Kaiserslautern Grüße von der italienischen Riviera
„Hafen und Kastell von Lerici“: Dieses leuchtende Aquarell, das der Speyerer Maler Hans Purrmann 1936 an der ligurischen Küste Italiens geschaffen hat, steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die ab Sonntag bis zum 5. Februar 2015 in seinem Geburtshaus in Speyer zu sehen sein wird. Das Purrmann-Haus zeigt das Gemälde, das seit kurzem zu seinen Beständen zählt, erstmals öffentlich.
Die Schau mit dem Titel „Farbe und Licht des Südens“ porträtiert Hans Purrmann (1880–1966) und Mathilde Vollmoeller-Purrmann (1876–1943) als „Künstlerehepaar der klassischen Moderne“, wie es im Untertitel heißt. Was darunter zu verstehen ist, zeigt beispielhaft die Geschichte des „Lerici“-Aquarells, das als Schenkung aus dem Nachlass des Musiker-Ehepaares Hans und Margarethe Leygraf in den Besitz der Speyerer Gedenkstätte gelangte. Anfang der 40er Jahre studierten der Schwede und die Österreicherin an der Münchner Musikhochschule. In dieser Zeit lernte Margarethe Leygraf Mathilde Vollmoeller-Purrmann und Hans Purrmann über deren Sohn Robert kennen. Ein besonders enges Verhältnis bestand offenbar zu Vollmoeller-Purrmann. So erzählte Leygraf später, sie habe ihr den Weg zur Kunst geöffnet. Als Margarethe und Hans Leygraf 1952 eine Radtour ins schweizerische Tessin unternahmen, besuchten sie Purrmann im Dorf Montagnola. Dort hatte der Speyerer nach dem Tod seiner Ehefrau neun Jahre zuvor eine neue Heimat gefunden und sich mit dem ebenfalls dort lebenden Dichter Hermann Hesse angefreundet. Margarethe Leygraf berichtete später: „… und trafen dort Hans Purrmann; liebenswürdig schlug er uns vor, im Hesse’schen Hause zu wohnen (Hesse wohnte schon in seinem neuen Wohnsitz). Wir waren so glücklich darüber! Abends kam H.P. mit einer guten Flasche Wein herüber und als wir wieder fortzogen, begleitete er uns eine Weile, gab Ratschläge.“ Neben Wein und Ratschlägen gab der Maler seinen Freunden wahrscheinlich auch ein Bild, das er 1936 in der Küstenstadt Lerici geschaffen hatte – die genaueren Umstände sind noch zu klären. Das Gemälde steht für die Sehnsucht des Maler-Ehepaares nach dem Süden. Die Leidenschaft für Farbe und Licht trieb die Purrmanns immer wieder an die südfranzösische Küste und nach Italien. Die Anlage der dort entstandenen Bilder versteht sich als reine Farbkomposition, der sich Zentralperspektive und naturalistische Wiedergabe unterordnen. Purrmann als Schüler und lebenslanger Freund von Henri Matisse fasste die Arbeitsweise 1961 selbst so zusammen: „Man muss die Farbrapporte suchen und erfühlen können, dabei muss Geschmack und Verstand helfen, und je sensibler diese Farbrapporte wiedergegeben sind, umso schöner zeigt sich das Bild in seiner Lichtfülle.“ Mathilde Vollmoeller-Purrmann war ebenfalls Matisse-Schülerin und teilte die Faszination ihres Mannes für das intensive Licht und die kräftigen Farben des Südens. Auch von ihr sind einige Landschaftsaquarelle in der aktuellen Ausstellung erstmals öffentlich zu sehen. Zitate des Künstlerehepaares, Archivalien und Fotografien ergänzen die Präsentation. Mit „Farbe und Licht des Südens“ beginnt das Purrmann-Haus zugleich eine neue Ausstellungsreihe. Unter dem Titel „Im Fokus“ sollen künftig in loser Folge verschiedene Schaffensperioden oder Sujets aus der rund 100 Werke umfassenden ständigen Sammlung des Museums im Blickpunkt stehen. Dafür erhielt die Gedenkstätte eine überarbeitete Besucherführung und Gliederung durch erläuternde Wandtexte. .