Kaiserslautern „Mit Frequenz sehr zufrieden“

„Die Lauterer müssen mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen“, sagt Center-Managerin Sabine Friedrich im Gespräch mit Claudia Sc
»Die Lauterer müssen mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen«, sagt Center-Managerin Sabine Friedrich im Gespräch mit Claudia Schneider.
Gehen die Leute bei so einer Hitze gerne in ein Shopping-Center wie „K in Lautern“ einkaufen?

Dem einen oder anderen ist sicherlich bekannt, dass wir eine Kühlung im Haus haben. Aber man muss ganz klar sagen: Über die Sommermonate ist die Frequenz immer ein Stück weit geringer. Die letzten beiden Wochen haben wir schon gemerkt, dass sich der ein oder andere lieber im Keller verkriecht. Wie viele Kunden kommen täglich? Wir haben eine durchschnittliche Kundenfrequenz von 25.000. Ist das gut oder schlecht für ein Einkaufszentrum dieser Größe? Man wünscht sich immer mehr, aber wir sind sehr zufrieden. Wir befinden uns immer noch in der Markteinführung. Diese kann bis zu fünf Jahre in Anspruch nehmen. Wir müssen den Kunden weiterhin zeigen, wir sind hier, kommt zu uns, statt zu gewohnten Einkaufsdestinationen in der Region wie Mannheim oder Saarbrücken zu fahren. Was für ein Einzugsgebiet streben Sie langfristig an? Momentan kommen die Leute aus einem Umkreis von 15 bis 30 Minuten angefahren. Wir wollen allerdings auch vermehrt Besucher aus den Zonen über 30 Minuten erreichen. Das heißt, Sie wollen die Pirmasenser haben, Kunden aus Kusel, Kirchheimbolanden? An den Wochenenden ist das Einzugsgebiet deutlich erweitert, sodass wir auch Besucher aus diesen Regionen erreichen. Stimmen die Zahlen oder hinken die noch den Erwartungen hinterher? Bei der Frequenz sind wir sehr zufrieden, bei den Umsätzen wollen wir beispielsweise durch die Ansprache der Besucher aus dem Umland weiter zulegen. Können Sie Zahlen nennen? Nein. Wie sieht es mit Leerständen und Wechseln aus seit der Eröffnung im Jahr 2015? Wir haben über 100 Shops und davon im Moment nur zwei Leerstände, die wir in den nächsten Monaten vermieten werden. Ich kann aber noch keine Namen nennen. Grundsätzlich sind die einzelnen Läden so angelegt, dass man jederzeit Wände einsetzen und herausnehmen kann. Deshalb sind wir sehr flexibel. Wechsel in einem Shopping-Center sind ganz normal, es zeigt sich oftmals erst nach einiger Zeit, was am Standort passt und was weniger gut funktioniert. Insgesamt gab es um die zehn Wechsel seit der Eröffnung in Kaiserslautern, das ist völlig im Rahmen. Fehlt aus Ihrer Sicht etwas im Angebot? Insgesamt sind wir mit dem Mix zufrieden, wir können dem Kunden nahezu alles anbieten. Was wir uns wünschen würden, ist zum Beispiel ein Anbieter aus der Unterhaltungselektronik. Das fehlt in der Innenstadt. Wir haben ein breites Angebot, angefangen bei C&A und Primark bis zu Marken wie Jack & Jones für die junge Generation, Lebensmittel, Schuhe, Schmuck. Man hört immer wieder, dass ein Geschäft wie Zara vermisst wird. Wir bilden letztendlich ab, was der Kunde sich wünscht. Viele Leute sagen, das Angebot ist zu sehr auf junge Leute zugeschnitten. Das stimmt, unter der Woche haben wir auch ein sehr junges Publikum, unter 30. In der Mittagszeit und abends sowie an Freitagnachmittagen und am Wochenende kommen vermehrt Berufstätige, Familien und Amerikaner. Wir sehen uns genau unsere Kunden an und richten danach unseren Mietermix, darüber hinaus betrachten wir die Geschäfte in der Innenstadt. Wir wollen keine Dopplungen und wir wollen keine Konzepte aus der Innenstadt in das Center holen. Das ist nicht unser Ziel. Uns ist nicht daran gelegen, die Innenstadt zu leeren. Es funktioniert nur gemeinsam. Wie beurteilen Sie den Einkaufsstandort Kaiserslautern insgesamt? Als ich hierher kam, war ich überrascht. Die Innenstadt hat einen tollen Besatz, eine tolle Frequenz. Wir haben schöne Cafés, gute Restaurants. Die Herausforderung für die Zukunft ist, darauf zu achten, wie wir uns als Stadt inklusive Einkaufscenter zukünftig auf dem Markt positionieren. Wir müssen uns gegenseitig befruchten und beispielsweise darauf achten, dass die ÖPNV-Anbindung stimmt, die Verkehrsführung gut ist. Wie nehmen Sie das Image wahr? Die Lauterer müssen mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen. Sie haben eine tolle Stadt, eine lebendige City, ein tolles Kulturangebot, viel Natur. Sie sollten positiver über all das reden. Die Universität, die Forschungsinstitute und erfolgreiche ansässige Unternehmungen sind zu wenig bekannt. Ich habe Kaiserslautern nur mit Pfaff in Verbindung gebracht. Sind Sie schon in der Stadt angekommen? Fragen Sie mich in zwei, drei Monaten. Ich werde gegen Ende des Jahres hierher