Kaiserslautern Karola Marky erkundet nur mit einem Rucksack die Welt und bloggt darüber

Bloggerin und Rucksack-Reisende Karola Marky in der Ruinenstätte Petra in Jordanien.
Bloggerin und Rucksack-Reisende Karola Marky in der Ruinenstätte Petra in Jordanien.

„Reisen ist nicht immer Urlaub“, sagt Karola Marky. Sie muss es wissen: Nur mit dem Nötigsten im Rucksack hat sie die Welt umrundet. Das ist schon ein paar Jährchen her. Doch das Rucksackreisen bleibt ihre große Leidenschaft. Erst im Frühjahr legte sie die Strecke Tokio-Kaiserslautern weitestgehend auf dem Landweg zurück.

Die 31-Jährige betreibt im Internet unter dem Pseudonym „Alise“ einen Blog – https://backpackersguide.de – auf dem sie seit 2011 von ihren ungewöhnlichen Reisen durch die Welt berichtet. „Wenn ich wollte, könnte ich davon leben, die Zugriffszahlen sind gut“, sagt Marky und ergänzt nach einer kurzen Pause: „Aber ich will nicht von Sponsoren leben, sondern schreiben, was ich will.“ Sie sei keinesfalls eine weitere „Instagram“-Reisebloggerin, die an ihren Reisezielen nur die gerade online angesagten Fotomotive abklappert. Stattdessen steht sie mit beiden Beinen im Leben, promoviert an der Technischen Universität in Informatik.

Ein Amerikaner weckt die Reiselust

Aufgewachsen in Kaiserslautern, „bin ich mit meinen Eltern als Kind immer nach Spanien gereist“. Mit 18 Jahren folgten erste Kurztrips mit Freunden. Schon damals sei sie gern abseits der üblichen Reiserouten und Sehenswürdigkeiten unterwegs gewesen. Die Leidenschaft, alleine ihr noch unbekannte Länder zu bereisen, hat ein Amerikaner geweckt, erzählt Marky: „Auf Youtube gibt es ,Where the Hell is Matt’-Videos über einen jungen Amerikaner, der durch die Welt reist und an den ungewöhnlichsten Orten mit den Menschen tanzt.“ In einer besonders stressigen Klausurzeit habe sie die Videos gesehen – „und ich fand sie unglaublich cool“.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via YouTube.

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Nur wenige Monate später machte sie sich zum Videodreh des Amerikaners in Dresden auf: „Das war genau der Schmetterlingsschlag, den ich gebraucht habe.“ Mittels Mitfahrzentrale, Couchsurfing und Trampen ging es dann in den Osten, erzählt die 31-Jährige: „Dabei habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass die Welt nicht so böse ist, wie alle sagen.“ Statt ein Masterstudium schnell durchzuziehen, ging es nach dem Bachelor-Abschluss in Angewandter Informatik auf Weltreise. Das Geld dafür erarbeitete sich Marky mit verschiedenen Jobs, beispielsweise Nachhilfe oder als Uni-Tutorin: „Das war der schwierigste Teil und echte Fleißarbeit.“

Anfangs ist der Blog der Kontakt zur Familie

Um in Kontakt mit der Familie und den Freunden zu bleiben, setzte sie einen Blog auf, zunächst in deutscher Sprache, während der Reise wegen vieler neuer Bekanntschaften dann auch in Englisch. 2012 ging’s dann los – mit Bus, Bahn, Schiff, zu Fuß und trampend. Bei all ihren Reisen sei es Marky wichtig, „die Entfernung zu spüren und nicht nur in einem Flugzeug von A nach B zu fliegen. Abgesehen vom Umweltaspekt.“ Nur wenn es keine Alternative gab, sei sie geflogen. Berlin, Russland, die Mongolei über Südostasien nach Singapur seien so die ersten Stationen gewesen, übernachtet wurde jeweils in Hostels oder beim Couchsurfing.

