Kaiserslautern Mathematik im Alltag

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Die Parkplatzsituation an der Technischen Universität Kaiserslautern (TU) ist ein Problem, über das sich schon so mancher Verkehrsplaner den Kopf zerbrochen haben dürfte. Bei einer Modellierungswoche in Oberwesel haben sich Schüler aus ganz Rheinland-Pfalz unter anderem dieser Frage angenommen und versucht, sie mit mathematischer Hilfe zu lösen. Organisator war das KOMMS-Zentrum an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern.

Der Name ist kompliziert: „Kompetenzzentrum für mathematische Modellierung in MINT-Projekten in der Schule“, kurz KOMMS. Die Idee dahinter ist es nicht. „Wir wollen Schülern zeigen, wie sie Mathematik anwendungsorientiert einsetzen können und sie fit für den Arbeitsmarkt machen“, erklären Martin Bracke und Horst Hamacher, beide von der TU. Dazu stehen den KOMMS-Mitarbeitern verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, darunter Lehrerfortbildungen, Seminare für Schüler und zweimal im Jahr die Modellierungswoche. Für diese können sich Lehrer mit ihren Schülern ab der 11. Klasse aus ganz Rheinland-Pfalz bewerben, schildert Bracke, der geschäftsführende Leiter von KOMMS. Pro Klasse stehen etwa ein bis zwei Schülerplätze zur Verfügung. Fünf Tage lang arbeiten die Schüler gemeinsam an einem ganz praktischen Problem. Bei der Modellierungswoche im Januar standen Energie und Mobilität auf dem Programm. Darunter die Parkplatzprobleme an der TU. Die Schüler sollten versuchen, mit Hilfe von Mathematik Lösungen zu finden. „Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Schüler via Internet belastbare Informationen besorgen“, zeigt sich Hamacher, Professor am Fachbereich Mathematik der TU, beeindruckt. Wie die Schüler bei ihrer Problemlösung vorgehen, können sie selbst entscheiden. Das sei für die Lehrer, die gewohnt seien, ihren Unterricht geradlinig durchzuziehen, nicht immer einfach auszuhalten, berichtet Bracke schmunzelnd. „Die Schüler müssen ihre Schlüsse selbst ziehen“, betont er. Was die Schüler dabei schnell merken: Ausrechnen lässt sich alles Mögliche, aber ob es deswegen auch sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. „Es geht darum, dass die Annahme klar definiert ist“, sagt Hamacher. Wenn Schüler sehen, wie sich mit Hilfe der Mathematik Alltagsfragen lösen lassen und dadurch selbst in der Lage sind, Fakten zu überprüfen, sei das für die ganze Gesellschaft wichtig, betont Hamacher. In Sachen Parksituation entschieden sich die Schüler übrigens dazu, ein Parkhaus zu bauen – sie berechneten die Auslastung, erstellten einen Businessplan und programmierten eine Simulation. „Das haben die Schüler echt super gemacht“, lobt Bracke. Der Vorteil: Anders als in der Schule können die Schüler ohne Notendruck diskutieren. Solche Modellierungsaufgaben, in denen praktische Anwendungsbeispiele im Vordergrund stehen, wünschen sich die beiden Wissenschaftler auch im Schulunterricht. Wie das aussehen könnte, vermitteln sie unter anderem einmal im Jahr bei einem Schulbesuch, bei dem das gesamte Kollegium geschult wird. Klar sei aber auch: Ohne regulären Mathematikunterricht in der Schule, der die fachliche Voraussetzung für die Modellierungsprojekte liefert, geht es nicht. Gefördert wird die Modellierungswoche durch die TU, den Fachbereich Mathematik, das Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) und den Europäischen Sozialfonds (ESF). Für die nächste Modellierungswoche vom 18. bis 23. Juni in Lambrecht können sich Interessierte bewerben. Thema dort wird Sport und Sportorganisation sein. Im Netz Mehr zu den Projekten von KOMMS gibt es im Internet unter www.komms.uni-kl.de/home/ |jtt

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