Kaiserslautern Handgemachtes Eis aus dem Automaten statt Gelateria

Füllen ihren Tante-Frieda-Eis-Automaten auf: Robin Bühler und Christina Hahn aus Kaiserslautern, die die GmbH zusammen mit dem S
Füllen ihren Tante-Frieda-Eis-Automaten auf: Robin Bühler und Christina Hahn aus Kaiserslautern, die die GmbH zusammen mit dem Saulheimer David Schey gegründet haben.

Abseits der City hochwertiges Eis rund um die Uhr: Mit Automaten von „Tante Frieda“ wollen drei jungen Menschen diesem Anspruch gerecht werden. 13 Eissorten aus vier Automaten, zwei davon in Kaiserslautern, bieten sie derzeit an. Und wollen damit die Automatenwelt aus der Schmuddelecke am Bahnhofsgleis herausholen.

Tante Frieda 4.0 fällt auf. Lindgrün und türkis beklebt mit einem großen Touchpad ausgestattet versprechen die vier Automaten köstliches italienisches Eis, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. „Frieda ist immer für dich da“ lautet der Slogan der Tante Frieda Automaten GmbH auf der Homepage.

Die drei Gründer aus Kaiserslautern und dem rheinhessischen Saulheim haben in der zweiten Februar-Woche ihre Automaten an vier Standorten aufgestellt. Einer von ihnen steht in der Kreuzhofstraße in Kaiserslautern, ein weiterer in Morlautern in der Oberen Straße neben einem Fleischautomaten. Auch in Kirchheimbolanden haben sie ein Gerät platziert, direkt neben einem Eier- und Fleischautomaten am Art-Hotel Braun, der vierte steht neben einem Weinautomaten im Alzeyer Stadtteil Dautenheim. Auffallend: Keiner von ihnen steht zentral. Weil Tante Frieda eben eine Hommage an den Tante-Emma-Laden auf dem Dorf sein soll, erklärt Christina Hahn. Und 4.0, weil es sich um ein hochmodernes und „intelligentes“ Gerät handelt.

Per App wird der Füllstand abgelesen

Christina Hahn und Robin Bühler sind beide studierte Mittelstandsökonomen aus Kaiserslautern, ihr Partner David Schey aus Saulheim hat Marketingmanagement studiert. Zu dritt haben sie tief in die Tasche gegriffen und einen mittleren fünfstelligen Betrag in die vier Automaten investiert. Denn, die mit modernster Zahl- und Kühltechnik ausgestatteten Verkaufsautomaten sind über eine App auf den Smartphones der drei Gesellschafter ausgestattet, über die sie immer aktuell über den Kühlstatus und die Fächerbelegung informiert sind. Telemetrie heißt das Zauberwort, erklärt Bühler: Sobald der Bestand fällt, kriegen sie eine Meldung und können direkt die Sorten kommissionieren.

Warum aber Eis und nicht regionale Bio-Schokoriegel? Weil sich die drei immer geärgert hatten, dass es kaum gutes Speiseeis im Handel gib, sagt Bühler: „80 Prozent der Produkte, die man im Supermarkt erhält, sind Industrieeis.“ Und ihm schmeckt das nicht. Gerade in ländlichen Regionen sind aber gute Eisdielen rar, sodass sie auf die Idee mit den Automaten kamen. Überschaubare Personalkosten bei einer Verfügbarkeit rund um die Uhr – ein Traum für Eisliebhaber.

Schnell fanden die drei auch einen geeigneten Hersteller, der ihre Geschmacks- und Qualitätsansprüche erfüllen konnte. Die Allgäuer Eismanufaktur befüllt die Becher noch von Hand und liefert das Speiseeis an zwei Kühlstandorte. Die Kühlkette wird dabei nicht unterbrochen. Die Automaten müssen die drei selbst befüllen: Hahn und Bühler in Kaiserslautern, Schey in Kibo und Alzey. Mit speziellen Kühltaschen des Herstellers können sie die Temperatur bis zu einer Stunde auch im Transport halten.

