Kaiserslautern Kleines „Happening“ zum Arbeitsauftakt

Was passiert da gerade zwischen den Wohnblocks für Asylbewerber am Asternweg? Kinder und Erwachsene hantieren mit Pinsel und Farbe, ein Junge hat sich die Gitarre des Musikers Michael Halberstadt genommen und versucht sich an ersten Akkorden; auf einem Tisch steht ein Korb mit Brezeln, einfach so zum Zugreifen. Die Stimmung ist ausgesprochen gelöst. „Wie ein Happening“, findet Daphne Landenberger.

Die Betreiberin des Kulturtreffs AmWebEnd hat die Aktion angestoßen. Wie die RHEINPFALZ mehrfach berichtete, hat sie eine Ausstellung mit Exponaten von Künstlern und Hobbymalern organisiert mit dem Ziel, den Erlös aus dem Verkauf beziehungsweise der Versteigerung der Bilder in ein Projekt des Arbeits- und Sozialpädagogischen Zentrums (ASZ) zu geben. Dessen Geschäftsführer Willi Schattner hatte die Idee, mit dem Geld einen überdachten Freisitz samt einem Sandkasten zwischen den Wohnblöcken zu schaffen. Gestern war Arbeitsbeginn. Vom Kulturtreff ist unter anderem Andreas Fillibeck mit seinen Töchtern zur Unterstützung gekommen. Paula (11) und Nora (9) malen eine goldgelbe Sonne und einen hellblauen Himmel an die Hauswand im Hintergrund des Geländes. Die Wand gehört der Firma Iveco; Geschäftsführerin Bettina Göbelsmann habe ihre Einwilligung zu der Aktion gegeben, berichtet Schattner. Auf Leitern und Stühlen stehen die Helfer, darunter der Arzt Ruhi Rafat. Als langjähriges Mitglied im Migrationsbeirat der Stadt, beim Inneren Dialog und ähnlichen Organisationen kümmert sich der gebürtige Iraner schon lange um Asylbewerber. An die Backsteinwand hinter den Wäscheleinen pinselt er sein Motto: „Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind ihre Bürger.“ Ihm zur Hand geht sein Landsmann Milad Sharif. Vor zweieinhalb Jahren habe er selbst am Asternweg gewohnt, erzählt er. Damals habe es in den Blocks noch ganz anders ausgesehen. Heute ist der junge Mann Kameraassistent beim Südwestrundfunk. Für die Verschönerung seiner ehemaligen Wohnstätte nimmt er in seiner Freizeit gern den Pinsel in die Hand. Pfalztheaterschauspielerin Hannelore Bähr kommt mit einem Dutzend Berliner vorbei. Dem Pinsel kann sie anscheinend auch nicht widerstehen und malt einfach mal mit. Nur die Bewohner selbst wissen irgendwie nicht, was es mit dem Geschehen auf sich hat. Viele seien noch neu am Asternweg, hat Rafat dafür Verständnis. Die Trommelsession mit Sabine Massing und „He jambo, wenga, wenga, olé“ schafft es dann aber doch, ein paar Leute an die Fenster zu locken. „Das hier ist nicht nur für Asylbewerber gedacht, sondern für alle Bewohner“, betont Barbara Mangold, die beim ASZ die ehrenamtlichen Helfer betreut. Der überdachte Ruheplatz solle die Bewohner auch etwas von der Straße wegholen – es habe da schon Beschwerden gegeben. Der Gedanke sei, dass sie von der Straße aus im Hintergrund etwas Schönes sehen und sagen: „Da gehen wir hin.“ (krh)

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