Kaiserslautern Gefährliche Ablenkung

Das Smartphone ist für viele Menschen unverzichtbar geworden – leider auch im Straßenverkehr. Da wird fleißig telefoniert, getippt und im Internet gesurft. „Das ist eine wesentliche Ablenkung“, weiß Polizeisprecher Wolfgang Denzer. Die Kaiserslauterer Polizei und der Auto Club Europa (ACE) beobachten immer mehr – vor allem junge – Autofahrer, die bedenkenlos am Steuer zum Handy greifen.

„Wir sehen das oft während der Streife, dass Fahrer auf der Gegenseite ihr Handy benutzen“, berichtet Polizeisprecher Wolfgang Denzer auf Anfrage der RHEINPFALZ. Allerdings sei es in solchen Fällen meist problematisch, die Vorbeifahrenden zur Rechenschaft zu ziehen. Auch sonst sei das Nachweisen der Tat schwer, gerade wenn nicht telefoniert, sondern beispielsweise eine SMS geschrieben werde. „Das ist während der Streife schwer zu sehen, aber man muss ja schon handfeste Beweise haben“, so Denzer. Typisch sei auch, dass Fahrer, die mit dem Handy hintern Lenkrad erwischt würden, die Tat herunterspielten. „Da wird vorgebracht, dass man nicht gewusst habe, dass SMS schreiben verboten ist.“ Die Kaiserslauterer Polizei wünscht sich daher mehr Aufklärung. Auch auf die Gefahren des Handygebrauchs im Auto müsse verstärkt aufmerksam gemacht werden. Denzer bezweifelt jedoch, dass hierfür Schockvideos, wie sie zum Teil im Ausland zum Einsatz kämen, das richtige Mittel seien. Die Beobachtungen der Kaiserslauterer Polizei teilt Andreas Schmitt, Kreisvorsitzender des Auto Club Europa (ACE), Westpfalz. „Smartphones haben im Straßenverkehr gerade unter jungen Leuten einen ganz neuen Stellenwert erlangt“, sagt Schmitt. Ein Blick in die Autos an den Kreuzungen zeige ein inzwischen charakteristisch gewordenes Bild: Die Fahrer nutzten die rote Ampel, um rasch Textnachrichten zu lesen oder zu schreiben. Auch während der Fahrt werde das Smartphone weiter genutzt, die Risiken dabei unterschätzt. Schmitt: „Wer mit 100 Stundenkilometern unterwegs ist und nur für zwei Sekunden aufs Display statt auf die Straße schaut, fährt 60 Meter ,blind’.“ Schwere Unfälle seien so vorprogrammiert. Oder wie der ACE-Kreisvorsitzende drastisch veranschaulicht: „Wenn dann ein Kind auf der Straße steht, dann steht’s.“ Auch sei weithin unbekannt, dass die Kfz-Versicherung bei einem Unfall, der auf den Gebrauch des Handy zurückzuführen sei, nicht zahle. Um die Autofahrer für das Problem zu sensibilisieren, hat der ACE seine diesjährige Verkehrssicherheits-Kampagne unter das Motto „Park dein Handy, wenn du fährst“ gestellt. In Kaiserslautern wurde hierzu eine stichprobenartige Verkehrsbeobachtung durchgeführt. Während der gut einstündigen Kontrolle (Merkurstraße, 8. Mai) beobachtete das Team um Andreas Schmitt 53 Autofahrer, die am Steuer telefonierten. 63 Fahrer schrieben Textnachrichten oder wurden sonst wie beim Handy-Tippen erwischt. Dabei waren fast doppelt so viele Männer mit ihrem Smartphone beschäftigt wie Frauen. Wie vermutet, handelte es sich bei den Verkehrssündern überwiegend um jüngere Fahrer, berichtet Schmitt. Auch der Griff zum Handy an der roten Ampel konnte der ACE bei der Zählung in Kaiserslautern beobachten. Besonders bedenklich findet Schmitt, dass auch Fahrer von Sprintern und Lkw mit ihrem Handy am Steuer erwischt wurden: „Wenn einer mit 30 Tonnen auf dich drauffährt, dann war’s das.“ Die Zahlen seien erschreckend, gerade angesichts des kurzen Beobachtungszeitraums, kommentiert Andreas Schmitt den Kontrolltag. Dennoch sei zu hoffen, dass durch solche Aktionen an die Vernunft der Autofahrer appelliert werden könne. Denn: „Jeder Unfall, der verhindert werden kann, zählt.“ (gpl)

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