Kaiserslautern Kaiserslautern: Uni und Gymnasium brauchen dringend mehr Platz

Zweckentfremdet: Auf dem Flur des Heinrich-Heine-Gymnasiums ist fast kein Durchkommen mehr. Die Radfahrer brauchen ihn für einen
Zweckentfremdet: Auf dem Flur des Heinrich-Heine-Gymnasiums ist fast kein Durchkommen mehr. Die Radfahrer brauchen ihn für einen Funktionstest. Rollentraining, Athletikübungen und ein Sprinttest laufen parallel. Foto: HHG/Frei

Hintergrund: Die Fußballer des Heinrich-Heine-Gymnasiums trainieren auf dem Flur der Eliteschule des Sports, die Unisporthalle ist von 7 bis 23 Uhr dicht und platzt aus allen Nähten. Uni und Heinrich-Heine-Gymnasium brauchen dringend mehr Sportstätten.

Jan Christmann, Liter des Sportzweiges am HHG, und Thomas Woll, Leiter des Unisports, schildern im RHEINPFALZ-Gespräch, wo es hakt und wie die von ihnen erhoffte Multifunktionshalle da helfen könnte. In Sachen Unisport hat Kaiserslautern die Nase vorn. 43 Prozent der Universitätsangehörigen nutzen das Sportangebot der Einrichtung – bundesweit sind es im Schnitt 23 Prozent. Warum der Unisport so beliebt ist? Thomas Woll kommt ins Grübeln, weiß es selbst nicht so genau. Das Programm der TU ist umfangreich, für jeden offen, sehr vielfältig, hat sowohl für Anfänger als auch für Profis jede Menge zu bieten. Es reicht von A wie Akrobatik und Acro Yoga bis Z wie Zirkeltraining. Es hat Exotisches wie Okinawa Kenpo (ein Karatestil) oder Zouk (karibischer Tanz) genauso im Angebot wie Traditionelles wie Gerätturnen oder Handball. „Viele Studenten wohnen uninah“, steuert Jan Christmann vom benachbarten Heinrich-Heine-Gymnasium als Erklärung bei. Woll sieht ein gutes Sportangebot als weichen Standortfaktor, der eine Uni attraktiv macht, die nicht im Zentrum liegt. Soviel zur Theorie. In der Praxis sieht es so aus: die Halle ist unterteilt. In beispielsweise drei Hallenhälften laufen drei Sportarten parallel, die sich nicht immer vertragen. In der einen steigt beispielsweise ein Actiontraining mit Musik, nebenan stehen Entspannungsübungen mit Yoga auf dem Programm. Im Foyer wird Tischtennis gespielt.

Im Dojo trainieren längst nicht mehr nur Judoka

Christmann kennt das mit den Kompromissen und dem Improvisieren nur zu gut. Sprinttraining gibt es in seiner Schule im Vorraum des Kraftraums. Und auch im Dojo trainieren längst nicht nur die Judoka. Die Sporthalle ist eigentlich nicht hoch genug für die Badmintonspieler, dabei ist das HHG Nachwuchsstützpunkt des Deutschen Badmintonverbandes. 850 Schüler sind am „Heinrich-Heine“, rund 350 davon im Sportzweig. Die Hälfte sind Fußballer, die andere Hälfte verteilt sich auf die weiteren Fördersportarten (Badminton, Judo, Radsport, Tennis). Um den Bedarf an Trainingsstätten so gut wie möglich zu decken, helfen sich die Schule und die benachbarte Uni gegenseitig aus. Die Unisportler dürfen zu den Abendzeiten in die Schulräume, trainieren dort zum Beispiel Judo und Basketball, während die Schüler acht Stunden pro Woche vormittags in die Unihalle dürfen – zu den Randzeiten. Mittlerweile ist die Unihalle auch samstags und sonntags für den Studierendensport geöffnet. Am Wochenende finden dort Seminare der Sportwissenschaftler statt. Und besser wird das alles auch in nächster Zeit nicht, wie Woll erklärt: „Die Studentenzahlen wachsen, auch durch die neuen Studiengänge, und die Studenten müssen auch am Wochenende und in den Ferienzeiten trainieren.“ Es gibt den Studienzweig Gesundheit. Kaiserslautern ist die einzige Uni in Rheinland-Pfalz, die ihn anbietet, der Zuwachs ist groß. Am HHG hat sich die Situation verschärft, seit die Einrichtung zum Schuljahresbeginn Ganztagsschule wurde. „32 Hallendrittel fehlen uns, um vernünftige AGs anzubieten“, sagt Christmann. Die Anforderungen an den Leistungssport steigen. Und Sondertraining ist fast nicht mehr möglich. Der Badmintontrainer am Heinrich-Heine-Gymnasium und seine Fördertalente lösen es so: Sie gehen morgens von 6 bis 8 Uhr in die Halle und machen ihre Stunden, bevor der Unterricht beginnt. Und in der Unihalle ist bis 23 Uhr Betrieb. „Aus sportpädagogischer Sicht bringt das um die Uhrzeit nichts“, gibt Woll zu bedenken.

TSG- und Schulturnhallen dienen als Ausweichorte

Entlastung suchen beide durch ein Standbein, das wacklig ist: Sie weichen auf die Sportstätten der TSG, die Barbarossahalle und ein paar Schulturnhallen aus. „Derzeit können wir nur 40 Prozent des Bedarf über HHG-Sportstätten abdecken, 60 Prozent müssen wir anderweitig decken, müssen uns mit Notbehelfen über Wasser halten“, erläutert Christmann. Von 8 bis 13 Uhr hat die Schule die TSG-Halle komplett gemietet. Eine sichere Dauerlösung ist auch das nicht. „Wenn die TSG von heute auf morgen sagt, wir machen da jetzt Gesundheitskurse, weil sich das für uns besser lohnt, haben wir keine Handhabe. Dann kommt noch dazu, dass das HHG eine Landesschule ist, wie auch die Uni eine Landeseinrichtung ist. Der Schulträger ist das Land, und wir haben keinen Anspruch auf städtische Hallen“, beschreibt der Sportzweigleiter das Damoklesschwert, das über ihm schwebt. Und Woll will am liebsten nicht dran denken, dass der Boden der Unihalle längst saniert werden müsste und was passieren würde, wenn die Räume, die im Moment von 7 bis 23 Uhr ausgebucht sind, vorübergehend wegfallen. Das HHG-Projekt Multifunktionshalle, das die Uni unterstützt und der Sportbund Pfalz befürwortet, könnte die meisten Probleme mit einem Schlag lösen, meinen Christmann und Woll. Die Halle mit flexibel nutzbaren Sportfeldern, hoher Decke für die Badmintonspieler, einer Radrennbahn für die Radsportler, Übungs- und Schulungsräumen könnte, wie mehrfach berichtet, auf dem Schulgelände entstehen. Pläne dafür gibt es, das Anliegen wurde dem Ministerium unterbreitet und geschildert, eine Antwort steht noch aus. Woll, Christmann und die Sportler hoffen und bangen und halten sich bis dahin mit Notbehelfen über Wasser.

x