Kaiserslautern Fußball für den Frieden

Zehn Freunde sollt Ihr sein: Das Kaiserslauterer Team Eselsohr-Cantona stimmt sich vorm Halbfinale ein. Gereicht fürs Endspiel h
Zehn Freunde sollt Ihr sein: Das Kaiserslauterer Team Eselsohr-Cantona stimmt sich vorm Halbfinale ein. Gereicht fürs Endspiel hat’s aber nicht.

Sie kickten nicht immer mit Können, aber mit Herzblut: Acht Hobby-Mannschaften nahmen am Nachmittag nach dem dramatischen Deutschlandspiel in Steinwenden am „Fußball für den Frieden“-Turnier der laufenden Kampagne „Stopp Ramstein Air Base“ teil. Es knüpfte an die UEFA-Kampagne „Sag nein zu Rassismus“ an und erinnerte an Werner Liebrich, einen der „Helden von Bern“ und überzeugten Kriegsgegner.

Anfeuernde Musik und der Duft von Gegrilltem wabern durch die Luft, eigens von der Kaiserslauterer Designerin Silke Westenweller kreierte Pokale warten auf die drei besten Mannschaften. Ab und an geht den Teams auf den beiden Kleinfeldern in ihren zweimal zehn Minuten Spielzeit der Ball am freien Tor vorbei, kommt der Pass genau dort an, wo er nicht hin soll. Dann wieder gelingen Traumtreffer – und Eigentore auch. Es gibt heftige taktische Diskussionen in den Spielpausen, Selbstkritik und entspanntes Schulterklopfen.. Das „Werner-Liebrich-Turnier“ auf der wunderschönen Steinwendener Anlage hat an diesem sonnigen Sonntag alles, was Spaß macht rund ums runde Leder. Acht Teams, aus dem Dorf, aus Mannheim, Bad Kreuznach und Kaiserslautern und aus dem nahe gelegenen Camp der diesjährigen „Stopp Ramstein Air Base“-Kampagne treten in zwei Gruppen gegeneinander an, liefern sich enge Partien oder siegen deutlich sieben zu null. Mit Begeisterung dabei ist Anne-Marie Liebrich, Witwe des Walter-Elf-Weltmeisters Werner Liebrich und Schirmherrin dieses Turniers. „Werner wäre bestimmt sehr glücklich über das Turnier und auch über den Hintergrund der Friedensbewegung. Es war selbstverständlich, die Schirmherrschaft zu übernehmen“, sagt sie. „Dass hier in Steinwenden in diesem tollen Stadion und auch noch im Aufstiegsjahr der Mannschaft an ihn und seine Überzeugung erinnert wird, dass der Ort das hochhält, ist rührend.“ Der 1995 im Alter von 68 Jahren gestorbene Postbeamte und „Held von Bern“ Werner Liebrich – in der Pfalz war er bekannt unter dem Spitznamen „Fahrer“ – war Stopper beim 1. FC Kaiserslautern und einer der besten Abwehrspieler seiner Zeit. 16-jährig eingezogen, wurde der überzeugte Kriegsgegner kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges als Deserteur zum Tode verurteilt und entging der Vollstreckung des Urteils nur durch die Kapitulation. In den Nachkriegsjahren engagierte er sich überparteilich gegen die Remilitarisierung und gegen atomare Hochrüstung. „Während der WM in Russland lag es nahe, dass auch wir ein Turnier auf die Beine stellen. Mit Fußball kann man Menschen verbinden“, betont Hans Sander, Hauptorganisator des Turniers und Mitglied der Kampagne „Stopp Ramstein Air Base“. „Wir wollten ein schönes Turnier auf die Beine stellen, das Spaß macht und ein Zeichen gegen Krieg, Gewalt und Rassismus setzt – für Frieden, Solidarität und Gemeinschaft auch hier vor Ort.“ Deshalb sei es wichtig gewesen, dass Frauen und Männer, Migranten und Einheimische, Kicker aus Amateurmannschaften und reine Hobbyfußballer sich gemeldet hätten. Letztlich kickt zwar nur eine Frau mit (es gibt aber auch eine Schiedsrichterin), doch das restliche Konzept geht auf. Früh zeichnet sich ab, dass sowohl das Friedenscamp als auch die Straußbuben ohne Chance sind, früh schälen sich auch die Favoriten heraus: Es sind die beiden Mannschaften mit Geflüchteten aus Eritrea („Meine Jungs“, scherzt Anne-Marie Liebrich, die sich in Kaiserslautern in der Flüchtlingshilfe engagiert), die mit viel Siegeswillen in selbigen auftretenden „Roten Hosen“ aus Bad Kreuznach und das Team des Jugendtreffs Eselsohr aus Kaiserslautern, das sich nach dem „Rebell am Ball“ Éric Cantona, der ebenso begnadeten wie umstrittenen Manchester-Legende, benannt hat. Gut fünf Stunden nach dem ersten Anpfiff am späten Vormittage stehen die Sieger fest: Eritrea I vor Rote Hosen, Eritrea II und Eselsohr-Cantona lautet die Tabelle.

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