Kaiserslautern Menschen statt Zahlen

Manchmal führt ein Umweg zum beruflichen Wunschziel. Katrin Ziebarth ist ihn gegangen – nach reiflicher Überlegung und mit Erfolg. Seit August verstärkt die frisch gebackene Pastoralassistentin das Seelsorgeteam der Projektpfarrei Hl. Franz von Assisi in Queidersbach.
Wie ein freundlicher Willkommensgruß wirft die Sonne ihr Licht ins Erdgeschoss der Queidersbacher Kaplanei. Hier hat Katrin Ziebarth für die nächsten Jahre ihren Sitz. Auch wenn das kleine Büro schon ihre Handschrift trägt, ist das meiste noch neu für sie. „Ich muss mich erst mal mit den Strukturen, meinen verschiedenen Einsatzstellen und vor allem mit den Menschen vertraut machen.“ Die liegen der Pastoralassistentin besonders am Herzen. „Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen, mit ihnen zu arbeiten und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Auch auf dem zu Gott.“ Kirche und Glauben spielten schon immer eine zentrale Rolle im Leben der 38-Jährigen. „Ich bin christlich sozialisiert und war in meiner Heimatgemeinde Weingarten von jeher in der Pfarrei aktiv, als Messdienerin, in der Jugendarbeit und in Gremien.“ Während der Schulzeit habe sie zeitweise erwogen, Theologie zu studieren. „Aber die Ausbildung dauert insgesamt zehn Jahre, außerdem muss man Griechisch und Hebräisch beherrschen. Das hat mich davon abgehalten, denn Sprachen gehörten nicht zu meinen favorisierten Fächern.“ Stattdessen schrieb sie sich nach dem Abitur, das sie am Gymnasium in Speyer ablege, für ein duales Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Berufsakademie Mannheim ein. Den praktischen Studienteil absolviert sie im Christlichen Jugenddorf (CJD) Wolfstein. Auch für ihre erste Stelle blieb sie dem CJD treu, allerdings in Dortmund. „Die Arbeit hat mir gefallen, weil ich dabei immer Kontakt zu Jugendlichen hatte.“ Nach drei Jahren wechselte sie in die Buchhaltung des Ludwigshafener St. Marien-Krankenhauses, um schließlich die Verwaltung der ökumenischen Sozialstation in Landau zu leiten. „Während all der Zeit habe ich mich nach wie vor in der Kirchengemeinde eingebracht. Im Lauf der Jahre ist mir immer klarer geworden, dass mich das wesentlich mehr erfüllt als der Umgang mit Zahlen.“ Ein geistliches Wochenende im Jahr 2005 trug einen entscheidenden Teil dazu bei. „Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, was ich wirklich will: in einer Pfarrei arbeiten und die Menschen auf der Suche nach Gott unterstützen.“ 2010 machte Katrin Ziebarth Nägel mit Köpfen und traf eine wegweisende Entscheidung: Sie tauschte ihren Führungsposten gegen das Theologiestudium in Mainz – ein Neuanfang auf allen Ebenen, aber mit dem sicheren Gefühl, „die richtige Richtung eingeschlagen zu haben“. Sie las sich in das Alte und Neue Testament ein, setzte sich mit Philosophie und Pastoraltheologie auseinander, büffelt Kirchenrecht und -geschichte. Und lernte Griechisch und Hebräisch. Die erworbenen Kenntnisse konnte sie in dem Pastoralkurs, der 2014 begann, vertiefen und erweitern und während ihrer Berufseinführungszeit im Bliesgau in die Praxis umsetzen. „Rückblickend war es gut, dass ich mit dem Theologiestudium nicht gleich nach dem Abi begonnen habe. Zu der Zeit war mir die Gemeinschaft mit anderen Jugendlichen wichtig. Die Einsicht, dass Christus im Mittelpunkt der Gemeinschaft steht, kam erst später.“ Mit 20 Jahren habe sie vieles einfach hingenommen, nichts hinterfragt. „Ich musste ein gewisses Alter erreichen und Erfahrungen sammeln, um mich ganz bewusst mit der Kirche und dem Glauben auseinander setzen zu können“, sagt die Diplom-Theologin und bezeichnet den Prozess als ein „Sich-fest-Machen“. „Wobei der Prozess sicher nie ganz abgeschlossen sein wird, man entwickelt sich ja stets weiter. Es gibt immer neue Herausforderung, an denen man wachsen kann.“ Welche in der neuen Pfarrei auf sie warten, weiß sie noch nicht. „Ich weiß nur, dass ich mich auf meine Arbeit und die Menschen freue.“ Zum Einstand habe ihr jemand einen bunten Blumenstrauß geschenkt, als Synonym für die unterschiedlichen Menschen, die alle ihren Platz in der Gemeinde haben. „Diese Metapher gefällt mir. Ich sehe es genau so.“ Gelegenheit, erste Kontakte zu knüpfen, wird die Fußwallfahrt am Sonntag bieten. Auf ihr wird Katrin Ziebarth als neues Mitglied des Pastoralteams vorgestellt, aus dem sich gleichzeitig Kaplan Kiran Dasari verabschiedet. Info Die Fußwallfahrt der Queidersbacher Gemeinde beginnt am Sonntag, 28. August, um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst an der Wallfahrtskapelle Maria Bildeich. Die Wegstrecke (mit Rast in Horbach): Sickinger Höhe nach Weselbach, dann Horbach (etwa 14.30 Uhr), schließlich durch das Steinalbtal nach Waldfischbach, Maria Rosenberg. Verspergebet ist um 18 Uhr, danach bewirten die Kirchenbauvereine die Pilger. Wer frühs zur Bildeich wandern möchte, sollte um 8 Uhr an der Kirche in Queidersbach sein. Informationen und Anmeldung im Pfarramt unter Telefon 06371/46390.