Kaiserslautern Nachruf : Zum Tod von Ingeborg Quaiser

War beim Publikum äußerst beliebt: Ingeborg Galling kam 1959 in die Pfalz.
War beim Publikum äußerst beliebt: Ingeborg Galling kam 1959 in die Pfalz.

Die Sängerin Ingeborg Galling, die nach ihrer Eheschließung mit dem Kollegen Hans Quaiser dessen Namen annahm, gehörte einmal zu den zugkräftigsten Operetten-Stars des Pfalztheaters. Jetzt ist sie im Alter von 93 Jahren gestorben.

Der in Breslau geborene Tenor und die Soubrette aus Berlin lernten sich am Lauterer Theater kennen, standen viele Male gemeinsam auf der Bühne und heirateten 1961. Die Ehe hielt bis zum Tod des 100 Jahre alten Hans Quaiser im April 2011. Dem Pfalztheater blieben beide treu weit über ihre aktive Zeit hinaus.

Ingeborg Galling, die von Erna Berger unterrichtet wurde, kam als Mitglied des berühmten Berliner Motettenchors zur Bühne und zum Funk. Ihr erstes Soloengagement führte sie nach Würzburg. Der damalige Lauterer Generalmusikdirektor Carl Gorvin holte sie 1959 vom Berliner Operettenhaus in die Pfalz, wo die Koloratursoubrette ausgerechnet als Sohn in Schillers „Wilhelm Tell“ debütierte.

Frische Natürlichkeit im Spiel

Doch schon bald fand sie im Singspiel ihre künstlerische Heimat. Mit sanft dosierter Erotik, munter und lebensfroh, gewitzt und verschmitzt, anmutig und kokett war sie die ideale Colombina, die kein Blatt vor den Mund nimmt und so unbeschwert wie selbstbewusst durch Liebeshändel und Operettenflitter tänzelt. Ihr Repertoire reichte vom Klärchen im „Weißen Rössl“ und der Provinz-Pomeranze Angèle im „Opernball“ übers schelmische Hannchen im „Vetter aus Dingsda“ bis zur Komtesse Stasi in der „Csárdásfürstin“ und der Feldmarschallsnichte im „Land des Lächelns“.

Die in der bunten Singspielwelt allgegenwärtigen Zofen („Gasparone“) und Fürstentöchter („Die keusche Susanne“) stattete sie mit reizend frischer Natürlichkeit und vor allen ihren silberklaren Koloraturen aus. Regelmäßig gab sie mit Sigi Kurzweil („Viktoria und ihr Husar“) und Werner Nesseler („Drei alte Schachteln“) ein ergötzliches Buffopaar, bestach aber auch in Hauptrollen wie als „Schwarzwaldmädel“ Bärbele.

Bei Zuschauern sehr beliebt

Über ihre Briefträgerin Christel im „Vogelhändler“ schrieb 1968 die RHEINPFALZ-Rezensentin Marlott Persijn-Vautz: „Kess in der Uniform der kurfürstlichen Post, verheißungsvoll im bräutlichen Weiß (…) eroberte sie nicht nur ihren Vogelhändler, sondern wie schon so oft auch die Zuschauer im dicht besetzten Auditorium.“

Auf der Opernbühne war Ingeborg Galling seltener zu erleben, obwohl sie als verkleidete Hofdame „Martha“, holländisches Meisje in „Zar und Zimmermann“, Hausmädchen Despina in „Così fan tutte“ und Puppe Olympia in „Hoffmanns Erzählungen“ viel Beifall bekam. Gemeinsam mit der Armenierin Sonia Karamanian sang sie 1967 in einer denkwürdigen Inszenierung der Märchenoper „Hänsel und Gretel“.

1982 Rückzug von der Bühne

Pfalztheater-Intendant Günter Könemann gratulierte ihr im März 1968 zur 1200. Vorstellung. Danach ging sie für sieben Jahre ans Theater Freiburg. Es folgten Gastverträge in Kassel, wo sie unter anderem die Tänzerin Wanda in „Polenblut“ spielte, in Karlsruhe, Saarbrücken und wieder in Kaiserslautern. Mit dem Hinweis, „irgendwann die Soubrettenrollen den Jüngeren überlassen“ zu müssen, zog sie sich 1982 von der Bühne zurück.

Wie erst jetzt bekannt wird, ist Ingeborg Quaiser, geborene Galling, bereits Ende Juli gestorben. Die Trauerfeier findet am 29. September auf dem Lauterer Friedhof statt.

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