Kaiserslautern Ilona Benz will mit der KL.digital durchaus mal Neuland wagen

Alles andere als eine „Bruddlerin“: die neue KL.digital-Geschäftsführerin Ilona Benz.
Alles andere als eine »Bruddlerin«: die neue KL.digital-Geschäftsführerin Ilona Benz.

Sie bringt frischen Wind in die Digitalisierung der Stadt: Ilona Benz, die neue Geschäftsführerin der KL.digital GmbH, ist jung, kommt aus dem Schwabenland – und hofft, die Pfälzer mit ihrem Optimismus anzustecken.

Maultaschen oder Saumagen? Bei dieser Wahl setzt Ilona Benz auf Bewährtes: Maultaschen. „Obwohl ich Saumagen noch nie gegessen habe“, gibt die Schwäbin zu. Aber sie sei Vegetarierin, und schiebt schnell „vegetarische Maultaschen“ hinterher.

Mitte Januar ist die 31-Jährige aus dem Landkreis Heilbronn nach Kaiserslautern gezogen, um im Februar die Geschäftsführung der KL.digital GmbH zu übernehmen. Nein, einen „Clash of Culture“ habe sie in der Pfalz nicht erlebt, meint sie lachend, obwohl es schon Unterschiede zwischen dem schwäbischen und pfälzischen Menschenschlag gebe. Offen und direkt seien beide – die Pfälzer noch ein bisschen mehr, was sie mag.

Allerdings gebe es recht viele „Bruddler“ hier: „Zu oft wird alles schlecht geredet und negativ gesehen.“ Der Schwabe jammere zwar gern, aber mit dem Ziel, mehr für sich rauszuholen. Gegen das Schwarzsehen stellt sich Benz mit ihrer optimistischen Natur. „Ich hoffe, dass ich damit anstecke“, sagt sie auf ansteckende Art. Aus ihrem Umfeld hört man jedenfalls Positives.

Ihre unvoreingenommene Art kommt Benz auch beim neuen Job entgegen. Sticht sie doch aus der bisherigen Führungsriege mit dem Chief Digital Officer (CDO) und Chief Urban Officer (CUO), den emeritierten Professoren Dieter Rombach und Dieter Steinebach sowie dem Oberbürgermeister Klaus Weichel schon optisch hervor: Jeder der drei Herren zählt doppelt so viele Lenze wie die neue Geschäftsführerin. Doch davon lässt sie sich nicht beirren.

Im Gegenteil, sie hat kein Problem damit, Rat von Älteren einzuholen. Mit Rombach und Steinebach sei die bisherige Arbeit „auf Augenhöhe“ gewesen und „nicht paternalistisch“.

Beamtendasein lag ihr nicht

Dass sie sich nicht von anderen sagen lässt, wo’s lang geht, davon zeugt ihr Lebenslauf. Im Oktober 1990 in Bad Friedrichshall geboren und in Neuenstadt am Kocher aufgewachsen, ging sie nach dem Studium des Steuerrechts in Ludwigsburg von 2010 bis 2013 zum Finanzamt Heilbronn. Doch schnell merkte sie: „Das will ich nicht mein ganzes Leben lang machen!“ und kündigte nach einem Jahr das Beamtenverhältnis. „Dass lediglich der eine Stapel kleiner und der andere größer wurde“, sei unbefriedigend gewesen.

Deshalb sattelte sie den Masterstudiengang Europäisches Verwaltungsmanagement drauf und begann 2016 beim Baden-Württembergischen Gemeindetag, wo sie im November 2018 die Stabsstelle Digitalisierung übernahm. Dass in Kaiserslautern 2022 eine attraktive Stelle frei würde, „so etwas spricht sich rum“. An der Öffentlichkeitsarbeit las sie ab, dass die Rahmenbedingungen für sie hier stimmen: „Geld ist da, ein Team und der politische Rückhalt.“ Die TU und die Institute setzten das I-Tüpfelchen.

Im Februar löste die alleinstehende Benz Martin Verlage ab, der nun als freiberuflicher Berater tätig ist. Dass sie – übergangsweise – zusätzlich noch mit acht Stunden als CDO fungiert, war jedoch nicht geplant. Die nebenberuflich besetzten Stellen CDO und CUO sollten eigentlich jetzt hauptberuflich ausgefüllt werden – doch erst soll das Digitalreferat in der Verwaltung stehen, argumentiert der Oberbürgermeister.

Diese Entscheidung sei im Einvernehmen gefallen, sagt Benz; sie glaubt, dass es jetzt „zu viele Reibungsverluste“ durch einen neuen CDO gegeben hätte. Diese Stelle gehöre aber fest in die Stadtverwaltung, während sie dies vom CUO noch nicht sagen könne.

Ob sich Smart Cities eher um die Basis – wie Glasfaserausbau – oder um „Spaß-Projekte“ kümmern und Neues ausprobieren sollen, sei eine „Grundsatzdiskussion“. Bürgerservice hingegen sieht sie klar als Verwaltungsaufgabe. Generell ist sie – wie ihr Vorgänger – dafür, durch Ausprobieren herauszufinden, was funktioniert. Die Beteiligungsplattform „KLMitWirkung“ beispielsweise ist im März mit Veranstaltungen zur Belebung der Innenstadt gestartet; die Bürger entschieden sich für Tanz, Street Art und Cross Boule. Doch dabei soll es nicht bleiben: Die geplante Fahrradstraße sowie das Hochwasserschutzkonzept warten nun auf Anregungen der Bürger.

Auch politische Eisen

Je politischer und weitreichender die Fragen, desto größer die Skepsis, hat sie in Baden-Württemberg beobachtet: „Wozu haben wir gewählte Gremien, wenn wir die Bürger direkt abstimmen lassen, heißt es – vor allem von der älteren Generation.“ Benz hat jedoch keine Scheu, sich auf dieses Terrain zu wagen, das sei „modernes Demokratieverständnis“.

Von der Arbeit erholen kann die Chefin, die man sich schwer schlecht gelaunt vorstellen kann, beim Lesen oder bei langen Spaziergängen im Wald. Dass sie den ebenso fast vor der Haustür findet wie das Pfalztheater, sei ein klares Plus für Kaiserslautern. Nicht ihre Stärke sei Kochen. Aber vielleicht wagt sie auch bei Maultaschen mal ein Experiment.

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