Kaiserslautern Mit Online-Portal des Einzelhandels gegen Amazon

 Blick vom Martinsplatz in die Marktstraße.
Blick vom Martinsplatz in die Marktstraße.

Die Grünen im Stadtrat befürchten, dass die Ansiedlung von Amazon dem Kaiserslauterer Einzelhandel schadet. Deshalb fordern sie jetzt ein lokales Online-Portal für den Kaiserslauterer Handel und einen runden Tisch, an dem Ideen zusammengetragen werden, wie die Innenstadt gestärkt werden könnte.

Die Grünen-Fraktionsmitglieder Michael Kunte und Dieter Siegfried haben sich Rat bei Hanno Scherer, Citymanager und ehemaliger Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Rheinland-Pfalz geholt. Mit ihm haben sie Möglichkeiten diskutiert, die dem Einzelhandel helfen könnten. „Ich sehe die Gefahr durch den Riesen Amazon für unseren lokalen Einzelhandel. Wir wollen daher unsere Stärke in Kaiserslautern weiter ausbauen. Wir setzen auf positive Erlebniswelten vor Ort und individuelle Beratung. Außerdem wollen wir alternativ zu Amazon ein lokales Web-Interface mit möglichst starken und renommierten Partnern aufbauen, um eine zentrale Anlaufstelle für den Online-Einkauf bei Kaiserslauterns Einzelhändlern zu schaffen“, erklärte Scherer nach dem Treffen. Er fordert einen runden Tisch aus allen Vertretern in der Stadt, von den Stadtwerken bis zum Grünflächenamt, um zu schauen, wie man das Erlebnis Innenstadt stärken kann.

Die Grünen wollen sich jetzt dafür einsetzen, dass die Ideen für ein lokales Online-Portal und einen runden Tisch schnell umgesetzt werden. „Außerdem könnte aus unserer Sicht der neue hauptamtliche Citymanager den Aufbau des Portals unterstützen“, so Michael Kunte. Die Stelle soll im Laufe des Jahres ausgeschrieben werden.

Angst vor Lieferungen am Tag der Bestellung

Ende des Jahres war bekannt geworden, dass Amazon auf dem Einsiedlerhof ein großes Logistikzentrum baut. Zudem soll im Industriegebiet Nord ein Verteilzentrum entstehen, von wo aus die Waren direkt an die Endkunden geliefert werden. Die Grünen betonen, die Ansiedlung des Online-Riesen nach wie vor sehr kritisch zu sehen. Der Stadtrat sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden. In der Pandemie floriere der Online-Handel. „Auffällig ist jedoch, dass nicht alle gleichermaßen profitieren. Kleine und mittelständische Unternehmen werden im Kampf um Schnelligkeit und Auswahl von Amazon schnell in die Knie gezwungen. Amazon stellt definitiv eine Gefahr für den ohnehin schon angeschlagenen Einzelhandel dar“, so die Grünen. Sie befürchten, dass Kaiserslautern für eine neue Strategie von Amazon ausgewählt wurde, die sogenannte Same-Day-Delivery-Strategie. Mit den lokalen Verteilzentren, unter anderem auch in Ramstein, scheine Amazon sich darauf vorzubereiten, Lieferungen am Tag der Bestellung zu realisieren. Dem lokalen Einzelhandel werde damit ein entscheidender Vorteil genommen werden, urteilen die Grünen: der schnelle Erhalt der Ware.

Innenstadtbesuch soll Aufenthaltserlebnis bieten

Aus grüner Sicht kann der lokale Handel dagegensetzen, regional gefertigte Produkte mit kurzen Wegen zu vertreiben. „Wir setzen uns deshalb für eine Belebung unserer Innenstädte ein. Ein Innenstadtbesuch soll ein Aufenthaltserlebnis sein mit vielfältigen Geschäften, toller Gastronomie und guter Fahrrad- und ÖPNV-Anbindung.“

Die Grünen sehen nach eigenen Angaben sehr wohl, dass Amazon Arbeitsplätze vor Ort schafft. „Jedoch könnten an anderer Stelle viele verloren gehen.“ Zudem gehe die Ansiedlung mit einem enormen Flächenverbrauch von etwa 20 Hektar einher – und der Online-Riese zahle kaum Gewerbesteuer vor Ort.

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