Kaiserslautern Kunstwerk „Totlast“: Nicht in Duisburg

Der Künstler Gregor Schneider hat verärgert auf die Absage der Stadt Duisburg reagiert, sein Raum- und Tunnelkunstwerk „Totlast“ zu realisieren. Er warf gestern Oberbürgermeister Sören Link (SPD) „Rechtsbruch“ vor. Dieser sei als Kuratoriumsvorsitzender des Duisburger Lehmbruck-Museums seit Langem über Inhalt und Titel des Projekts informiert gewesen, so Schneider.

Link hatte die Absage nur gut fünf Wochen vor der geplanten Eröffnung bei der Ruhrtriennale mit der noch nicht verarbeiteten Loveparade-Katastrophe von 2010 begründet. „Ich habe alles mit Modellen vorgestellt“, sagte Schneider. „Hätten wir es rechtzeitig gewusst, wären wir in eine andere Stadt gegangen.“ Dass Link das Projekt fallen lasse, sei „ein klarer Rechtsbruch“, da dafür kein Mehrheitsbeschluss gefasst worden sei. „Eigentlich ist das ein Riesengeschenk, das wir der Stadt Duisburg machen wollten“, sagte der aus Mönchengladbach stammende Schneider (45). Das Lehmbruck-Museum wäre durch das Projekt „komplett verwandelt“ worden. Oberbürgermeister Link hatte erklärt, Duisburg sei „noch nicht reif“ für ein Kunstwerk, dem Verwirrungs- und Paniksituationen immanent seien. Am 24. Juli 2010 waren bei einer Massenpanik auf dem engen Zugang zum Loveparade-Gelände in Duisburg 21 Menschen ums Leben gekommen. Hunderte Menschen wurden verletzt. Schneider sagte, an „schwierige Orte“ wie Duisburg zu gehen, sei für ihn eine künstlerische Herausforderung. Ein ähnliches begehbares Tunnelsystem habe er auch schon in Madrid gebaut – dort habe es keine Panikattacken von Besuchern gegeben. Für Duisburg hätten die geplanten Röhren einen größeren Durchmesser von 2,20 Metern gehabt. „Es sind Röhren und keine Tunnelunterführung“, sagte Schneider. Er dankte dem Ruhrtriennale-Intendanten Heiner Goebbels dafür, „dass er sich vor das Kunstwerk gestellt hat“. Goebbels, ein gebürtiger Neustadter, hatte die Verhinderung von „Totlast“ als „Affront gegen die Freiheit der Kunst“ kritisiert und der Stadt Duisburg Zensur vorgeworfen. (dpa)

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