Die Amerikaner und wir Im Westen von Kaiserslautern entsteht eine Stadt

Die 80. amerikanische Infanteriedivision und die 10. Panzerdivision haben am 20. März 1945 Kaiserslautern kampflos eingenommen. Am 10. Juli 1945 zogen die Amerikaner wieder ab. Kaiserslautern wurde französische Besatzungszone. Im Jahr 1951 kamen die Amerikaner zurück und die Zeit des „Goldenen Westens“ begann.
Nachdem die Amerikaner im April 1951 in die Pfalz kamen, entstand damals die größte amerikanische Militärbasis außerhalb der USA. Die Großregion Kaiserslautern wurde zur „Military Community“ der „United States Army“ und der „United States Air Force“. Für die Deutschen begann die Zeit des „Goldenen Westens“, und die Amerikaner begannen mit dem Ausbau der „Bastion Pfalz“. Im Westen der Stadt, in der Flur Vogelweh, wuchs „Klein Amerika“ aus dem Boden, eine Wohnsiedlung, die im Laufe der Jahre unter anderem mit einem Supermarkt, mit Freizeiteinrichtungen, Restaurants, mit Schulen, einer Universität, mit eigener Polizei und Feuerwehr ausgestattet wurde.
Die Amerikaner hatten Geländeansprüche. Bei den ersten Verhandlungen zwischen amerikanischen Offizieren und der Stadtverwaltung definierten die Amerikaner bereits im Oktober 1950 ihre Anforderungen. Als sie ab 10. April 1951 in die Westpfalz zurückkamen, beschlagnahmten und bezogen sie umgehend die im Osten der Stadt an der Mannheimer Straße gelegenen Kasernen: die in den Jahren 1913/1914 für das 23. königlich-bayerische Infanterieregiment erbaute „23er Kaserne“ (später Kléber-Kaserne), die 1937 für die deutsche Wehrmacht erbaute Daennerkaserne und die Panzerkaserne. Diese Kasernen sind heute noch von den Amerikanern belegt. In der 1938 erbauten Holtzendorff-Kaserne, dem heutigen PRE-Park, residierten die französischen Streitkräfte bis zu ihrem Abzug im Jahr 1992.
In den seit Kriegsende leerstehenden Kasernen hatte die Stadt Anfang der 1950er Jahre begonnen, Flüchtlinge unterzubringen. Eine städtische Statistik hält im Jahr 1951 fest, dass noch rund 400 Familien in Lagern und Turnhallen „wohnen“. Mit der Beschlagnahme der Kasernen mussten die dort untergebrachten Flüchtlinge ausgesiedelt werden. Verhandlungen mit den Amerikanern blieben ergebnislos. Für die Stadt kam jetzt nur noch intensiver Wohnungsbau in Frage.
Amerikaner nehmen 18.000 Hektar Land in Anspruch
Die Diskussionen über den amerikanischen Geländebedarf zogen sich von 1950 bis 1955 hin. Schließlich nahmen die Amerikaner für ihr Gesamtkonzept 18.000 Hektar Wald, Wiesen, Ackerland, Moorlandschaft und Ödland in Anspruch. Der ehemalige RHEINPFALZ- Redakteur Manfred Frenzel hielt in einem Beitrag fest, dass allein für die Flugplätze Ramstein und Sembach 3200 Hektar Wald und Ackerland beschlagnahmt wurden. Im Rahmen des NATO-Pakts und im Hinblick auf den sich anbahnenden „Kalten Krieg“, wurden über Westeuropa verteilt eine Reihe von Verteidigungsstützpunkten errichtet. Die Amerikaner entschieden sich für das, nach ihrer Ansicht offensichtlich strategisch gut gelegene, ringsum bewaldete Ost-Westtal bei Kaiserslautern. Um das Jahr 2000 waren immer noch rund zehn Prozent des Stadtgebietes von den amerikanischen Stationierungsstreitkräften belegt, bestätigt die Stadtverwaltung. In den Jahren danach wurden einige Teile zurückgegeben. Durch die Abgabe eines erheblichen Teils des Stadtgebiets, war es Kaiserslautern damals nicht möglich Industrieunternehmen anzusiedeln.
