Kaiserslautern Immer am richtigen Ort

Nimmt seinen Hut: Franz-Josef Brandt war jahrelang für große Polizeieinsätze in und um Kaiserslautern zuständig.
Nimmt seinen Hut: Franz-Josef Brandt war jahrelang für große Polizeieinsätze in und um Kaiserslautern zuständig.

47 Jahre, 263 Tage wird er Ende der Woche im Dienst gewesen sein, wenn er am 31. März seine Uniform ablegt: Franz-Josef Brandt ist Vizepräsident des Polizeipräsidiums Westpfalz, dem er seit seinen Tagen als Streifenpolizist in den 1970er-Jahren eng verbunden ist. „Dabei wusste ich kurz zuvor nur grob, wo die Stadt liegt“, gibt der gebürtige Saarländer zu.

1971 beginnt Brandts Laufbahn bei der Polizei, nachdem ein Großcousin ihm nur Gutes aus dem Beruf berichtet hatte, erinnert sich der 64-Jährige. In Merzig geboren, ging’s für die Ausbildung zur Bereitschaftspolizei nach Wittlich. „Ich bin sehr heimatverbunden und wollte wieder zurück“, sagt Brandt, den es 1973 dienstlich nach Kaiserslautern verschlug, in das Revier in der Gaustraße: „Da war die Altstadt noch echte Altstadt, und jedes dritte Haus war eine Bar. Drogen und Prostitution hatten Hochkonjunktur“, schildert Brandt seine ersten Jahre: „Das war eine spannende Zeit.“ Brandts Sohn Felix hat übrigens seinen Polizeidienst in der gleichen Dienststelle angetreten, ergänzt der Vater nicht ohne Stolz. Beliebte Eiscreme vom Flugtag Brandt wurde just in die Schicht eingeteilt, in der eineinhalb Jahre vorher der von der Baader-Meinhof-Bande erschossene Herbert Schoner eingesetzt war. Brandt: „Die Kollegen waren immer noch sehr betroffen, das war oft ein Thema.“ Erst recht, als es 1975 zum sogenannten kleinen Baader-Meinhof-Prozess kam, bei dem Brandt im Objekt- und Raumschutz eingesetzt war und sich um die Sicherheit von Richtern und provisorischem Gerichtsgebäude kümmerte. „Das war für die Westpfalz damals eine harte Zeit“, verweist Brandt auf die amerikanischen Einrichtungen, die zu der Zeit allesamt als potenzielle Anschlagsziele galten. Doch es habe auch schöne Einsätze gegeben, das 7:4 des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Bayern beispielsweise im Oktober ’73, oder die Einsätze bei den Flugtagen auf der Airbase in Ramstein: „Das waren immer entspannte Einsätze. An die gute Eiscreme erinnere ich mich noch heute.“ 1988 fand das Spektakel mit einem schrecklichen Unglück ein Ende. „Genau in dem Jahr war ich nicht dabei. Sowas macht einen schon nachdenklich.“ Operation Lindwurm begleitet Auf die Zeit im Schichtdienst folgten ein Studium für die gehobene Laufbahn und eine Zeit bei der Bereitschaftspolizei in Enkenbach-Alsenborn. Aus diesen Jahren ist Brandt noch die „Operation Lindwurm“ im Gedächtnis, der Abzug der amerikanischen Chemiewaffen aus der Region. Brandt: „Damals war ich in der Pressearbeit tätig und habe viel über Abstimmung unter Behörden gelernt.“ Zum Studium für den höheren Dienst ging es nach Münster – und nach kurzer Zeit in Neustadt wieder nach Kaiserslautern. Brandt sagt: „Für mich war das immer ein großes Glück. Ich war stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Und er ergänzt lachend: „Ob das die Kollegen genau so sehen, das weiß ich nicht.“ In seine Zeit als Leiter der Polizeiinspektion 2 Ende der 1990er fielen zahlreiche „erfreuliche Polizeieinsätze“ rund um den FCK und der Neubau der Dienststelle, bei dem er mitgestalten habe können. In rund vier Jahren als Referent im Innenministerium in Mainz setzte Brandt Akzente in der Verkehrssicherheitsarbeit und stieß die Kaiserslauterer Kinderunfallkommission mit an, ehe es für ihn 2003 als „Leiter Führungsstab“ wieder zurück in die Westpfalz ging – rechtzeitig für die Planungen zur Weltmeisterschaft 2006. Die habe Brandt aus polizeilicher Sicht maßgeblich begleitet: „Die große Herausforderung war, dass bei der Party die Polizei im Hintergrund bleibt.“ Alles lief glatt, Kaiserslautern erntete als Austragungsort aus aller Welt Lob. Brandt: „Danach fällt man in ein Loch. Wenn man sich jahrelang so intensiv mit etwas beschäftigt ...“ Mehr Zeit für Frau und Reisen Im Gedächtnis geblieben ist Brand aus dieser Zeit noch der erste Amokfall an einer rheinland-pfälzischen Schule: In Kusel hatte 2007 ein junger Mann aus verschmähter Liebe ein Mädchen mit einem Messer verletzt. Brandt: „Seitdem war das Thema auch bei uns verstärkt präsent.“ Nach drei Jahren als Leiter der Polizeidirektion Kaiserslautern wurde Brandt 2015 zum Polizeivizepräsident und Leiter der Abteilung Polizeieinsatz – und damit für Großeinsätze zuständig. „Wenn sich Fangruppen angreifen, vielleicht sogar Menschen verletzt werden, dann bleibt das nicht in den Klamotten hängen“, sagt Brandt. Eine ausführliche und kritische Nachbesprechung sei deshalb sehr wichtig: „Schließlich dauert es nicht lange, bis der nächste Einsatz in dieser Größenordnung kommt. Da muss man immer bei der Sache sein.“ In Zukunft muss sich nun Brandts designierter Nachfolger, Heiner Schmolzi, darum kümmern. Brandt dagegen möchte die neue Freizeit für Reisen mit seiner Frau nutzen und „noch Tausende Fotos digitalisieren und archivieren“. Im Kollegenkreis hat er sich in den vergangenen Tagen schon verabschiedet, die Kisten in seinem Büro gepackt. Brandt: „Ich muss lernen, die neuen Freiheiten zu genießen.“

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