Kaiserslautern Heimatsuche mit der Kamera begleitet

Beschäftigt sich in ihren Dokumentationen häufig mit der Migration und Suche nach Heimat: Barbara Trottnow. Ihr neuester Film be
Beschäftigt sich in ihren Dokumentationen häufig mit der Migration und Suche nach Heimat: Barbara Trottnow. Ihr neuester Film begleitet eine New Yorker Jüdin, deren Familie von den Nationalsozialisten vertrieben wurde, und die in Essenheim nach ihren Wurzeln sucht.

Regisseurin und Filmemacherin Barbara Trottnow aus Klein-Winternheim (Landkreis Mainz-Bingen) war am Sonntagnachmittag mit ihrem neuesten Film „Visiting the Past – von New York nach Essenheim“ zu Gast im Union-Studio für Filmkunst. Die RHEINPFALZ hat sich mit ihr über die Beweggründe ihrer Arbeit unterhalten.

„Wege finden, um miteinander entspannt und helfend umzugehen“, so beschreibt Trottnow ihre Motivation, aus der heraus sie in den vergangenen Jahren oft Dokumentarfilme zum Thema Migration realisierte. „Dokumentarfilme sollen mit ihrer Form überraschen, aber vor allem auch mit ihren Protagonisten. Deshalb ist es gut, wenn Geschichten mit offenem Ende erzählt werden, wenn die Menschen einem begegnen.“ Trottnow schilderte im Anschluss an die Vorführung, wie es zu der Begegnung mit der Amerikanerin Joan Salomon kam. „Vor Ort in Essenheim hatte man mir erzählt, da sei eine New Yorker Jüdin, deren Familie einst in Essenheim gelebt hat, die würde den Ort besuchen und es würde ihr hier sehr gefallen. Das verwunderte und interessierte mich.“ Die Filmemacherin fragte sich: „Wie kann sie den Ort, aus dem ihre Mutter vertrieben wurde, so sehr mögen?“ Der Film begleitet die 73 Jahre alte Musikhistorikerin Salomon aus New York bei ihrer Suche nach Heimat und den eigenen Wurzeln. 1934 zwangen die Nazis die jüdische Familie, das rheinhessische Dorf zu verlassen. Nur Salomons Mutter gelang es, nach Amerika auszuwandern. Großmutter und Tante kamen im Konzentrationslager ums Leben. Auf ihrer Spurensuche trifft Salomon alte Essenheimerinnen, die ihre Familie noch gekannt haben. „Beim Kaffeetrinken und Kuchenessen wird ein Weg aufgezeigt, wie man unverkrampft miteinander umgehen kann“, schildert Trottnow die emotionalen Momente der Dreharbeiten. Salomon könne sich heute sogar vorstellen, ihren Lebensabend in Essenheim zu verbringen. „Migration kann bedeuten, die Heimat zu verlassen, aber auch in sie zurückzukehren“, so Trottnow. „Ich wollte verstehen, was es für beide Seiten sein kann.“ Zu einer dieser Seiten gehört am Nachmittag auch die aus Kaiserslautern stammende Şerife Herzog-Uğurs. Mittlerweile lebt die studierte Juristin in Karlsruhe und hat sich sehr über das Treffen mit ihrer „alten Bekannten“ gefreut. 1989 porträtierte Trottnow deren türkischstämmige Familie in der Filmdokumentation „Fremde Heimat“. In atmosphärischen Bildern fing sie die Situation einer Familie ein, die nicht wusste, „ob sie hierbleiben will und darf oder ob sie in die Türkei zurückgehen will oder muss“, beschreibt Trottnow das Thema der Dokumentation. „Es ist wichtig, Orte zu haben, an denen Filme gemeinsam angeschaut werden. Ich habe mich wirklich gefreut, dass in Rheinland-Pfalz Kinos neu eröffnet oder von engagierten Menschen weitergeführt werden. Und das, wo Rheinland-Pfalz kein Filmland ist. Als einziges Bundesland erlaubt es sich, auf eine Filmproduktionsförderung zu verzichten!“ In den kommenden Wochen ist die Dokumentarfilmerin noch viel in Rheinland-Pfalz unterwegs, um die Kinotour ihres Films zu begleiten. Nach der Premiere in der Mainzer Staatskanzlei wird der 55-minütige Dokumentarfilm an insgesamt 15 Orten im Land gezeigt.

x