Klettern Florence Grünewald klettert zu Bronze

Landete in ihrer Paradedisziplin Bouldern auf dem Treppchen: Florence Grünewald.
Landete in ihrer Paradedisziplin Bouldern auf dem Treppchen: Florence Grünewald.

Wenige hundert Kilometer weiter tobt der Krieg, doch für ein paar Tage können auch die Ukrainer fast ausblenden, was sich in ihrem Heimatland abspielt. Bei den European Universities Games (EUG) in Lodz ging es ums Sportliche, um Begegnung und um den Wettkampf. Florence Grünewald und Felix Smarsly waren mittendrin, starteten für die Uni Kaiserslautern im Sportklettern und kehrten mit drei Medaillen zurück.

Fast 5000 Athletinnen und Athleten von über 400 Hochschulen aus 40 Ländern kämpften in 20 Sportarten um Medaillen und persönliche Bestleistungen. Und die deutschen Starter waren dabei recht erfolgreich: Mit dreimal Gold, zehnmal Silber und 20-mal Bronze landeten sie auf dem elften Platz im Medaillenspiegel.

Für Florence Grünewald, deutsche Vizemeisterin im Bouldern, die an der TU Kaiserslautern Sportmanagement studiert, war es das erste Mal, dass sie bei einem Uniwettkampf startete. „Es war megacool, alles sehr gut organisiert“, schwärmt sie. „Es gab Routenbauer, neue Griffe, und die Boulderwand wurde extra gebaut in dem riesigen Multifunktionsgebäude.“

Lob gab es auch von Jörg Förster, Vizepräsident der European University Sports Association (EUSA) und Vorstandstandsvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Hochschulverbandes (adh): „Die 5. European Universities Games in Lodz sind Geschichte und haben Geschichte geschrieben.“ Nach zwei Jahren corona-bedingter Ausfälle hätten „großartige Gastgeber herausragende Wettkämpfe und Side-Events organisiert, die einen perfekten Rahmen für die friedliche Begegnung lieferten – vor dem Hintergrund eines verbrecherischen Krieges in Europa nur wenige hundert Kilometer entfernt.“ Wie das Thema Krieg alle bewegte, zeigte sich beim Einmarsch der ukrainischen Delegation, bei dem das ganze Stadion aufstand und applaudierte. „Sport has the power to change the world – Lodz hat das unter Beweis gestellt“, kommentierte Förster das, was er da erlebte.

Elfter Rang in der Nationenwertung

Die deutsche Delegation stellte mit 396 Teilnehmenden, darunter 335 Aktive von 46 deutschen Hochschulen beziehungsweise Wettkampfgemeinschaften (WGs) das drittgrößte Team. Die Deutschen waren in 19 Sportarten vertreten. Mit 33 Podestplätzen belegte Deutschland in der Nationenwertung den elften Rang.

Auch Grünewald leistete ihren Beitrag zum erfolgreichen Abschneiden ihres Heimatlandes. Im Lead-Finale (Klettern am Seil) der besten acht Kletterinnen kam sie mit der anspruchsvollen Route gut zurecht und erklomm die Sprossenwand mit der drittbesten Leistung. „Die Route war sehr fordernd und ich war auch noch platt von der Qualifikation. Ich bin aber sehr zufrieden mit meiner Leistung und dass es mit Bronze geklappt hat“, sagte Grünewald nach dem Wettkampf. Einen Tag später erreichte sie auch im Bouldern souverän das Finale und belegte dort den dritten Platz. „Da habe ich mir nach der Quali mehr erhofft“, gestand sie hinterher selbstkritisch, freute sich aber trotzdem über den Treppchenplatz.

Das Team an der Wand

Und darüber, dass sie nicht alleine starten musste: Der Wettbewerb war als Teamwettkampf ausgeschrieben. Was für manche Uni das K.o-Kriterium war. „Viele sind nicht gestartet, weil kein zweiter guter Kletterer da war“, erzählt Grünewald. Sie wusste sofort, mit wem sie starten will und meldete sich bei Felix Smarsly, der wie sie in der Kaiserslauterer Boulderhalle RockTown bouldert und arbeitet, bei landesweiten Wettkämpfen unterwegs ist. „Wir sind befreundet und er ist der stärkste Kletterer, der mit mir studiert“, erklärt sie, warum die Wahl auf den 21-jährigen Biologiestudenten der TU fiel.

Dass es für ihn nicht ganz perfekt lief, ärgert ihn ein bisschen. Er schrammte im Bouldern knapp am Finale vorbei. „Am ersten Boulder war ich ziemlich nervös, habe viele Versuche gebraucht“, gibt er zu, dass der „große Wettkampf“ ihn schon beeindruckt hat. Trotzdem genoss er wie Grünewald die Atmosphäre, das Miteinander der Sportler. Die nach Sportarten und Geschlecht aufgeteilt und in Studentenwohnheimen untergebracht waren. „Ich war mit einer französischen Kletterin auf dem Zimmer, und wir haben viele Leute getroffen.“ Sportartenübergreifend feuerten sich die Teams an. „Bei uns haben die Handballer und Schwimmer zugeschaut“, erzählt die 23-Jährige, die auch für Felix Smarsly mitfieberte. Er wurde am Ende Siebter, startete wie sie im Lead und wurde Elfter.

Florence Grünewald trat dann noch „spontan“ im Speed an (Klettern auf Zeit), einer Disziplin, die sie normalerweise nicht trainiert. In einem auf Weltklasseniveau besetzten Feld schaffte die 23-Jährige zwar die Qualifikation, musste sich aber im Viertelfinale der späteren Bronzegewinnerin Agata Lesiewicz von der Uni Lublin (Polen) geschlagen geben. Am Ende wurde sie Sechste.

Erstmal im Boulderurlaub

Für das Team der Uni Kaiserslautern sprang der fünfte Platz in der Teamwertung heraus. Mit zwei Medaillen, zwei kleinen Einhörnern – dem Maskottchen der Spiele – und vielen Eindrücken und Impulsen kehrten beide nach Kaiserslautern zurück und gingen sofort wieder an die Boulderwand in ihrer Heimathalle. Grünewald freut sich jetzt auf ihren Boulderurlaub im Magic Wood, bevor der dritte Teil ihres Trainerlehrgangs, Klausuren und dann die Westdeutsche und die Deutsche Meisterschaft im Lead anstehen. Felix Smarsly hat Gefallen am Seilklettern gefunden und will das jetzt weiter vertiefen.

Und beide finden es ein wenig schade, dass sie bei den nächsten Wettkämpfen in zwei Jahren in Ungarn nicht dabei sein können, weil die Sportarten beim Uniwettkampf wechseln und Sportklettern 2024 nicht im Programm ist.

Spontan trat sie auch noch im Speed an.
Spontan trat sie auch noch im Speed an.
War beeindruckt von der Atmosphäre: Felix Smarsly.
War beeindruckt von der Atmosphäre: Felix Smarsly.
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