Kaiserslautern „Immer das Ohr auf den Gleisen“

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Der Manager des „K in Lautern“ wohnt nur einen Steinwurf von der Einkaufsgalerie entfernt. Wenn er sich etwas gewagter aus dem Küchenfenster windet, kann er hingucken. Die Dreizimmerwohnung mitten in der Stadt war eine bewusste Entscheidung, erzählt er und kocht einen 1a-Kaffee mit fluffigem Milchschaum. In seiner vorherigen beruflichen Station im baden-württembergischen Leonberg hat der 35-Jährige bewusst auf dem Land gelebt. Hier reicht ihm sein kleiner Balkon mit einer Erdbeerpflanze an der Brüstung. Andresen malt gern. Großformatige Acryl- und Ölbilder in den Zimmern zeugen von seinem Hobby, das er nie gelernt hat. „Ich habe eine Idee oder bin in einer bestimmten Stimmung“, erst dann kann er malen. Abstrakt, frei nach Schnauze. Damit das künftig ohne größeren Aufwand geht, will der Mall-Chef das dritte Zimmer seiner Wohnung in eine Art Atelier verwandeln. Elefanten aus Burma, eine Marmor-Maya-Maske aus Mexiko auf dem schweren Holztisch in der Küche, geknüpfte Decken aus Guatemala: Reisemitbringsel in der Wohnung zeugen von seiner Neugier auf fremde Länder und Menschen. Mit dem Rucksack hat er Asien, Mittel- und Südamerika, Afrika, aber natürlich auch Europa bereist. Und es darf heute gerne mal „Malle“ sein, die abgelegenen Ecken der Insel. „Ich bin immer auf der Straße, suche den Kontakt mit den Einheimischen.“ Dann landet der gebürtige Hamburger schon mal zufällig in einer Sargmanufaktur in Bangkok, wo er mit der Totenkistenmacher-Familie einen vergnüglichen Nachmittag verbringt. Leonardo und Donatella sind ein eigenes Thema: In Andresens Wohnzimmer steht ein selbst gebautes Terrarium. Darin die beiden Jung-Schildkröten, die behaglich an einem Berg Feldsalat rumziehen. Bis zum Mittagsschlaf, den sie in einem Holzbalken-Häuschen abhalten, ist der Blätterhügel ziemlich abgekaut. Leonardo und Donatella? Leonardo wie da Vinci? Donatella wie Versace? Nö, einfach so. Schildkröten begleiten ihn schon sein Leben lang, haben in der Familie Andresen Tradition. Die Karriere des Nordlichts ging nicht unbedingt geradlinig vonstatten. „Nach der Schule wollte ich noch nicht arbeiten“, deshalb fuhr er für drei Monate nach Barcelona, arbeitete dort „für Bett und Essen“ in einer Seemannsmission. Noch heute fährt Christian Andresen einmal im Jahr in die katalanische Hauptstadt und wohnt in der Mission immer noch im selben Zimmer direkt am Hafen. Dort lernte er „viele Kulturen“ kennen: „Das war einer der ersten Impulse, die mich zum Reisen gebracht haben.“ Danach folgte der Grundwehrdienst. Statt Sani-Stube, wie er es sich wünschte, Panzerartillerie und Panzerpioniere. Danach eine Ausbildung zum Medienkaufmann, mit 21 Jahren machte sich Andresen mit einer Musik-PR-Agentur selbstständig. Sein erster Auftrag war das Promoten des Live-Albums und der Tournee des Musikers Achim Reichel. Nebenher ließ er seine Studierfähigkeit an der Hamburger Uni prüfen, denn er wollte nach sieben Jahren etwas anderes machen, merkte jedoch: „Alles, was mich interessierte, brauchte ein Studium.“ Dafür reichte seine Mittlere Reife nicht. Die Uni prüfte ihn einige Wochen und befand ihn des Studierens würdig und fähig. Den interdisziplinären Studiengang aus BWL, VWL, Recht und Soziologie schloss der mittlerweile 24-Jährige mit einem Diplom und einem Bachelor ab. „Dann dachte ich, ich gehe jetzt in den harten Handel.“ Zwei Jahre lang malochte er bei einem Lebensmitteldiscounter, lernte alles von der Pike auf, wurde Bezirksleiter. Bis es ihn wieder packte und er wieder sein Ränzchen schnürte. Mitte 2011 folgte der Wechsel zu ECE, ab April 2014 die ECE-Baustelle in Kaiserslautern. In dem Projektmanagement-Unternehmen „bin ich im Prinzip wie ein Selbstständiger in den Schranken meiner Firma“. Hier fühlte er „alles vereint, was ihm wichtig und lieb ist“. Der Kontakt zu Menschen, das kreative Ausleben in Marketing und Veranstaltungen. Dabei versteht sich der 35-Jährige eigentlich weniger als Manager, sondern vielmehr als „Gastgeber“, der immer „das Ohr auf den Gleisen hat“. „Ich würde am liebsten jedem die Tür aufhalten und die Tüte zum Auto bringen“, beschreibt er sein Verständnis von Kundendienst, wobei er die Mall-Kunden als Gäste bezeichnet. Wie lange es ihn in Kaiserslautern hält? Immerhin ist das „K“ bereits die zweite Station seit Leonberg, wo er 2012 startete. Diese Frage kann er nicht beantworten, doch er weiß: „Es gibt bei ECE den gewollten Wechsel.“ Also wird er sicher in absehbarer Zeit weiterziehen. Was bleiben wird, sind die Reisen. „Meine allergrößte Leidenschaft.“ Der er weiter frönen wird. Der Koffer steht immer in greifbarer Nähe.

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