Kaiserslautern/Kreimbach-Kaulbach Heimatforscher Ernst Christmann vor 50 Jahren gestorben

Ernst Christmann (1885− 1974).
Ernst Christmann (1885− 1974).

In der Pfalz erscheint so gut wie keine Dorf- oder Stadtchronik, die sich nicht auf die Basisarbeit des Historikers und Sprachforschers Ernst Christmann beruft. Seine Erkenntnisse zur Herkunft und Bedeutung von Flurnamen werden bis heute zitiert. Am kommenden Samstag jährt sich sein Todestag zum 50. Mal.

Im Lauterer Stadtteil Morlautern und in seinem Geburtsort Kaulbach erinnern Straßennamen an den Germanisten, Historiker und Geografen aus dem Lautertal. Er war der Sohn eines Musikanten, musste schon als Jugendlicher im Steinbruch schuften und kam erst über Umwege an die Lauterer Lehrerbildungsanstalt.

Den ersten Jahren als Junglehrer in Bellheim, Ludwigshafen und Kusel folgte ein Studium in München, wo er eine Doktorarbeit vorlegte. Nach Kriegsdienst und -gefangenschaft war er Professor an der „Deutschen Aufbauschule“ in Kaiserslautern sowie in Saarbrücken, Metz und Heidelberg. Er war Autor des Büchleins „Der deutsche Charakter Lothringens“ und hielt Vorträge an der Nazi-„Ordensburg“ Vogelsang (Nordrhein-Westfalen). So trat er auf Druck der alliierten „Entnazifizierungs“-Kommission anno 1945 in den Ruhestand.

Flur- und Siedlungsnamen

Bis zu seinem Tod widmete er sich mit Energie und Hingabe der Erforschung der Geschichte, Sprache, Landes- und Volkskunde der Pfalz. Zwar hatte die Münchner Akademie der Wissenschaft noch vor dem Ersten Weltkrieg ein „Wörterbuch für die bayerische Pfalz“ liniiert. Doch erst die 1925 erfolgte Einrichtung einer „Wörterbuchkanzlei“ und Christmanns Berufung zum hauptamtlichem Sammler brachte das Projekt in Gang. Später führten es Julius Krämer und der heute im Kreis Alzey-Worms lebende Rudolf Post weiter. Nach drei Jahrzehnten der Dokumentation wurde das sechsbändige „Pfälzische Wörterbuch“ 1998 mit einem Beiheft abgeschlossen, dem Post kurz darauf ein „Kleines pfälzisches Wörterbuch“ folgen ließ.

Ernst Christmann richtete sein Augenmerk vor allem auf Flur- und Gewannennamen, die häufig Rückschlüsse auf die einstige Nutzung, Historie und Mythologie der Areale gestatten. Ab 1954 veröffentlichte die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in mehreren Bände sein Lexikon „Die Siedlungsnamen der Pfalz“. Er begeisterte schließlich auch seinen Lauterer Schwiegersohn Martin Dolch (1911-2011) für diesen Zweig der Sprachwissenschaft, der seinerseits ein Reihe grundlegender Rechercheergebnisse publizierte.

Hervorragender Wissenschaftler

Daneben schrieb Christmann Bücher wie „Flurnamen zwischen Rhein und Saar“ und „Weinlagennamen in Pfalz und Rheinland“ sowie ungezählte Aufsätze, Vorträge und Zeitungsartikel. Verschiedene Jahrbücher und die 1970 vom Kreis Kusel reaktivierten „Westricher Heimatblätter“ druckten seine Texte dankbar ab. Die von Christmann in Archiven mühevoll ausgegrabenen und gesichteten Schriftstücke aus früherer Zeit werden noch immer als Belege für die urkundliche Ersterwähnung vieler Kommunen herangezogen. Nach Worten des Wolfsteiner Heimatforschers Hans Matzenbacher war er ein „hervorragender Wissenschaftler, der sein langes Leben ganz in den Dienst der Erforschung seiner Heimat gestellt hat“.

Gemeinsam mit dem Lauterer Stadtarchivar Heinz Friedel veröffentlichte er 1970 den 650-Seiten-Wälzer „Kaiserslautern einst und jetzt“. Der Untertitel lautet etwas umständlich: „Beiträge zur Geschichte der Großstadt Kaiserslautern von der Vor- und Frühgeschichte bis zu den heutigen Flur- und Straßennamen“. In der Barbarossastadt starb Ernst Christmann an seinem 89. Geburtstag, dem 7. September 1974. Friedel rief ihm nach: „Von seinem Werk werden noch Generationen Gewinn haben.“

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