Kaiserslautern Nach einem Jahr ist keine Trump-Sättigung eingetreten
Die Expertenmeinungen der Atlantischen Akademie in Kaiserslautern sind gefragt wie nie: „Von einer Trump-Sättigung kann nicht die Rede sein“, sagt Sarah Wagner, Bildungsreferentin des gemeinnützigen Vereins, „noch immer jagt da ein Skandal den nächsten.“
Allein in den ersten drei Wochen des Jahres habe die Trump-Administration für so viele Aufreger gesorgt, wie sein Vorgänger Barack Obama in zwei Jahren. Fürs Tagesgeschäft der Atlantischen Akademie ist das gut: Der Wunsch nach Einordnung der Geschehnisse jenseits des Großen Teichs nehme stetig zu, was sich unter anderem in der wachsenden Anzahl an Presseanfragen im Rathaus Nord zeigt. Dort ist die Atlantische Akademie in Kaiserslautern untergebracht, tätig sind Wagner und ihr Chef, David Sirakov, allerdings weit über Kaiserslautern hinaus – in ganz Rheinland-Pfalz. Beispielsweise als Redner bei Vorträgen in Schulen, einer Zielgruppe die die Bildungseinrichtung verstärkt ansprechen will. Wagner: „Bei den jungen Menschen ist das Bedürfnis groß, mehr über Amerika und was dort gerade vor geht, erfahren zu wollen.“ Zur Kundschaft der Atlantischen Akademie gehören neben Presse und Schüler auch Politiker, die sich Sachverhalte erklären lassen, und ganz normale Menschen. Wagner: „Das ist eine ganz bunte und reizvolle Mischung.“ Lachend fügt sie hinzu: „Die Anfrage eines Mannes, ob wir ihm denn den Kontakt zur NSA, dem amerikanischen Geheimdienst, herstellen können, mussten wir allerdings verneinen.“ Nicht nur die ohnehin schon stressige und ereignisreiche Tagespolitik unter Trump soll im Auge behalten werden, sondern auch die langfristigen Folgen von Trumps Entscheidungen. „Die Ernennung der Richter des Obersten Gerichtshof“, nennt Wagner ein Beispiel, „da hat Trump eine Rekordanzahl ernannt – alle jung und weiß.“ Da die Richter auf Lebenszeit ernannt seien, wirke diese Entscheidung lange nach. Wagner ist es wichtig, dass die Atlantische Akademie keine Werbung für die Vereinigten Staaten macht, sondern sich kritisch mit dem Geschehen dort auseinandersetzt. Man habe sich mit Haut und Haaren der politischen Bildung verschrieben und sei von der amerikanischen Seite vollkommen unabhängig. Wagner: „Uns wurde noch nie von irgendeiner Seite reingeredet.“ Man versuche, die Meinungsbildung der Menschen zu unterstützen und einen Einblick ins politische Leben der USA zu geben. Wagner: „Wir beschreiben, was da los ist.“ Die in Washington getroffenen Entscheidungen wirken sich laut Wagner wegen der vielen Amerikaner in der Region auch auf Kaiserslautern und das Umland aus: „Da Trump wieder mehr Geld für das Militär ausgibt, sehen wir in den amerikanischen Einrichtungen eher Zuwächse als Einschnitte.“ Auch das beobachtet die Atlantische Akademie von Kaiserslautern aus – von den Erkenntnissen dürfen dann alle in Rheinland-Pfalz profitieren.