Kaiserslautern Keiner soll alleine auf der Couch versauern

Kreativ und aktiv: das Trainerteam des JSV Kaiserslautern.
Kreativ und aktiv: das Trainerteam des JSV Kaiserslautern.

Sporthelden der Coronakrise: Schreibkraft statt Griffkraft, Fernwürfe statt Kontaktsport, Inspiration statt Kampf: Beim Judo Sportverein Kaiserslautern lassen die Trainer nichts unversucht, um ihre rund 100 Judokas durch die Pandemie zu bringen.

Seit gut einem Jahr ist es in den Judo-Dojos dunkel und leer. Judo ist Kontaktsport, lebt vom Anfassen, hat was von Enge. Enger Kontakt darf aber in Zeiten der Pandemie nicht sein. Der JSV hat es trotzdem geschafft, Kontakt zu halten, zu seinen Mitgliedern und Judokas von überall her.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via YouTube.

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Für das Team des Judosportvereins ist das, was seit dem Ausbruch von Corona passiert ist, eine gefühlte Katastrophe. „Unser Verein liegt uns allen sehr am Herzen. Er dient nicht nur zum Sport treiben und sich austoben oder Ausgleich zum Alltag schaffen. Er bedeutet Familie. Familie, die man gerne wieder sehen möchte. Familie, die man mit allen Mitteln zusammenhalten möchte“, bringt Ronja Schillig, eine der Vereinstrainerinnen, auf den Punkt, was den Verein bewegt, sich von Anfang an mit maximaler Kraftanstrengung gegen die verordnete Leere auf der Matte zu stemmen.

Es waren Ideen gefragt, und die sind im Team geflutscht. Erst wird ein ausgeklügeltes Hygienekonzept ausgearbeitet. Ist gut, nützt aber nichts. Drinnen geht ziemlich rasant gar nichts mehr. Also suchen die Trainer ihre Chance im Freien. Ungewohnt für Judokas, aber Liegestützen, Joggen, Gleichgewichtsübungen oder auch Yoga für eine kontrollierte Atmung werden von den Trainern angeboten und angenommen. Fit bleiben für die Matte, für den nächsten Kampf war bei allen die Devise. Konnte da ja keiner wissen, welch langer Atem von allen gefragt sein wird ...

Viel frische Luft

„Wichtig war uns, dass keiner alleine auf der Couch versauert“, blickt Ronja Schillig auf die Zeit zwischen dem ersten und zweiten Lockdown zurück. Mit Sicherheitsabstand und Hygienevorschriften wurde den Sportlern ein ausdauerndes und freudebringendes Training an viel frischer Luft geboten. Schlecht nur, auch das ging schon bald nicht mehr. Und nun? Jammern und den Stillstand akzeptieren?

„Der harte Lockdown raubte uns fast jede Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen auf der Matte. Es war niederschmetternd. Aber wir wären keine Judoka, würden wir so schnell kampflos aufgeben“, blickt Judomeisterin Ronja Schillig auf eine kurze Phase der Verzweiflung zurück.

Motivation aus dem Keller

Der Angriff der Trainer ließ nicht lange auf sich warten. Es ging schließlich um die Judo-Familie, und ihr wurde nun Online-Training für zuhause angeboten. Nur gut, dass gleich zu Beginn der Pandemie ein paar der Judomatten den Weg aus dem Dojo zuhause in den heimischen Keller gefunden hatten. Dort agieren seitdem Ryan Antipow, Judotrainer und Sportwart im Verein, sowie Lucas Schillig, ebenfalls Trainer, zusammen mit seiner Schwester Ronja als Motivatoren, als Erklärende und als Darsteller vor der Kamera. Sie drehen detailverliebte Trainingsvideos, erklären Judotechniken, die für alle auf dem Youtube-Kanal des Vereins einsehbar sind.

Anfrage aus den USA

Der Kanal kommt an. Neben den Mitgliedern greifen auch befreundete Trainerkollegen aus anderen Judovereinen auf den Kanal zu. „Es gab sogar eine Anfrage einer Privatperson aus den USA, ein extra Video mit Judowürfen zu erstellen, welcher wir gerne nachgekommen sind“, sieht Ronja Schillig durch viele Rückmeldungen den Einsatz der Trainer gewürdigt.

Zum Online-Training wird noch kurzerhand Judo-Rumble auf den Weg gebracht. Für jeden, der mag, heißt es nun, Hintern vom Sofa und bei der nächsten Aufgabe mitgemacht. Kraft, Ausdauer aber auch Kreativität fordern die Trainer beim Judo-Rumble ein. „Es geht einfach darum, aktiv zu sein und nicht auf dem Sofa zu vegetieren“, erwarteten die Trainer keine Höchstleistungen. Jeder kann mitmachen, wie er mag und kann, ist die Devise und der folgen auch viele Eltern der Judoschüler.

Postkarten für Freunde

Positive Rückmeldungen gab es auch auf die Postkartenaktion des JSV. Die vom Deutschen Judobund entworfenen Postkarten wurden vom JSV im späten Sommer an alle Mitglieder und auch an befreundete Vereine versandt. Handgeschrieben gingen über 100 Karten zur Post. Eine Aktion, die Durchhaltevermögen erforderte.

„Die Resonanz war äußerst positiv“, gibt Schillig zu, dass ihr die Antworten ein wärmendes Gefühl ums Herz bescherten und so auch die vom Schreiben schmerzende Hand schnell vergessen war.

Was die Trainer pusht

Es sind die Interaktionen mit den Judokas, auch wenn sie nur am Telefon oder halt online stattfinden, die den Trainern die Kraft geben, auch nach Monaten einfach weiterzumachen. Immerhin fehlt auch ihnen, die alle einem Job nachgehen, das erfüllende Hobby, fehlt das Judo sehr. Aber sie bleiben dran, stecken viel Energie in den Zusammenhalt des Judo Sportvereins Kaiserslautern, Energie die es derzeit braucht, um den Judokas den sportlichen Boden unter den Füßen zu erhalten.

„Die Trainer sind einzigartig, es ist nicht selbstverständlich, was sie hier leisten“, ist Norman Heinrich, der Vereinsvorsitzende, deshalb auch extrem stolz auf sein Team.

Infos

Mehr Infos zum Verein unter http://jsv-kl.de/

Hier der direkte Link zum YouTube Kanal des JSV:

https://www.youtube.com/channel/UCWUMoyzPunWxtm_scUFepRw

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