An allen Reisezielen, auch heute noch, gehe es nicht darum, Sehenswürdigkeiten abzuhaken, erzählt die Doktorandin: „Während beispielsweise vor der Tempelanlage Angkor Wat die Touristen alle die berühmte Silhouette fotografiert haben, habe ich eine kleine Blume entdeckt, die zwischen den uralten großen Steinquadern gewachsen ist.“ Und die Bloggerin hat einen Tipp parat: „Sehenswürdigkeiten immer zu Randzeiten besuchen, kurz vor der Öffnung oder kurz, bevor für die Besucher geschlossen wird.“

„Beim Reisen gibt’s auch Scheißtage“

Neun Monate war sie damals unterwegs, habe gelernt, dass es zwischen Reisen und Urlaub einen entscheidenden Unterschied gibt: „Beim Reisen gibt’s, Entschuldigung, auch Scheißtage. Da ist nicht immer alles Instagram-Sonnenschein mit perfektem Licht. Nur will niemand zeigen, wenn es einem Mal nicht so gut geht.“ Das sei auf ihrem Blog anders. Wirklich schlimme Erfahrungen habe sie nirgends gemacht. Es seien nur nicht alle Begegnungen immer erfreulich gewesen: „Etwa die mit dem Taschendieb, der mir in der Mongolei beim Einsteigen in den Bus meinen Geldbeutel klauen wollte. Das hab’ ich aber rechtzeitig bemerkt und ihn wegstoßen können.“ Nach Asien folgten Stationen in Australien, Süd- und Nordamerika, ehe sie schließlich wieder zurückkehrte. 23 Länder hat Marky damals bei ihrer Weltreise besucht: Es war für sie die Initialzündung für das Rucksackreisen: „Diese Tour hat mich komplett verändert, ich habe viel über mich gelernt und meine Scheuklappen abgelegt.“

Für die nächste Reise noch keine konkreten Pläne

Mittlerweile hat sie 50 Länder bereist, gerade im Frühjahr legte die 31-Jährige die Strecke Tokio - Kaiserslautern größtenteils mit dem Zug zurück: „Ich bin Mitte März gerade in die Lockdown-Woche geraten, als ich auf meinen letzten Etappen war und gerade so noch reingekommen.“ Bei all ihren Trips habe sie viel gelernt – nicht nur an Sprachen, von denen sie neben Deutsch, Englisch, Französisch, Latein, Lettisch und Japanisch auch ein bisschen Spanisch, Russisch und Koreanisch spricht. „Für mich ist das Reisen nicht nur Instagram und Strandurlaub, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.“

Wohin die nächste Reise führt? Da hat die Bloggerin aktuell keine konkreten Pläne. Fest steht nur, dass es natürlich wieder mit dem Rucksack sein wird. Und keine Pauschalreise. Marky: „Man darf nicht unterschätzen, wie nett Menschen sind.“

Das Foto zeigt Machu Picchu (Peru) morgens früh um etwa 6 Uhr nach einer dreitägigen Wanderung zu Fuß, berichtet Marky
Das Foto zeigt Machu Picchu (Peru) morgens früh um etwa 6 Uhr nach einer dreitägigen Wanderung zu Fuß, berichtet Marky
Ein Sonnenaufgang vom Gipfel des Fujis (Japan) aus fotografiert. Den Aufstieg hat Marky über Nacht gemacht.
Ein Sonnenaufgang vom Gipfel des Fujis (Japan) aus fotografiert. Den Aufstieg hat Marky über Nacht gemacht.
Im Wadi Rum (Jordanien) hat Marky in einem Beduinenzelt übernachtet und die Gegend ausführlich zu Fuß und per Jeep erkundet.
Im Wadi Rum (Jordanien) hat Marky in einem Beduinenzelt übernachtet und die Gegend ausführlich zu Fuß und per Jeep erkundet.
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