Kaiserslautern Karthago liegt in Kaiserslautern
Die konzertante Open-Air-Aufführung einer Barockoper lockte am Sonntagnachmittag viele Besucher in den Innenhof des Theodor-Zinkmuseums. Dieser wurde imaginär zum Karthago nach dem Trojanischen Krieg – ein Antikenstoff, der auch das Pfalztheater bereits zu einer Trilogie in dieser Spielzeit veranlasst hatte (wir berichteten), kam auf die Bühne.
Mit Henry Purcells Oper „Dido und Aeneas“ knüpfte Berthold Kliewer, der künstlerische Leiter des barocken Dreigestirns aus Chor (Klassischer Uni-Chor), Orchester (Barockensemble Karlsruhe) und Vokal-Solisten, an seine einstigen Erfolge als Initiator und Organisator der Cembalo-Tage, der Blockflöten-Tage und der Tage Alter Musik an, die er als stellvertretender Musikschulleiter zwischen 1985 und 2000 neben der Studienvorbereitung aufgebaut hatte. Kliewer hielt dieses klangliche Dreigestirn sicher zusammen, gab klare Einsätze, vermittelte agogisch geschickt, balancierte aus und führte stilsicher durch die rundum gelungene Aufführung. Der Orchesterpart wurde vom Barockensemble Karlsruhe übernommen, das sich mit der historischen Aufführungspraxis in plastischer Artikulation, adäquater Bogenführung und motivischer Detailtreue auf historischen Instrumenten auszeichnete. Dabei waren neben Barock-Violinen und Viola Gamben in Tenor- und Bass-Stimmung zu hören, weiter Barockgitarren zur rhythmisch-perkussiven sowie akkordisch füllenden Gestaltung. Der Basso-continuo-Part wurde von der selten zu hörenden Theorbe, dem Violone und Cembalo übernommen. Schon bei einer Chaconne als Einstimmung zeigte sich, dass der Klang so wesentlich durchsichtiger, filigraner und feinsinniger erscheint, sich Nuancen, stilistische Finessen weitaus besser realisieren lassen. Der von Kliewer optimal eingestimmte und vorbereitete Uni-Chor erwies sich einmal mehr als homogene Einheit, konnte treffend deklamieren, akzentuieren und sich dem rhythmischen Fluss der Aufführung anpassen. Stets trafen diese Choristen das Idiom dieser Klangsprache und erreichten eine lupenreine Darstellung. Die Hauptpartie der Dido fand in der aus Kandel stammenden Altistin Sandra Stahlheber eine herausragende Verkörperung dramatischer Leidenschaften und stimmlicher Bravour. Mit ihrer gestalterischen, interpretatorischen und darstellerischen Intensität setzte sie Maßstäbe, die neben ihr nur noch annähernd der Bariton Kevin Dickmann aus Stuttgart erreichte. Auch er konnte sich mühelos und mit der typischen heroischen, pathetischen Gebärde der stilisierten Barockoper gegen Chor und Instrumentalensemble behaupten. Dagegen blieb die aus Enkenbach-Alsenborn stammende Sopranistin Esther Mertel stimmlich zunächst etwas blass. Etwas schwankend in der Stimmführung (zu viel Vibrato) wirkte die französische Sopranistin Clotilde Diekmann, während man die als Hexen verkleideten Sängerinnen Marijana Gojkovic und Denise Seyhan (beide aus Karlsruhe) einmal gerne in größeren Rollen hören würde. Vor allem wirkten sie in der Gestik und Mimik ausdrucksstärker als andere nur absingende Darsteller.