Kaiserslautern In Schweden staunen, von Ungarn lernen

Wollen von anderen Unterrichtesmethoden in Europa lernen: Die Lehrer der IGS Bertha-von-Suttner (von links) Mathias Molter, Anne
Wollen von anderen Unterrichtesmethoden in Europa lernen: Die Lehrer der IGS Bertha-von-Suttner (von links) Mathias Molter, Anne-Kathrin Böhm und Ulrike Müller beteiligen sich an einem Erasmus-Projekt. Zum Auftakt ging es für Molter und Böhm zu einer schwedischen Partnerschule.

„Wie unterrichte ich eigentlich? Gibt es Ansätze, den Unterricht noch effektiver und interessanter zu gestalten?“ Diesen Fragen geht die Integrierte Gesamtschule (IGS) Bertha-von-Suttner während eines Erasmus-Projektes gemeinsam mit europäischen Partnerschulen nach.

„Es ist total spannend, Einblicke in andere europäische Bildungssysteme zu erhalten“, hat Anne-Kathrin Böhm, Musiklehrerin an der IGS Bertha-von-Suttner, festgestellt. Die Gelegenheit dazu hatte sie vor Kurzem gemeinsam mit ihren Kollegen Mathias Molter und Kristina Rübel, während des von der Europäischen Union geförderten Erasmus-Projekts. Bei dem bis Sommer 2020 laufenden Programm handelt es sich um ein Anschlussprojekt, für das sich die IGS erneut beworben hatte. Die Vorarbeit war hoch, doch der Einsatz hat sich gelohnt und die Einrichtung ist wieder mit an Bord, genauso wie Schulen aus London, Ungarn und Manacor (Mallorca), die ebenfalls bereits beim ersten Projekt mitgewirkt haben. Neu dabei ist eine Schule in Schweden. Hier fand auch gerade das erste Projekttreffen teilnehmender Lehrer aus den Fachrichtungen Englisch und Musik statt. Das Erasmus-Projekt läuft unter dem Motto „Innovate to Create II“, also innovativ sein, um etwas zu erschaffen. Übergeordnet soll Kreativität im Bereich Musik und Englisch gefördert werden. Als außerschulische Partner wirken in Kaiserslautern die Emmerich-Smola-Musikschule und die Musiker Martin Tschiba und Max Punstein mit. Im Fokus von „Innovate to Create II“ stehen die methodischen und didaktischen Aspekte des Unterrichtens. „Wir haben deshalb in der schwedischen Schule auch unterrichtet“, erklärt Böhm und macht gleich auf den ersten Unterschied im Bildungssystem aufmerksam. „Wenn man dort die Schüler ab der siebten Klasse auffordert, Stift und Block herauszuholen, um mitzuschreiben, sind sie irritiert, denn dort ist jeder Schüler mit einem Laptop ausgestattet.“ Beeindruckend empfanden die Lehrkräfte der IGS die Rahmenbedingungen in Schweden insgesamt. „Hier fließen sehr viele Steuergelder ins Bildungssystem und die technische Ausstattung ist entsprechend gut.“ Positiv aufgefallen ist den Pädagogen zudem die angenehme, wertschätzende Atmosphäre in der Partnerschule, wo auf die Details geachtet wird. So gibt es etwa in der Mensa ein freies Essen für Schüler und Lehrer. „Dahinter steckt ein gemeinschaftsförderlicher Gedanke“, erklärt Molter. Schließlich komme man bei einem gemeinsamen Essen außerhalb des Unterrichts anders miteinander ins Gespräch. Molter ist Englischlehrer und hat festgestellt, dass es in diesem Fach bei den teilnehmenden Schulen die gleichen Ansätze gibt. So wird der Unterricht auch in den anderen europäischen Ländern kommunikations- und kompetenzorientiert gestaltet. Um etwaige Unterschiede in der Praxis erkennen zu können, verwendeten die Lehrer auch einmal die Materialen der Kollegen für ihren eigenen Unterricht. So konnten sie andere, vielleicht auch in der Heimatschule funktionierende Ansätze finden und gleich ausprobieren. Eine solche Hospitation ohne den Druck, wie er etwa während eines Referendariats vorhanden ist, biete Platz für berufliche und persönliche Weiterentwicklung, sind sich die Pädagogen einig. Auch durch die beträchtlichen Altersunterschiede der teilnehmenden Lehrer, immerhin rund 20 Jahre, entstünden unterschiedliche Sicht- und Vorgehensweisen. Hinzu kommen die Traditionen der einzelnen Länder. In Ungarn hat etwa der Musikunterricht eine deutlich höhere Bedeutung als in Deutschland. Zugrunde liegt dort die Kodály-Konzeption, die das Volkslied als musikalische Muttersprache ansieht und Musikerziehung vom Kindergarten bis zur Musikhochschule vorsieht. „Der Unterricht in Ungarn unterscheidet sich stark von unserem. Man nimmt viele Anregungen mit und überlegt sich, ob diese auch daheim umsetzbar sind. Wir haben schon einen Teil der Kodály-Methode übernommen“, sagt Böhm. Im Frühjahr werden dann die Schüler gefragt sein. Dann findet ein Treffen in London, ein Jahr später ein weiteres in Kaiserslautern statt. Am Ende des Projektes soll laut den Lehrern ein europaweiter, onlinezugänglicher „Methodenkoffer“ entstehen.

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