Kaiserslautern Ganz aus dem Häuschen
Es ist „schwer was los“ an diesem Donnerstagabend im Kasino der Kammgarn. Im Vorraum quellen die schwer beladenen Garderobenständer über, drinnen im Konzertsaal drängen sich ungezählte begeisterte Fans im komplett ausverkauften Haus – und auf der Bühne steht Andreas Bourani. Damit ist dann eigentlich auch schon alles erklärt: Wo der sympathische Shootingstar der deutschen Szene zurzeit im Rahmen seiner (ebenfalls nahezu ausverkauften) Tour auftaucht, gerät das Publikum ganz aus dem Häuschen.
Angenehm vorgewärmt wurde man zunächst durch den eher zurückhaltenden Support von Jacob Brass, einem Mitglied von Bouranis Liveband. Mit sicher beherrschter Gitarre und geschmeidiger Stimme bereitete der versierte Musiker mit seinem gut gemischten Vorprogramm ganz alleine schon mal den Boden für Bourani & Co.. Dazu brauchte er übrigens sogar noch keine 30 Minuten. „Ich hab’ soviel zu geben“, sang Andreas Bourani danach gleich in seinem Intro-Titel „Ich bin wieder am Leben“. Und ja, das stimmte auch tatsächlich: Er gab an diesem Abend reichlich von dem, was er künstlerisch zu bieten hatte. Das war dann ziemlich beeindruckend, und er begeisterte damit vor allem – aber längst nicht nur – den nicht geringen weiblichen Teil des Publikums. Eines nach dem anderen interpretierte er seine eingängigen deutschsprachigen Stücke, deren in der Regel mit einiger lyrischer Kraft wirkenden Texte tief unter die Haut gehen und dort dann oft eine empfängliche emotionale Saite ganz tief innen zum Klingen bringen. Von „Nur In Meinem Kopf“ über die grenzenlose Macht der Phantasie über den Song „Alles beim Alten“, in dem es um den ewigen Zwiespalt des Menschen zwischen angenehmer Vertrautheit und ständigem Suchen nach Neuem geht, bis – natürlich – hin zu Titeln über tief empfundene Liebe reicht Bouranis Repertoire. Das Lied „Delirium“ widmete der smarte, sein Publikum mit Stimme, Musik und Ansagen gleichermaßen beständig einnehmende Musiker an diesem Abend explizit den „Ladys“ im Hause. Die enthusiastischen Reaktionen auf die darin vorkommenden Verse wie „Du bist ein einziger Exzess, in dem man sich vergisst, von dem man auch nicht lässt, wenn man sich daran verbrennt...“ sprachen für sich und die Fähigkeit des Musikers, nicht nur im musikalischen Sinn den richtigen Ton zu treffen. Wenn einer wie er das singt, klingt das irgendwie gut und ehrlich. Die Konsequenz war eine ebenso ausgelassen-fröhliche wie auch emotional dichte Atmosphäre im Kasino des Kulturzentrums. Immer wieder wurden Handys zum Filmen und als moderner Ersatz für das, was früher die Feuerzeuge leisteten, hochgehalten, immer wieder wurde ausdauernd mitgeklatscht, wurden vor allem die Texte der Lieder über weite Strecken laut und auswendig mitgesungen. Den Höhepunkt markierte hier das aktuelle „Auf anderen Wegen“ mit bittersüßen Zeilen über das Auseinandergelebt-Sein wie „Mein Herz schlägt schneller als deins, sie schlagen nicht mehr wie eins. Wir leuchten heller allein...“. Stark und unisono erhoben sich dabei schon geradezu chorartig die Stimmen aus dem Publikum und gaben dem ohnehin schon starken Konzert noch einen zusätzlichen Antrieb. Zu fortgeschrittener Stunde dann kam endlich der von vielen erwartete Bourani-Titel schlechthin, der Hit zur Fußball-WM im vergangenen Jahr, das mitreißend-positive „Auf uns“. Besonders hier, bei diesem Paradestück der Band, zogen Bouranis Mitmusiker noch einmal alle Register ihres Könnens, spielten Julius Hartog und Jacob Brass (Gitarren), Arne Augustin (Keyboard), Ralph Rieker (Bass) und Jürgen Stiehle (Schlagzeug) nach einem bewusst verhaltenen Einstieg mit einer Energie, mit der sie den ganzen Saal im Kulturzentrum Kammgarn in anhaltende Feierlaune versetzten. Das war schon fast eine Lehrstunde zum Thema: „Wie man sein Publikum restlos zufrieden stellt.“