Kaiserslautern Jetzt kommt der Luxus

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Eine Ära geht zu Ende. Ab dem 1. Juli heißt die Verwaltungsleiterin des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) nicht mehr Marion Schulz-Reese. Die 65-Jährige geht in den Ruhestand. Auf diesen neuen Lebensabschnitt hat sie sich gut vorbereitet, wie sie erzählt. Dennoch ist ihr Terminkalender für den Juli gut gefüllt.

In der ersten Juli-Woche kehrt bei der promovierten Mathematikerin mit Sicherheit noch keine richtige Ruhe ein. Zu viele Termine hat sie schon in ihrem Terminkalender stehen: eine Verabredung hier, Autowerkstatt dort und und und. Private Angelegenheiten, die mit ihrem Berufsleben nichts mehr zu tun haben, wie sie unterstreicht. 20 Jahre war sie am Fraunhofer-ITWM als Verwaltungsleiterin für Finanzen, Personal, Öffentlichkeitsarbeit und die Haustechnik verantwortlich. Zuständigkeiten, die in Zukunft von zwei Männern betreut werden, wie sie augenzwinkernd hervorhebt. „Was vorher eine Frau gemacht hat, erledigen in Zukunft zwei Männer. Der Gag muss erlaubt sein“, sagt sie lachend. Schulz-Reese hat die Gründung und die Anfangsjahre des Fraunhofer-ITWM hautnah miterlebt und mitgestaltet. Die Anfänge als Landesinstitut Mitte der neunziger Jahre, bevor nach einer umfangreichen Evaluation die Mathematik-Experten unters Dach der Fraunhofer-Gesellschaft aufgenommen wurden. Eine Zeit, auf die Schulz-Reese gerne zurück blickt. „Ich hatte viele Freiräume, konnte meine Ideen realisieren“, sagt sie. Anfang der 80er Jahre war die in Dresden geborene Mathematikerin von Professor Helmut Neunzert nach Kaiserslautern in dessen Arbeitsgruppe an der Technischen Universität (TU) geholt worden. Kennengelernt hatten sich die beiden vorher beim ZDF, in der Redaktion für Bildungsfernsehen. „Professor Neunzert war der Meinung, dass Mathematik nicht in den Elfenbeinturm gehört.“ Ein Gedanke, der sich im Fraunhofer-ITWM, das viele Projekte mit der Industrie unterhalte, gut widerspiegelt. Die ersten Gedanken an die Zeit nach dem Arbeitsleben habe sie sich an ihrem 60. Geburtstag gemacht. „Denk mal drüber nach“, habe sie sich damals gemahnt und die Mahnung auch ernst genommen. Und je länger sie darüber nachgedacht habe, desto besser habe ihr der Gedanke gefallen. „Ich freu’ mich auf die Zeit.“ In ihrer Zeit in der Verantwortung hat sie sich immer stark eingebracht. „Wenn ich etwas mache, dann kann ich nur 100 Prozent. Immer. Das ist so meine Art. Aber ich stelle es mir schön vor, wenn der Druck dann mal weg ist“, berichtet sie. Noch ist der Druck da, wenn auch nur noch wenige Tage. Sie habe sich entschieden, bis zum letzten Tag zu arbeiten, nicht mit einem Urlaub das Berufsleben ausklingen zu lassen. Dafür habe sie schließlich danach jede Menge Zeit. Apropos Urlaub. Die nächsten beiden Reisen stehen schon fest. Im September geht es nach Portugal, im November auf eine Kreuzfahrt. „Die Reisen habe ich ein Dreivierteljahr im Voraus gebucht. Das gab es noch nie“, berichtet sie lachend. Mit dem Abschied aus dem Berufsleben verschieben sich die Prioritäten im Leben. Familie und Partner rückten weiter nach oben, sagt Schulz-Reese und es sei Zeit auch für die einfachen Dinge: ins Café setzen, durch die Stadt bummeln − und das unter der Woche. Private Dinge mit Muße und Ruhe erledigen. „Das ist für mich Luxus.“ Ein Luxus, der mit Sicherheit künftig ihrem ehrenamtlichen Engagement (Verein der Freunde des Pfalztheaters, Rotary-Club, Flüchtlingshilfe) zugute kommt. „Ich habe ein gewisses Organisationstalent, ich gebe Dingen gerne eine Struktur“, sagt Schulz-Reese von sich. Ein Talent, das sie erst kürzlich auf einem neuen Feld ausprobiert hat. Am Computer hat sie die Fotos einer Familienfeier zu einem Fotobuch zusammengestellt. Mit großer Begeisterung, wie sie erzählt. In ihrem Ruhestand wird mit Sicherheit noch das ein oder andere Fotobuch, Stichwort Reisen, dazu kommen. INFO Am Freitag, 24. Juni, 11 Uhr, wird Marion Schulz-Reese offiziell am Fraunhofer-Institut verabschiedet.

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