Oliwia Zimniewska (32) hat in der Sporthalle des Burggymnasiums neun Kinder zu sich gerufen, die beim Badmintonverein Kaiserslautern (BVKL) trainieren und vor allem eines brauchen: „viel Bewegung“. Gerade die Jüngsten, sagt die Trainerin, müssen sich austoben können, spielerisches Aufwärmen ist dafür eine Möglichkeit. Also knobeln die Kinder in Paaren untereinander – wer den Kürzeren zieht, muss an die Hallenseite sprinten, der andere läuft nach und versucht, den Verlierer einzufangen. Der BV Kaiserslautern beschäftigt seit den vergangenen Sommerferien mit Zimniewska einen von mittlerweile drei beim Badmintonverband Rheinhessen-Pfalz angestellten Trainern. Insgesamt deckt sie so immer mittwochs die Trainingszeiten von 16 bis 22 Uhr ab, ist für die Altersgruppe der Grundschüler genauso im Einsatz wie für die U12 bis U19. In den Abendstunden lernen die Erwachsenen bei ihr Schlag- und Lauftechniken, die taktischen Kniffe. Zimniewska ist es wichtig, mit den Trainern aus den Vereinen im Austausch zu stehen; sie freut sich über jeden Helfer, der sie in den wöchentlichen Einheiten unterstützt. „Gerade die Kinder, die noch nicht so gut sind, brauchen Partner zum Zuwerfen und Zuspielen“, sagt sie. Mannschaftsspieler, Vereinstrainer oder Eltern kommen dafür in Frage. Ihr Anliegen, möglichst viele Menschen aus den beteiligten Vereinen einzubinden, ist Teil des Trainerprojektkonzepts des BVRP. So sollen Zimniewska und ihre beiden Kollegen, Christian Stern und Caren Geiss, nicht nur Trainingsstunden abdecken, sondern ihr Wissen weitergeben, um das Spielniveau verbandsweit und dauerhaft nach und nach zu steigern. Geiss gehört erst seit Januar zum Trainerteam des BVRP; sie arbeitet halbtags in der Geschäftsstelle und ist ansonsten in das Trainerprojekt eingebunden. Der Federball kommt in den nächsten Übungen ins Spiel, beim Bälleeinsammeln im Anschluss oder beim Abbau eines Stationen-Parcours müssen alle Kinder mithelfen. Das gehört zu den Trainingsinhalten, die Zimniewska wichtig sind: „Es geht mir um die allgemeinen motorischen Fähigkeiten, um die Bewegung. Außerdem möchte ich eine Gruppe formen, es sollen Freunde sein. Regeln sind dafür wichtig, aber vor allem soziale Regeln“, erklärt sie. Wer beispielsweise zu spät komme, solle ihr möglichst im Vorfeld Bescheid sagen, „wer krank ist, soll sich abmelden. Das sind Dinge, die sie auch ins Leben übertragen können, die wichtig sind.“ Erste Fortschritte hat sie bereits festgestellt, auch wenn vieles an der Motivation der Spieler hänge. Zimniewska selbst hat mit neun Jahren durch eine Art Schul-AG mit dem Badmintonsport begonnen, ging später in einen Verein in ihrer polnischen Heimat. „Ich habe aber nicht auf so hohem Niveau gespielt“, sagt sie selbst. Immerhin Teilnahmen bei polnischen Jugend-Meisterschaften oder vor einigen Jahren auch bei den Erwachsenen kann sie vorweisen. „Jetzt habe ich kaum noch Zeit, selbst zu spielen. Ich werde vielleicht für Landau ein paar Spiele machen, aber nicht viele“, erzählt Oliwia Zimniewska. Noch in diesem Jahr will Zimniewska für Mädchen ein spezielles Kursprogramm anbieten – zwei Workshops und ein Badmintoncamp. „Das Sportumfeld ist doch größtenteils männlich dominiert“, erklärt sie. Ihr gehe es darum, den Mädchen ein anderes Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen zu vermitteln: „Mädchen machen sich auch beim Sport viel zu viele Gedanken darüber, wie sie in der Situation aussehen, bevor sie darüber nachdenken, was sie tun. Das ist ein bisschen verrückt“, sagt sie.

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