umziehen. Ich möchte auf jeden Fall länger bleiben. Im Moment habe ich einen Zwölf-Stunden-Tag. Wir haben viele bauliche Themen im Center, die wir angehen müssen. Da bleibt für viel mehr keine Zeit. Apropos bauliche Veränderungen. Im Mai bei dem Unwetter stand die Mall unter Wasser. Alles wieder im Lot? Bei dem Starkregen kam das Wasser von der Pariser Straße durch einige Türen. Es entstand ein Schaden im sechsstelligen Bereich, der sich schnell in einem Bereich bis zu einer halben Million Euro bewegen kann. Das Wasser drang in den Boden, in die Zwischenwände. Diese sind teilweise so schwer betroffen, dass ein Austausch notwendig ist. Wir werden deshalb temporär Schließungen von manchen Shops im Basement haben. Für die Zukunft haben wir Vorkehrungen getroffen, Barrieren geschaffen, die wir vor Türen und Schaufenster legen können, wenn die Wassermassen kommen. In Zeiten des zunehmenden Online-Handels reicht Verkaufen nicht mehr. Was setzten Sie dagegen? Veranstaltungen sind wichtig. So freuen wir uns auf die Surf-Days in der nächsten Woche bei uns auf dem Parkdeck. Da haben unsere Besucher die Möglichkeit, Wellenreiten live mitzuerleben. Es sind aber nicht nur die Veranstaltungen. Service ist ein ganz wichtiges Thema. Der stationäre Handel muss das anbieten, was das Internet nicht kann. Beispielsweise Kleidung kurzfristig kürzen oder individuelle Beratung. Das ist wichtiger denn je. Da bieten wir unseren Partnern im „K“ auch Coachings an. Wir sind über die Umsätze in den einzelnen Läden informiert, geben Hinweise, wenn etwas aus unserer Sicht nicht gut läuft. Nennen Sie mal ein Beispiel. Wenn eine Verkäuferin die ganze Zeit mit dem Handy beschäftigt ist, weise ich darauf hin, dass dies nicht kundenfreundlich ist und bitte dies zu unterlassen. Welche Shops laufen am besten? Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Unsere Magneten TKmaxx, Aldi, DM, Superdry werden ihrer Funktion vollumfänglich gerecht. Stimmt es, dass Ihre Mieten viel teurer sind als in der Innenstadt? Ich nenne keine Zahlen, aber vieles, was da draußen kursiert, ist jenseits von Gut und Böse. Feste Mieten gibt es bei uns in diesem Sinne nicht. Diverse Faktoren nehmen Einfluss auf die Miete, zum Beispiel die Lage im Center. Wird es auch in 20 Jahren noch Einkaufszentren geben? Auf jeden Fall, aber sie werden wahrscheinlich nicht aussehen wie heute. Kunden, für die Service, Qualität, Haptik wichtig sind, werden immer stationär einkaufen. Shoppen ist ja auch ein soziales Erlebnis. Allerdings werden auch wir als Shopping-Center digitaler werden. Der Kunde wird Warenbestände vor dem Besuch online abrufen können. Dürfen Sie als Center-Managerin anziehen, was Sie wollen? Im Rahmen. Es ist aber ähnlich wie in der Bank. Wir sollen schon seriös auftreten. Ich würde nicht in Jeans und Flipflops rumlaufen. Sie fahren jetzt in Urlaub. Was machen Sie Schönes? Wellenreiten. Also wir machen einen zweigeteilten Urlaub. Eine Woche lang werde ich Wellenreiten gehen. Morgens früh aufstehen, raus aufs Meer, rein in die Brandung und warten, bis die richtige Welle kommt. Das entschleunigt mich. Ich brauche die Bewegung, da kriege ich den Kopf frei. Dann geht es nach Skandinavien. Dort wollen wir zwei Wochen lang nur am Strand spazieren gehen und unsere Ruhe haben. Was machen Sie sonst so zum Ausgleich? Ich bin begeisterte Läuferin, fahre Rennrad, klettere, im September mache ich einen Triathlon. Ich gehe gern an meine Grenzen. Das kann ich, glaube ich, hier in Kaiserslautern alles gut machen. Haben Sie noch Wünsche an die Stadt? Es ist wichtig, dass die Anliegen des Handels gesehen werden. Ob das die Verkehrsanbindung ist, Ausschilderungen, Baustellenmanagement, Veranstaltungen. Wir müssen frühzeitig eingebunden werden. Wenn wir keine toten Innenstädte wollen, müssen Gastronomie und Handel bei allen Entscheidungen gehört werden. Weil der Kunde Alternativen hat, den Onlinehandel und andere Städte. Dauerbaustellen dürfen nicht zur Belastung werden. Es gab zuletzt eine Diskussion über Sauberkeit und Sicherheit rund um die Shopping-Mall. Tut sich da was? Da sind wir in intensiven Gesprächen mit der Stadt. Ordnungsamt und Polizei bemühen sich, dass es besser wird. Es wird über Alkoholverbote und Platzverweise geredet. Die Stadt sollte aus meiner Sicht den jungen Menschen alternative Plätze anbieten, an denen die sich aufhalten können. Muss es sauberer werden? Wir können nur bis zur Grundstücksgrenze für Sauberkeit sorgen, das machen wir. Aber auf die Straße, auf die Fußgängerzone, darauf haben wir keinen Einfluss. Wir wünschen uns, dass die Stadt auch weiterhin die Thematik begleitet.

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