Kaiserslautern Glasflaschen im Wald: Gefährlich für Mensch und Tier – und ganz schön viel Arbeit ...

Nicht bloß weggeworfen, sondern gezielt aufgestellt: kaputte Flaschen im Wald auf dem Lämmchesberg .
Nicht bloß weggeworfen, sondern gezielt aufgestellt: kaputte Flaschen im Wald auf dem Lämmchesberg .

Zersplitterte Glasflaschen, die mit dem Hals in den Boden gerammt sind: Gezielter Angriff auf Tier und Mensch oder Reste einer ausgelassenen Party? In jedem Fall gefährlich und unappetitlich – und viel Arbeit für die Mitarbeiter des Forstamts.

„Mich hat der Anblick total schockiert“, schreibt eine RHEINPFALZ-Leserin und liefert gleich mehrere Fotos mit. Sie zeigen Dutzende Flaschen, einige offenbar weggeworfen, viele andere zersplittert und mit dem Hals im Boden. „Meines Erachtens wurden die Flaschen absichtlich so hergerichtet, um Verletzungen bei Waldtieren zu provozieren“, mutmaßt die Fotografin. Aufgenommen wurden die Fotos bereits vor einigen Wochen im Wald beim Pilzesuchen auf dem Lämmchesberg, in unmittelbarer Nähe zum Uni Campus. „So ein abscheuliches Tun muss veröffentlicht und eigentlich auch strafrechtlich verfolgt werden“, fordert sie.

Letzteres erweist sich als nicht so einfach, wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums auf Anfrage der RHEINPFALZ erläutert: „In diesem ganz speziellen Fall war es so, dass die Flaschen zwischenzeitlich weggeräumt wurden. Daher haben unsere Kollegen keinerlei Hinweise auf einen Verursacher beziehungsweise auf eine Straftat. Was so viel heißt wie: Die Angelegenheit kann nicht weiterverfolgt werden.“ Andere Fälle dieser Art seien bei der Polizei keine aktenkundig. Allerdings: „Wenn man sowas als Spaziergänger entdeckt, kann man sich an die Polizei wenden.“ Beispielsweise über die Onlinewache www.polizei.rlp.de/de/onlinewache.“

Denn sollte in einem solchen Fall etwas passieren und der Verursacher ermittelt werden, sei es denkbar, so die Polizei: „Dass es sich um fahrlässige Körperverletzung handelt. Die Einstufung hier übernimmt aber die Staatsanwaltschaft und das Strafmaß letztendlich das Gericht. Bei einer fahrlässigen Körperverletzung wäre das eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.“

Kistenweise Glasmüll aus dem Wald geholt

Zum Thema Müll – und Glas – im Wald können Forstamtsleiterin Dorothea Lehmann und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein Lied singen. Auf die Fotos der Leserin angesprochen, geht Lehmann nicht gleich davon aus, dass jemand gezielt Mensch oder Tier schaden wolle: „Das sieht am ehesten nach einer zünftigen Party aus, wie sie gerade jüngere Leute recht häufig im Wald veranstalten.“ Doch egal warum, an den kaputten Flaschen und den Splittern könnten sich Tiere verletzen. „Oder eben auch die fleißigen Müllsammler und Müllsammlerinnen“, sagt Lehmann und ergänzt: „Das kann dann gefährlich werden, wenn sich eine Wunde entzündet.“ Die Partyfreunde würden auch nicht bedenken, dass oft Familien mit kleinen Kindern im Wald unterwegs sind: „Kinder fassen ja alles an oder stürzen leicht und fallen ins Laub, wo vielleicht verdeckt eine Scherbe liegen kann.“

Alle Forstamtsmitarbeiter hätten schon kistenweise Glasmüll im Wald gesammelt, aus dem Wald geholt und in Glascontainern entsorgt. Lehmann: „Der Renner sind Bierflaschen ohne Etikett und Sektflaschen mit Etikett – keine noblen Tropfen – und oft ein kunstvoll reingefriemeltes Taschentuch drin.“ Das sei jedenfalls allein schon aus hygienischer Sicht überhaupt keine Freude.

Leere Flaschen fänden sich an den verschiedensten Orten: „Beliebt sind natürlich die typischen Treffpunkte im Wald, wie zum Beispiel in der Nähe von Naherholungs-Hot-Spots wie Türmen, Woogen und prägnante Felsen. Am Humbergturm sieht es in den Sommermonaten immer wieder montags besonders wüst aus. Aber auch an Punkten mit einer Aussicht, bei Sitzgruppen tief im Wald und bei Höhlen finden sich die Menschen zusammen.“

Wer feiert, sollte an die Tiere denken

„Besonders große Sorgen bereiten uns die Partyreste rund um Felsvorsprünge und Höhlen“, sagt Lehmann. Denn dort könnten geschützte Tierarten wohnen, die durch Lärm, Lagerfeuer und Müll empfindlich gestört werden könnten. „Wir sollten alle dem Ruhebedürfnis unserer heimischen Tierwelt mehr Beachtung schenken. Gerade in den Abend- und Nachtstunden sollte man nicht nur sich selbst, sondern auch dem Wald einmal ,Ruhe’ gönnen“, so die Forstamtsleiterin.

Über die kostenfreie App „Waldecho“ könnten Waldbesucher das Forstamt unkompliziert informieren. Dann werde der Müll schnellstmöglich weggeräumt. Dafür hat das Forstamt sogar ein Unternehmen zum Müllsammeln beauftragt – mit Steuergeldern bezahlt. Eine strafrechtliche Verfolgung bei illegalen Müllablagerungen sei nur in wenigen Fällen erfolgreich, da die Verursacher oft schon über alle Berge sind. „Manchmal aber können wir die Leute überführen, weil sich Waldbesucher Kennzeichen gemerkt haben“, lobt Lehmann deren Zivilcourage.

Werden Waldbesuchergruppen mit Glasflaschen in der Hand und offensichtlicher Partystimmung von Forstmitarbeitern erspäht, „klären wir vor allem auf und hoffen auf Einsicht, die im Gespräch auch schnell kommt“. Die meisten sind besonders durch die potenzielle Gefahr für die Tierwelt betroffen. Allerdings fällt es auch nicht leicht, alleine größere Gruppen angetrunkener Menschen anzusprechen. Die Forstamtsleiterin kündigt an, die Öffentlichkeitsarbeit zu dem Thema intensivieren zu wollen. „Wir hoffen, dass alle Waldfans uns helfen, indem sie sich rücksichtsvoll verhalten und ihren Müll ganz einfach wieder mit nach Hause nehmen.“

Immer wieder ein Ärgernis: Müll am Humbergturm. Den entsorgen oft Mitglieder des Humberturm-Vereins.
Immer wieder ein Ärgernis: Müll am Humbergturm. Den entsorgen oft Mitglieder des Humberturm-Vereins.
x