Kaiserslautern Moser-Truppe strahlt am „kleinen Feiertag“

Treffer, aber abseits: Christian Kühlwetter überlistet Mechtersheim Besten, Keeper Peter Klug.
Treffer, aber abseits: Christian Kühlwetter überlistet Mechtersheim Besten, Keeper Peter Klug.

«KAISERSLAUTERN.» Liegestuhl, Badelatschen, vielleicht eine Sonnenbrille: Mit derlei Utensilien hätte Lennart Grill seinen sonnigen Samstagnachmittag sicherlich noch angenehmer gestalten können. Beim 6:0 (1:0)-Spaziergang des Oberligisten 1. FCK II gegen den TuS Mechtersheim (RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete) blieb der Keeper weitestgehend unbeschäftigt. Im Gegensatz zu seinem stürmenden Kollegen Nicklas Shipnoski, der am „kleinen Feiertag“ der U21 gleich dreifach einlochen durfte.

„Lennart...“: Oha, das klang verdächtig nach einem Anpfiff für Grill. Co-Trainer Andreas Clauß war es, der seinen Keeper vorm Kabinengang angeraunzt hatte. Ex-Bundesliga-Torwart Clauß aber grinste diebisch: „Ich hätte das heute mindestens genauso gut gemacht wie du. Mindestens“, beschied er seinem Schützling, der exakt 30 Jahre und zwölf Tage jünger ist als der 49-jährige Ex-Waldhöfer. Einen so ruhigen Arbeitstag wie U19-Nationaltorhüter Grill gegen die arg zerzausten Mechtersheimer hatte Clauß in seinen Zeiten selten oder nie. Vor ziemlich exakt 21 Jahren hat „Andy“ sein letztes Pflicht-Gastspiel auf dem „Betze“ gegeben. Am 26. Mai 1997 fing er sich fünf Treffer ein, als Zweitliga-Meister FCK das damalige Kellerkind SV Waldhof mit 5:0 aus dem Stadion fegte – vor 38.000 Zaungästen. An diesem denkwürdigen 12. Mai 2018 rollte der Ball auf Platz vier – auf Wunsch der Fans übrigens. Die waren mit fünf Hundertschaften hingepilgert – und ließen den Kick der U21 zum Fußball-Fest geraten. Nicht mal sechs Minuten waren absolviert, als David Tomic aus halblinker Position einschlenzte. Das schien schon aufs Schützenfest hinzudeuten. Doch konnten die personell arg dezimierten Gäste – bei denen gut die halbe Stamm-Elf fehlte, verbliebene Leistungsträger gehandicapt auf die Zähne bissen – zumindest bis zum Pausenpfiff noch wacker gegenhalten. „So schön das auch heute war und so gut das Ergebnis klingt: Wir können jedenfalls noch um einiges besser spielen“, wollte denn Hans Werner Moser keine Jubelarie trällern. Der Trainer räumte augenzwinkernd ein, zur Pause in der Kabine ein bisschen Anschubhilfe geleistet zu haben. Nach der Pause kam der FCK ins Rollen. Dylan Esmel, der in geradezu höllischem Tempo immer wieder in Richtung TuS-Kasten stob, traf nach Traumpass in die Gasse von Kapitän Christian Kühlwetter zum 2:0 (55.), drei Minuten später wuchtete Carlo Sickinger den Ball nach einer Tomic-Ecke ins Netz. Sickinger hatte einen Sprint in den Strafraum angezogen und mit perfektem Timing die Stirnramme eingesetzt. Grandios. Tja, und dann setzte Nicklas Shipnoski dem Freudenfest in Rot-Weiß mit einem Hattrick das Sahnehäubchen auf. Eiskalt vom Elfmeterpunkt (Kevin Selzer hatte Tomic unfair ausgebremst), sowie mit souveränen Abschlüssen der Vorarbeit von Kühlwetter (86.) und Luca Jensen (90.) ließ Shipnoski 500 Anhänger jubeln. „Ich bin aus der Region, kenne viele Gesichter“, freute sich der Nordpfälzer, nachdem sich die FCK-Truppe unter lautstarkem Beifall vor den Fans auf der Tribüne verneigt hatte. Shipnoski hat die Anhänger auch schon wiederholt vor der Westtribüne stehend erleben dürfen. „Leider komme ich momentan nicht so zum Zug. Aber ich will mich hier immer wieder empfehlen“, betonte der Jung-Profi. Die Werbung in eigener Sache war am Samstag echt gelungen. Lennart Grill hat sich nicht empfehlen können. „Ich glaube, ich hatte einen Ball in der Hand“, sagte er lachend. Um ein Haar hätte er ein Tor kassiert, als Mechtersheims Kapitän Thorsten Ullemeyer den Ball an den Pfosten klatschte. Egal: Grill hat bewiesen, was er kann, erst jüngst beim Pokalfinale mit der U19, als er beim Triumph über Mainz 05 einen Elfer entschärfte. „Und jetzt geht’s nach Berlin“, freut sich der Idar-Obersteiner auf die nächste Herausforderung im Pokal. „Die Zukunft gehört uns“, stand auf dem Banner vorm Fanblock zu lesen. Scheint was dran zu sein.

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