Kaiserslautern Im Bann der Endlosschleife

Kühle Klangmagie in ebensolchem Licht: GoGo Penguin im „Großen Haus“ des Kulturzentrums Kammgarn.
Kühle Klangmagie in ebensolchem Licht: GoGo Penguin im »Großen Haus« des Kulturzentrums Kammgarn.

Sie sind sozusagen die Hipster unter den Klaviertrios: GoGo Penguin aus Großbritannien. Am Sonntagabend stellten sie sich erstmals im Kasino des Kulturzentrums vor, eine Stätte, die reich ist gerade auch an Tradition in Sachen Klaviertrio.

Der leider allzu früh gestorbene Esbjörn Svensson mit seinem Trio e.s.t., die von Mons-Records-Produzent Thilo Berg entdeckte Formation Triosence, das international besetzte Tingvall Trio, die Gruppe von Jacob Karlzon, um nur einige zu nennen: Die Liste der namhaften Klaviertrios ist lang, die im Kulturzentrum Kammgarn ihre Visitenkarte abgaben. Nun also die Briten Chris Illingworth (Klavier), Nick Blacka (Bass) und Rob Turner (Schlagzeug) mit dem niedlichen Namen GoGo Penguin. Entstanden ist er dem Vernehmen nach, als einer der Freunde des früheren Bassisten Grant Russell in Trunkenheit einen reichlich abgeliebten Stoffpinguin erstand, der bei Russell seine Heimat fand. In Ermanglung eines Namens entdeckte man vor dem ersten gemeinsamen Auftritt in dem lustigen Vogel einen Namensgeber. Ein Schelm, wer nun an John Kotters berüchtigtes Pinguin-Prinzip denkt, wonach Veränderung als Wert an sich zur Weiterentwicklung führt – frei nach dem Motto: Wenn das Eis schmilzt, können Pinguine immer noch schwimmen. Ins Schwimmen kamen die drei Akteure des Trios aus dem Raum Manchester allerdings nicht. Aber Veränderung – das trifft schon ganz gut ihre musikalische Welt. Was schon bei den vielfältigen musikalischen Einflüssen beginnt, die sie absorbieren. Zuallererst ist es die Wirkung, die ihre Musik definiert – und diese geht ganz klar in Richtung Electronic, inklusive aller Anleihen an die minimal music, derer sich Vertreter des Genres gerne bedienen. Und so kreisen fröhlich kleinzellige Motive in Endlosschleifen, am liebsten in der Rechten des Pianisten Illingworth. Er kombiniert diese gerne mit sattklingenden Tastenläufen der Linken, es entsteht ein Klangteppich, der den Hörer in den Bann zieht. Kräftig mit daran weben Bass und Schlagzeug, letzterer mit Patterns, die nervös züngelnd schon mal in Richtung Drum ’n’ Bass driften. Beide, Blacka wie Turner, treten auch solistisch hervor, der Kontrabassist mit bis ins Bruitistische reichenden Passagen. Neben den trendigen Versatzstücken, die Illingworth & Co. zum Amalgam verschmelzen, nähern sie – und vor allem der Pianist – sich immer wieder mit impressionistischen bis romantischen Klangwallungen dem klassischen Genre an. Und auch der Fusionjazz der 80er Jahre steht Pate bei den großen Aufschwüngen und Spannungsbögen der Briten. Als e.s.t.-Nachfolger werden GoGo Penguin gerne gehandelt. Und in der Tat mutet ihre Musik über weite Strecken geradezu skandinavisch an in ihrer Kühle, die im Kasino in einem glasklaren Sound ihr Pendant findet (nur ein penetrantes Knacken in der Anlage strapaziert die Nerven). Auch der spannungsreiche Aufbau ihrer Klangepen erinnert an das epochale schwedische Trio. Allein fehlt es manchen Themen, die sich im minimalitischen Wohlklang genügen, noch an Substanz. Kaum schmälert dies allerdings das eineinhalbstündige Hörvergnügen, das mehr Besucher verdient gehabt hätte.

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