Kaiserslautern Musik mit Blubbern

Unverwechselbare Akzente hat Axel Kober, ehemaliger stellvertretender und später kommissarischer Generalmusikdirektor des Nationaltheaters, im achten und letzten Mannheimer Akademiekonzert der Saison gesetzt. Für den vorgesehenen Solisten des Abends im Rosengarten, den österreichischen Schlagzeuger Martin Grubinger, ist seine chinesische Kollegin Beibei Wang eingesprungen. Sie machte Furore mit dem Konzert für Wasser-Perkussion und Orchester ihres Landsmanns Tan Dun.

Klarheit der Abläufe und der Klangrede stand diesmal groß geschrieben. Seine entscheidende Prägung erhielt das Konzert durch hoch entwickelte Orchesterkultur, vorgeführt bei zwei Standardstücken romantischer deutscher Sinfonik: Mendelssohns Ouvertüre „Die Hebriden“ und Brahms dritter Sinfonie. Kober disponierte dabei mit eleganter, eloquenter Zeichengebung sehr überlegen und gezielt. Die Mendelssohn′schen sinfonischen Meeresstürme entfachte er überaus entschlossen und impulsiv, wobei er die Tonvisionen von Wind und Wellen eindringlich beschwor. Hinzu kamen subtile Piano-Klänge an den Ruhepunkten. Bei Brahms präsentierte dann der Dirigent, der zurzeit Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg ist, eine mit letzter Konsequenz durchdachte Wiedergabe. Er las die Partitur der dritten Sinfonie sehr aufmerksam und legte mit dem kompakt, ebenso energisch wie sensibel und elastisch aufspielenden Nationaltheater-Orchester die musikalische Architektur des Werks mit ihren vielschichtigen motivischen Zusammenhängen zwingend frei. Es handelte sich um eine Lesart der musikalischen Vernunft, bei stets nahtloser sinfonischer Kontinuität und fließenden Übergängen. Bei den dramatischen Verdichtungen der Ecksätze fesselten Spannung und zwingender Nachdruck der Klangrede, in den Mittelsätzen die einfühlsam nachvollzogenen wehmütigen Lyrismen und der kammermusikalische Feinschliff des Zusammenspiels. Zwischen Mendelssohn und Brahms gab es zeitgenössische, teils exotische Klänge zu vernehmen. Tan Duns „Wasserkonzert für Wasser-Schlagzeug und Orchester“ aus seiner Reihe „Organische Musik“ sucht die Synthese zwischen Tradition und Avantgarde, zwischen östlichem und westlichem Musikdenken. Im halb verdunkelten Saal standen mit Wasser gefüllte Schalen auf dem Podium. Deren Inhalt wurde mit Händen und Gerätschaften traktiert, wobei mit Hilfe von Kontaktmikrofonen die erstaunlichsten Tonkonstellationen entstanden. Die Akrobatik der – von Jens Knoop und Fumiko Nomura als solistische Partner unterstützten – Musikerin Beibei Wang wirkte dabei schlicht phänomenal. Tan Duns Komposition lebt im Wesentlichen von der rhythmischen Gewalt ihrer hämmernden Motorik und ihren Klangwirkungen. Schier endlose Wiederholung gehört ebenfalls zu ihren Prinzipien. Eine Straffung wäre dem Stück vermutlich zugute gekommen – allerdings zeigte sich das Publikum im Rosengarten hell begeistert.

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