Kaiserslautern Lauterer Lexikon: G wie Gautag

In der Dr.-Frick-Straße, der heutigen Fischerstraße, wurde am Gautag vor dem Mittelblock der Wohnanlage eine Tribüne aufgebaut (
In der Dr.-Frick-Straße, der heutigen Fischerstraße, wurde am Gautag vor dem Mittelblock der Wohnanlage eine Tribüne aufgebaut (auf unserem Foto). Gauleiter Josef Bürckel plärrte Propaganda, und Soldaten paradierten vorbei.

Kaiserslautern wird am 15. Januar 1939 Gauhauptstadt des Gaues Saar-Pfalz und nicht, wie oft behauptet, des Gaues Westmark. Kaiserslautern bleibt nur neun Monate, bis September 1939, Hauptstadt des Gaues. Die Stadt wird dann dieses Titels „enthoben“. Einen offiziellen Führer-Erlass gibt es nicht; aber es gibt einen vom 7. Dezember 1940, der Saarbrücken zur Hauptstadt des Groß-Gaues-Westmark-Saar-Pfalz-Lothringen erhebt.

Grund des Orts- und des Namenswechsels war der am 22. Juni 1940 beendete Frankreichfeldzug. Die Gauhauptstadt musste weiter nach Westen rücken, daher Saarbrücken. Um für Kaiserslautern als mögliche künftige Hauptstadt des Gaues Westmark zu werben, wird für den 1. und 2. Juli 1939 ein „Gautag am Westwall“ befohlen. In der Dr.-Frick-Straße, der heutigen Fischerstraße, wurde vor dem Mittelblock der Wohnanlage eine Tribüne aufgebaut. Gauleiter Josef Bürckel plärrte Propaganda, und Soldaten paradierten vorbei.

In der Hoffnung, Hauptstadt des Gaues Westmark zu werden, planen die Kaiserslauterer Nazis die Stadt schon seit Januar 1939 weiter um. Der Leiter des Stadtbauamts, Walter Bremer, plant zusammen mit den Architekten Alexander Voigt und W. Heyl eine neue Stadt. In einer internen Aufzeichnung des Planungsamts der Stadtverwaltung aus dem Jahr 1996 steht, dass 30 Meter breite Ringstraßen vorgesehen waren und ein „pseudosakraler Bezirk“ mit überdimensionalen Baukörpern auf Höhe des heutigen Rathauses. Am Nordeingang der Schneiderstraße, bei der heutigen Fruchthallstraße, sollte ein riesiger Torbogen stehen. Die Fruchthalle wäre abgerissen worden.

Am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg und Kaiserslautern wird eine Trümmerstadt. Nur sechs Jahre nach dem Gautag nimmt im Juli 1945 ein französischer General auf einer Tribüne, ebenfalls vor der Wohnanlage in der Fischerstraße, die Parade eines tunesischen Regiments ab. Die Stadt ist ab Juli 1945 französische Besatzungszone.

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