Eis aus Heu-Milch aus dem Allgäu oder vegan

Doch das Hauptargument für die Allgäuer Eismanufaktur war der Geschmack, sagt Hahn. Ihre Partner nicken zustimmend. Der Hersteller nutzt für die meisten Sorten Bio-Heumilch vom Nachbarhof, die nur einmal pasteurisiert ist. Außerdem gibt es auch vegane Sorten. In ihren Automaten bieten sie von 13 Sorten gleich drei davon an. Die Geschmacksrichtungen können in Zukunft auch saisonal wechseln, sagt Hahn. Erste Kundenwünsche gebe es bereits.

In der oberen Reihe des Automaten stapeln sich die 150-Milliliter-Becher, doch das Gros sind die 500-Milliliter-Packungen. Schon nach einer Woche habe sich ein gewisses Schema herauskristallisiert, hat Bühler anhand der Telemetrie beobachtet: Anfangs wurden kleine Becher gekauft, einige Tage später überwiegend die großen Packungen. Offenbar waren die Kunden nach einer erfolgreichen Kostprobe auf den Geschmack gekommen.

Das Herzstück des Automaten ist die ausgeklügelte Technik, mit der die drei jederzeit und von überall aus genau wissen, wie es ihnen geht. Hahn zeigt auf ihrem Smartphone die App, auf der sie jedes der Geräte abrufen kann. Sie sieht wie viele Fächer gefüllt sind und kann dort minutiös die Temperatur nachvollziehen. Sollte die Kühlkette unterbrochen werden, etwa bei einem längeren Stromausfall, könne man kein Eis mehr kaufen. Die App schlägt auch Alarm, wenn die Lichtschranke blockiert oder sich der Bestand in einem Fach dem Ende neigt.

Bisher hatten die Gründer mit einer monatlichen Großlieferung kalkuliert, doch schon die ersten ein, zwei Wochen hätten gezeigt, dass der Bedarf größer sei. Sie haben den Automatenverkauf bewusst in der Nebensaison gestartet, um sich erst einmal in die Arbeit einzufinden. Sollte der Bedarf im Sommer massiv steigen, möchten sie Erfahrungswerte haben und gegebenenfalls sogar saisonal Minijobber zum Befüllen der Automaten einstellen.

Kommunen haben schon angefragt

„Wir möchten wachsen, aber nicht zu schnell und nicht um jeden Preis“, sagt Bühler. Die Kundenzufriedenheit und ihr Qualitätsanspruch stehen für ihn über einer schnellen Expansion. Doch die ersten Anfragen aus den Kommunen sind schon da. Offenbar ist Tante Frieda 4.0 für viele tatsächlich eine Art moderner Tante-Emma-Laden auf dem Dorf. Das Automatenbusiness soll in Zukunft mit weiteren hochwertige Produkten ausgebaut werden, wirft Bühler einen Blick in die Zukunft. Doch für ihn steht die Marke im Vordergrund: „Man soll sofort erkennen, dass es Tante Frieda ist und das steht für Qualität.“

Viel Werbung war jedenfalls nicht nötig, denn die ersten Kunden kamen schon aufgrund der Social-Media-Posts bei Facebook und Instagram – oder haben ihn selbst in ihrer Nachbarschaft entdeckt. Auch der Kauf selbst ist ein kleines Erlebnis: Über das große Touchpad können Kunden mehrere Produkte gleichzeitig bestellen und alles per Karte zahlen: EC, Visa, Amex, Google und ApplePay. Nur Bargeld, das geht nicht – damit es keine Automatenknacker anlockt. Stattdessen gibt es eine Gutscheinfunktion. Damit kann ein Betrag hinter einem personalisierten Code aufgeladen werden. Also eine interessante Alternative für Kinder, die noch keine Bankkarte hätten, so Bühler. So hätten die Familien auch den Eiskonsum ihrer Sprösslinge im Griff.

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