Motorsport Mit geringstem Hubraum zur Meisterschaft

René Gundacker, der neue Deutsche Amateur-Bergmeister, in seinem Corsa beim Bergrennen in Queidersbach in der Zielkurve.
René Gundacker, der neue Deutsche Amateur-Bergmeister, in seinem Corsa beim Bergrennen in Queidersbach in der Zielkurve.

Der Pfälzer René Gundacker hat die Deutsche Amateur-Bergmeisterschaft 2022 für sich entschieden. Dass sein Corsa unter der Haube schwächer bestückt war als die Autos der Konkurrenz, wertet den Meistertitel noch auf.

Motorsport hat viele Gesichter. Formel-1-Boliden, Tourenwagen oder Trucks liefern sich mit heißen Reifen und mitunter mit gewaltigem Blechkontakt Duelle um den Sieg auf den Rennstrecken. Dann sind da natürlich all die Rallyes, bei denen nicht unmittelbar „Reifen an Reifen“, dafür über weitere Strecken gefahren wird. Und es gibt Bergrennen.

Bei diesen Einzelzeitfahren geht es auf kurvenreichen Bergstraßen um Ruhm und Ehre. Geld wird eher mitgebracht, denn verdient. Der Reiz liegt offensichtlich nicht im Verdienst, sondern direkt auf dem Asphalt. Sind doch solche Bergstrecken normalerweise Land- oder Kreisstraßen, die alle Bürger, so sie in der Nähe wohnen, in der Regel mit respektvollem Tempo nutzen, um von A nach B zu kommen.

Der rote Flitzer

„Das macht für mich die Faszination aus“, beschreibt der in Stelzenberg aufgewachsene René Gundacker, was für ihn ein Bergrennen ausmacht. „Den Berg ziehe ich jeder Rundstrecke und jeder Rallye vor.“ Hier hat einer eindeutig Benzin in den Adern – und nicht nur er. Der 34-Jährige, der in Elmstein wohnt und in Landau arbeitet, fährt zusammen mit dem Stelzenberger Werner Gundacker, seinem Vater, regelmäßig auch weite, mehrtägige Rallyes. „Die Zeit mit meinem Vater kann ich da schon sehr genießen“, will René Gundacker diese Erlebnisse nicht missen. Seine Vorliebe bleibt aber der Berg. Sagt er mit Überzeugung. Liegt vielleicht auch an seinem roten Flitzer, dem roten Corsa, Baujahr 2010, einem Turbolader mit 1,6 Liter Hubraum. Mit dem Auto ist der Kfz-Mechatroniker seit 2010 verbandelt. Er hat es sich damals als Straßenfahrzeug zugelegt. Fand er einfach gut.

Im normalen Straßenverkehr rollt der kleine Rote allerdings schon eine Weile nicht mehr. Seit sie im Jahr 2018 das erste Bergrennen gemeinsam bewältigten, hat ihn sein Fahrer mehr und mehr an den Berg angepasst. Anfangs der Karriere kam das Auto noch auf der „eigenen Achse“ zu den Rennen, es war noch als Straßenfahrzeug zugelassen. Vergangenheit. Das Auto wurde „modifiziert“. Sagt sein Besitzer. Heißt, Gundacker, er ist ja vom Fach, hat daran rumgeschraubt und es an die kurzen, heftigen Bergrennen angepasst. Mitfahren kann jetzt nur noch er. Es gibt nicht einmal mehr einen Beifahrersitz.

Kurz und knackig

Wirklich lange ist Gundacker ohnehin nicht in seinem Corsa unterwegs. Die Rennstrecken sind nicht länger als zwei Kilometer, meist sogar deutlich kürzer. Kurz aber knackig ist die Herausforderung bei dieser Art des Motorsports. Wie verhält sich die Kurve, wo ist der richtige Bremspunkt, sind Bodenwellen einzukalkulieren? Der einsame Kampf gegen die Zeit, die Suche nach der Ideallinie, das Rennen gegen die Stoppuhr von unten nach oben, sie fordert die Fahrer gewaltig heraus. Bevor es losgeht, prüft Gundacker noch schnell die Luft, schaut nach dem Öl. Ist nicht notwendig, hat er ja zuhause längst gemacht. „Es beruhigt aber ungemein“, gibt er lachend zu, dass es dabei eher um sein Wohlbefinden als um die Technik am Auto geht. Es braucht in der Tat gute Nerven. Der Berg verzeiht bei der möglichst schnellen Aufwärtsfahrt eben keine Fehler, nicht mal die kleinsten.

Nun, in der zurückliegenden Saison hat René Gundacker bei den Meisterschaftsläufen die wenigsten Fehler gemacht, stand am Ende in seiner Klasse „Verbesserte Tourenwagen über zwei Liter Hubraum“ auf Platz eins. Moment, der Corsa hat doch nur 1,6 Liter! Ja, aber halt den Turbolader, der verschiebt ihn gleich mal zu den stärkeren Autos in die Klasse, lautet da die Erklärung. Die anderen haben zwar mehr Power, aber ohne Ideallinie lassen sie Zeit liegen, und genau deshalb hat ihnen der Corsa, hat ihnen René Gundacker in diesem Jahr den Titel weggeschnappt. Das gab es so noch nie.

Corsa auf dem Anhänger

„Pro Rennen fährt jeder drei Mal hoch“, erläutert Gundacker den Modus, der aus einem Trainingslauf und zwei Wertungsläufen besteht. Insgesamt zwölf Mal ist er in diesem Jahr mit Unterstützung der Familie, samt Corsa auf dem Hänger, zu Bergrennen gefahren. Ganz nah war, wie immer, das Bergrennen in Queidersbach. „Das ist einfach nur schön dort“, will er sein „Heimrennen“ auf keinen Fall außen vor lassen, auch wenn es kein Wertungslauf war.

Für die Meisterschaft zählten unter anderem die Läufe in Klotten an der Mosel oder in Wickenrodt im Hunsrück. Wo überall nächstes Jahr um die Meisterschaft gefahren wird, das steht noch nicht fest. Ist René Gundacker auch nicht so wichtig, er will den Titel verteidigen, egal wo die Berge zur kurzen knackigen Aufwärtsfahrt rufen. Und genau deshalb wird er seinen Corsa weiter pflegen und warten, damit die Technik rund läuft, wenn es zählt.

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