Leichtathletik Morgens um vier Uhr rufen die Laufschuhe

Max Kirschbaum
Max Kirschbaum

Für Ultraläufer Max Kirschbaum ist kein Weg zu weit, kein Berg zu hoch. Seit Jahren startet er zudem als Frontläufer für einen sehbehinderten Sportler, ist so bis ins Nationalteam der Parasportler gelaufen.

Sport erfordert in der Regel Disziplin. Wer erfolgreich sein will, wird das bestätigen. Mitunter heißt das sogar, täglich rufen morgens um vier die Laufschuhe und beenden gnadenlos die Bettruhe. Der Otterbacher Max Kirschbaum hat solche Schuhe, ist aber dennoch gut Freund mit ihnen.

„Ich kann mich relativ problemlos morgens um vier aus dem Bett schälen“, spricht der 35-Jährige von einer Gabe. Anders wäre sein Sport für ihn auch nicht machbar. Wer 100 Kilometer und längere Läufe mit vielen Aufs und Abs als seine Stärke angibt, der muss auch im Training Kilometer samt Höhenmeter machen. Kirschbaum hat aber als Kfz-Technikermeister einen Vollzeitjob. Da er im Betrieb des Vaters in Eisenberg arbeitet, ist es zudem kein normaler Achtstundentag. Frau und Tochter wollen ihn ab und zu ja auch sehen. Folglich startet er das Training zu nachtschlafender Zeit. Radelt, wann immer es geht, macht Kraft- und Stabilitätstraining. „Pro Woche komme ich so auf rund 16 Trainingsstunden“, überschlägt er den Aufwand, der dann mit etwa 140 gelaufenen Wochenkilometern und rund 5300 km pro Jahr auf eben besagte Laufschuhe geht.

Fünf Paar Schuhe

„Rund fünf Paar im Jahr gehen drauf“, sagt er. Unwichtig. Wichtig ist, das Laufen ist seins und erfolgreich ist er obendrein. Im vergangenen Jahr war er beim Hartfüßler Trail in Saarbrücken, dem knackigen 58-km-Lauf mit 1654 Höhenmetern, siegreich. Eine Woche später lief er beim Mozart 100-Trail 100 km mit 5000 Höhenmetern. Nach rund elf Stunden war er als Vierter im Ziel. „Die zwei Läufe so kurz hintereinander, das war schon was“, muss er doch schmunzeln. Und da war 2021 noch dieser ganz besondere Sieg, den Kirschbaum beim Marathon in Wiesbaden gemeinsam mit Tien-Fung Yap feiern konnte.

Der laufende Kfz-Meister ist seit sieben Jahren als Guide, als Begleitläufer, für den sehbehinderten Sportler Tien-Fung Yap im Einsatz. Der Sieg in Wiesbaden, gegen sehende Läufer, das war eine sensationelle Leistung – von beiden.

Gefunden

„Wir starten als eine Einheit“, sagt Kirschbaum, für den solche Begleitläufe für und mit Tien-Fung Yap längst zum Alltag gehören. Genau wie das wöchentliche Training mit dem aus Mainz stammenden Yap. Da haben sich zwei ambitionierte Läufer, die seit dem vergangenen Jahr zum Nationalteam der Parasportler gehören und die immer noch ein bisschen besser werden wollen, nicht gesucht, aber gefunden.

Kirschbaum hat natürlich auch noch eigene Ziele und die haben es in sich. „Einmal beim Ultra Trail Mont Blanc dabei sein“, zieht es den Otterbacher magisch auf die 170 km samt 10.000 Höhenmetern, die durch die Alpenlandschaft gelaufen werden und als der ultimative Lauf unter den Trailern gelten. „Ob ich es schon in diesem Jahr schaffe, weiß ich noch nicht“, ordnet Kirschbaum den zeitlichen Aufwand samt Vorbereitung realistisch als gewaltig ein. Einen Startplatz, den hat er, zählt er doch zu den Besten.

Auf jeden Fall will er aber in diesem Jahr bei der Deutschen Ultramarathon Meisterschaft, einem 100-km-Straßenlauf, dabei sein. Die findet in Ubstadt-Weiher statt, da hat der Pfälzer keine lange Anfahrt. Allerdings, die Straße ist eigentlich eher nicht sein Elixier. „Da habe ich nicht so viel Erfahrung, aber ich habe einen Plan, kann pokern und improvisieren“, sieht er dem Ultrastraßenlauf locker entgegen. Warum auch nicht? Für ihn ist das Laufen die reine, ehrliche Arbeit. Wer anständig trainiert, der bringt auch anständige Leistung. Also nichts wie raus aus den Federn, morgens um vier!

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x