Kaiserslautern Nebensache Europa

Das Berliner Stadtschloss, das als „Humboldt Forum“ Mitte 2019 seine Pforten öffnen wird, ist absolut im Zeitplan. Die größte Kulturbaustelle Europas feiert am 12. Juni 2015 Richtfest. Zwei Tage später können sich Besucher ein Bild machen vom künftigen Museum außereuropäischer Sammlungen im Preußen-Schloss.

Seit einer guten Woche runden sich die Formen. Die Kuppel auf dem einstigen Berliner Stadtschloss ist verschalt. Die bekrönende Laterne ist im Werden. Und für das eine Millionen teure Kreuz obenauf hat sich auch schon eine edle Spenderin gefunden: Maren Otto, die Witwe des 2011 verstorbenen Versandhauskönigs. Bis vor zwei Jahren war überhaupt nicht klar, ob das einstige Hohenzollern-Schloss mit einer Kuppel bekrönt wird. Gegner der kostensparenden Version verwiesen darauf, dass das Schloss schließlich bis 1851 auch kuppellos gewesen sei. Doch diese Diskussion ist vom Tisch, ist doch ein anonymer Spender aufgekommen für die rund 15 Millionen Euro, um die Kuppel zu rekonstruieren. Am 12. Juni 2013 fand die Grundsteinlegung statt. Alexander von Humboldt, der weltgereiste Kosmopolit und Forscher sowie sein Bruder Wilhelm, der Universalgelehrte, stehen Pate für das ambitionierte Projekt in der deutschen Hauptstadt. Die aufwändige Rekonstruktion der Portale bedarf noch weiterer Spender. Jahrelang tröpfelte sich das Engagement vor sich hin, doch je konkreter die Konturen des Baues werden, desto emsiger rollt der Rubel. Für den Gesamtbau hat der Bundestag 590 Millionen Euro festgesetzt. Davon übernimmt das Land Berlin 32 Millionen Euro, 478 Millionen der Bund. Und die restlichen 80 Millionen Euro sollen aus Spenden finanziert werden. Es war die Idee von Klaus-Dieter Lehmann, dem früheren Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, im Herzen Berlins die außereuropäischen Sammlungen zu präsentieren. Es wird im Schloss zwei Kuben geben, Ein Raum ist den Südseebooten gewidmet. Der andere bietet Platz für die Häuser Ozeaniens. Ein weiterer Schwerpunkt wird der Kultur Afrikas zuteil. „Europa ist einfach nebensächlich“, konstatiert die italienische Ethnologin Paola Ivanow. „Wir blicken von Afrika aus“. Ein Beispiel der vielfältigen Verflechtungen ist für die Forscherin der Indische Ozean. Eine frühe globalisierte Welt, welche auch die Küste Ostafrikas einschloss. Ein Höhepunkt des Humboldt Forums wird der prächtige Perlenthron des Herrschers von Bamum sein.Als die Deutschen Kamerun von 1884 bis 1918 besetzten, wurden sie von den Bamum-Leuten als Bedrohung wahrgenommen. Dennoch schenkte der König den Deutschen diesen Thron. Als Gegengabe schenkten sie dem König ein empfindliches Musikinstrument, das schnell kaputt gegangen ist. Der König war tief enttäuscht. Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, formuliert den Paradigmenwechsel in Abgrenzung von der aktuellen Präsentation in Dahlem: „Diese folgt noch der Erzählung eines Völkerkundemuseums – eine sehr statische Ausstellung.“ Im Humboldt-Forum soll nun verstärkt multiperspektivisch erzählt werden. Neil MacGregor, bislang Chef des renommierten British Museum, ist da genau der richtige Kandidat – neben Parzinger und dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp gehört er zum Gründungstriumvirat. Der italienische Architekt und Stadtschloss-Rekonstrukteur Franco Stella schwärmt schon von den „Uffizien von Berlin“.

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