Das Verhältnis zwischen der deutschen Bevölkerung und den Amerikanern, die nie als „Besatzung“ empfunden wurden, entwickelte sich von Anfang an auf allen Ebenen über die offiziellen Kontakte hinaus, recht gut. Die Amerikaner wurden Arbeitgeber, Wirtschaftsfaktor, Mieter bei deutschen Familien, Ehemänner, Freunde und Verbündete. Das damalige Amt für Verteidigungslasten gab in den Jahren 1951/1952 rund 10.000 bis 12.000 Beschäftigte bei den Amerikanern an. Die hohe Arbeitslosigkeit sank deutlich. Durch den Bau des amerikanischen Wohnquartiers auf der Vogelweh fanden Tausende des Handwerks- und Baugewerbes Arbeit. In der Summe bezogen damals, nach Angaben des Amts für Verteidigungslasten, deutsche Beschäftigte monatliche Löhne und Gehälter von sechs bis sieben Millionen Mark. Leute, auch mit zu Beginn nur geringen Englischkenntnissen, fanden im Verwaltungsapparat der Amerikaner Arbeit. Die Amerikaner wurden zu einem Wirtschaftsfaktor, der sich in den Krisen der 1970er und 1980er Jahren als stabil erwies. Der „Wirtschaftsfaktor Amerikaner“ ist auch heute noch von größter Bedeutung für die gesamte Region.
Positiver Effekt: Entlastung des Wohnungsmarktes
Anfang der 1950er Jahre stellte sich ein weiterer positiver Effekt ein: die Entlastung des Wohnungsmarkts. Neben erheblichem Zuzug deutscher Arbeitsuchender kamen zu Hunderten Letten, Litauer und Estländer, die in der deutschen Wehrmacht gedient hatten und vor den Russen geflohen waren, nach Kaiserslautern. Es hatte sich herumgesprochen, dass es „beim Ami“ Arbeit gab. Alle waren auf Wohnungssuche im „Goldenen Westen“. Für die Letten, die Litauer und die Estländer bildeten die Amerikaner eine Arbeitskompanie, die „Labor Service Company“ (LSC). Die Leute bekamen Arbeit und Unterkunft. Viele von ihnen blieben nach den Jahren des Goldenen Westens in Kaiserslautern und wurden Bürger der Stadt.
Über die Beziehungen zwischen deutschen Vermietern und amerikanischen Mietern in Privathäusern, über Kinderfeste beider Nationen, durch die Öffnung der NCO-Unterhaltungsclubs für Deutsche und über das Amerikahaus in den 1960er Jahren festigten sich nach und nach die Verbindungen. Die US-Armee half mit schwerem Gerät beim Bau von Sportplätzen, Brücken und Straßen. Die „Pälzisch Weltgeschicht“ von Paul Münch wurde ins Englische übersetzt. Die Amerikaner verteilten an ihre Soldaten Speisekarten, in denen die deutschen Gerichte übersetzt waren. So wurde beispielsweise die Bratwurst zur „Sausage type Hotdog“. Im Sprachgebrauch bevorzugen die Amerikaner jedoch heute noch die „Bratwurst“.
Der Beginn des Mythos vom „Goldenen Westen“ lässt sich auf die Stunde herausfinden: Am 21. März 1951 vergab das amerikanische Militär ab 21 Uhr in der Panzerkaserne Bauaufträge an deutsche Firmen in Höhe von über 400 Millionen Mark. DIE RHEINPFALZ hatte ihren Titel: „Die Nacht der Millionen“. Die US-Streitkräfte ließen auf der Vogelweh eine „Stadt“ bauen, Klein-Amerika, sagten die Leute. Wohnblocks für die Soldaten und ihre Familien, ein Supermarkt, Schulen, Kirche und mehr standen auf dem Programm. Der Bau der „Housing-Area“ auf der Vogelweh war für Kaiserslautern drei Jahre nach der Währungsreform eine Starthilfe, wie sie damals keiner anderen deutschen Stadt zuteilwurde. Generalunternehmer fanden sich während der Auftragsvergabe. Sie verpflichteten Subunternehmer per Handschlag von einer Minute auf die andere. Viele überschätzten ihre Kapazität, und sie waren sich im Moment des Zuschlags nicht der harten amerikanischen Bedingungen bewusst. Pleiten, Bauskandale und Prozesse bis weit in die 1950er Jahre waren die Folge. Aber nach einem guten halben Jahr stand die „Housing-Area“ Vogelweh.
Die ersten Air-Force-Maschinen landen 1953
Die ersten Maschinen der Air Force landeten 1953 auf dem neu gebauten Flugplatz im Gemeindegebiet Ramstein. Fluglärm wurde von Anfang an ein Streitthema. Die erste Lande -und Startroute führte damals, je nach Wetterlage, in weniger als 600 Metern Höhe über das Stadtzentrum. Bürgerinitiativen und die Stadtverwaltung versuchten Änderungen zu erreichen. Ohne Erfolg. Oberbürgermeister Hans Jung unternahm in den 1960er und 1970er Jahren zahlreiche Initiativen zur Reduzierung des Fluglärms. Die Amerikaner zeigen sich weitgehend unbeeindruckt. Ein amerikanischer General sagte damals zu OB Jung: „That's the sound of freedom“ – frei übersetzt: „Das ist der Klang der Freiheit“. Auf Änderungen der Flugrouten und die Korrektur der Landebahn ließen sich die Amerikaner erst viele Jahre später ein.