Kaiserslautern Herrlich schöner Quatsch

Am Freitagabend brach in der Fruchthalle der kabarettistische Wahnsinn aus. Unter Regie der Ulk-Spezialisten Hacki Ginda und Deta Rayner feierte die Revue „Alles muss raus!“ das gleichnamige Straßentheaterfestival – mit großem Brimborium und vor voll besetztem Saal. Eine Show mit allerhand Verrücktheiten und herrlich schönem Quatsch eröffnete den dreitägigen Spaß -und Kultur-Marathon.

Moderiert wurde das bunte Programm von dem gewohnt spitzbübischen Zweiergespann Hacki und Möppi Ginda, Vater und Sohn, die als Clowns auf der Bühne ihre Vorliebe zum Absurden demonstrierten. Dabei bespaßte das Duo sein Publikum nach allen Regeln der alten Schule. Slapstick-Humor, wie ihn Charlie Chaplin, Buster Keaton oder Laurel und Hardy vormachten, sorgte für einen Lacher nach dem anderen. Die beiden erzählten Geschichten ohne Worte, jonglierten Golfbälle durch die Luft, schufen geometrische Konstruktionen mit Seifenblasen und stellten sich gegenseitig voller Schadenfreude das Bein. Darstellerischer Minimalismus auf seinem Höhepunkt. Hin und wieder nutze das Duo dann doch einige Worte, um derb-komische Plattwitze zum Besten zu geben. Eine Kostprobe: Wurde ein Restaurant auf dem Mond eröffnet. Das Fazit der Besucher: gutes Essen aber null Atmosphäre. Die zwei „Fräuleins vom Kiez“ stimmten derweil wunderbar vergnügliche Lieder auf den festlichen Abend an, ehe das australische Duett Mic Conway und Robbie Long mit musikalisch-kabarettistischer Unterhaltung vom Feinsten ins Rennen ging. Conway brillierte dabei als wahres Multitalent. Mit Zauberkoffer, Megaphon, Gitarre und allerhand Kleininstrumenten um den Hals vereinte er Musik und Zauberkunst zu einem großartigen Gesamtgefüge. Mit virtuoser Fingerfertigkeit ließ er eine Kugel auf einem Seidentuch tanzen oder warf einen Stapel Karten in einen Hut und wirbelte solange darin herum, bis die Karten sich scheinbar selbstständig zu einem Kartenhaus oder einem Zylinder zusammensetzten. Daneben führte er einen Stepptanz vor, zerriss eine Zeitung zum Takt der Musik und sang Chansons im Stil der 1920er und 1930er Jahre in das Megaphon. Etwas moderner ging es bei der Formation The Beez vonstatten. Das klangvolle Quartett um Rob Rayner, Deta Cordelia Rayner, Peter D’Elia und Julischka Schröder hat mittlerweile Kultstatus erreicht und darf bei keinem Festival fehlen. Gemeinsam verwandelten die vier Tonkünstler die Queens Rockhymne „Bohemian Rhapsody“ zu einer Melange aus Bluegrass- und Gypsy-Rhythmen und verfeinerten das Ganze mit ebenmäßigen Gesangsharmonien. Rhythmisch und harmonisch wurde es auch beim Theater RambaZamba, das zu den festen Größen der Veranstaltung gehört. Mit einer vollendeten Darbietung an zwei Schlagzeugen und einer Neuvertonung von Berthold Brechts lyrischem Werk „Die Seeräuber-Jenny“, das durch Hildegard Knef erste Berühmtheit erlangte, setzten die Artisten musikalisch hochwertige Akzente. Ein grandioser Auftakt, der drei Tage Kultur auf höchstem Niveau versprach.

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