Kaiserslautern Im Gedenken an die Opfer des Holocaust

Ein Ort des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus: der Synagogenplatz.
Ein Ort des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus: der Synagogenplatz.

„Sich erinnern: Der Weg in die Zukunft“ war das Gedenken an die Opfer des Holocausts überschrieben, zu dem die Pfarrei Heiliger Martin zusammen mit der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ins Edith-Stein-Haus am internationalen Holocaust Gedenktag eingeladen hatte.

„In einer Zeit, in der Juden in Deutschland beleidigt oder tätlich angegangen werden und in der es Anschläge auf Synagogen gibt, müssen wir an die Entrechtung der Juden in Deutschland und an die systematische Auslöschung von sechs Millionen Juden erinnern“, sagte Pfarrer Andreas Keller. Auch müssen wir uns fragen, wie es dazu habe kommen können.

Die Diskriminierung der Juden habe in Deutschland nicht mit den Nationalsozialisten begonnen, verwies Keller auf Wurzeln, die in die ersten Jahrhunderte nach Christus reichen. Die Kreuzigung Jesu sei den Juden bereits im zweiten Jahrhundert als Erbschuld aufgebürdet worden. Immer wieder seien die gleichen Lügengeschichten über Juden verbreitet worden. „Die Folge waren Judenverfolgungen und Ermordungen.“

Bereits Martin Luther hatte empfohlen, „sie müssen aus unserem Lande vertrieben werden“. Vorurteile und Lügengeschichten seien keineswegs verschwunden. Als kultureller Code seien sie tief im kollektiven Unterbewusstsein aller christlichen Länder vorhanden, konstatierte Keller. Umso wichtiger sei ein offenes Kennenlernen und ein Austausch, nicht nur an Gedenktagen. In einseitiger und dämonisierender Israelkritik habe der Antisemitismus in Deutschland längst wieder Gestalt angenommen.

Bevor Keller und Petra Kaiser zu Beginn die 197 Namen der aus Kaiserslautern stammenden und von Nationalsozialisten ermordeten Juden verlasen, schilderte Keller anhand eines Berichts der aus Kaiserslautern stammenden Margot Wicki-Schwarzschild (1931 – 2020) die Deportation ihrer Familie am 22. Oktober 1940 ins Konzentrationslager nach Gurs.

Aus Israel online zugeschaltet war Arye Shalicar, Buchautor und Journalist, der lange in Berlin gelebt hat und der zwischenzeitlich in leitender Funktion in der israelischen Regierung tätig ist. Er berichtete aus eigener Erfahrung, wie er in Deutschland von einem neuen Antisemitismus erfahren habe. „Auch 77 Jahre nach Beendigung des Holocaust ist der Antisemitismus ein Thema“, sagte Shalicar.

Mit zarten und melancholischen Tönen begleitete Igor Tabatschnik von der jüdischen Kultusgemeinde Kaiserslautern mit seinem Saxophon die Gedenkfeier.

x