Kaiserslautern Fremde Welten voller Symbolkraft

Im Ramsteiner Bürgerhaus kringelten sich am Donnerstag rund 1000 Kinder (in zwei Vorstellungen) mit ihren Müttern vor Vergnügen. Das Junge Theater Bonn präsentierte „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ nach dem Roman von Michael Ende. Und da ging es ganz schön rund.

Eigentlich lebt man auf der Insel Lummerland in völliger Ruhe. Da passiert so gut wie gar nichts. Einziges Vergnügen: Eine große, schwarze Lokomotive kurvt herum und lässt mächtig Dampf ab. Und da ist der König Alfons Viertel-vor-Zwölf mit grünem Haar und grünem Schnauzbart. Als das Postschiff ein Paket abliefert, ist er völlig aus dem Häuschen. „Eine Bombe!“, krakeelt er zum Gotterbarmen. Aufgeregt schnattern seine Untertanen. Sie öffnen es, und die vier Lummerländer staunen nicht schlecht, als sie dessen Inhalt erblicken: „Ein Baby!“ Das Baby wird groß, entwickelt sich zu einem kecken, vorwitzigen Lausejungen, der zum besten Freund von Lukas, dem Lokomotivführer, wird. Mit dem Jungen aber wird der Platz auf Lummerland eng. „Die Lokomotive muss die Insel verlassen“, entscheidet König Alfons. „Ein Lokomotivführer ohne Lokomotive, das geht nicht“, schnarrt Lukas entschieden. Er wird die Insel mit seinem Dampfross verlassen. Und weil Freunde immer zusammenhalten, geht Jim mit. Noch in derselben Nacht brechen die beiden Abenteurer mit ihrer „Emma“ auf, die sie notdürftig zum Segelboot umgebaut haben, und erleben spannende Abenteuer. In China erfahren sie etwa, dass Li Si, die Tochter des Kaisers, von einer Piratenbande entführt wurde. Immer wieder wird die Handlung mit Liedern und Tänzen lebendig gemacht. Lustig ist das „Ching-Ching-Chang“-Ballett am Kaiserhof. Herrliche Kostüme bringen die Kinder immer wieder zum Staunen. Da ist der Gouverneur des Kaisers mit seinem langen Zopf, der bis an den Allerwertesten reicht. Die beiden Abenteuerlustigen lässt er in Ketten legen, aber der Kaiser befreit sie wieder, nachdem sie ihm versprochen haben, die Prinzessin zu befreien. Die wird in der Drachenstadt festgehalten. Selbst von dem Monstrum mit dem riesigen, gezackten Drachenschwanz, den langen, scharfen Krallen und dem Einhorn an der Stirn lassen sich Lukas und Jim sich nicht einschüchtern. Die brave „Emma“ walzt alles nieder. Aus Dankbarkeit gibt der Kaiser Jim seine Tochter zur Frau. Aber das Rätsel von Jims Herkunft bleibt immer noch offen. Das Stück lebt vom Temperament und der unbändigen Spielfreude der acht Schauspieler, die teilweise in mehrere Rollen schlüpfen. So erleben die Kinder neben der spannenden Aufführung viel Witz und Humor, aber auch besinnliche, tief berührende Momente. Ganz im Sinne von Michael Ende: „Die Fantasie mobilisieren und auf die Wirklichkeit verweisen, die hinter den Dingen liegt.“ So spielte sich das Ensemble in die Herzen der jungen und jung gebliebenen Zuschauer und trug mit den einnehmenden Charakteren zur Identifikation bei, indem es in fremde Welten voller Symbolkraft entführte.

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