Kaiserslautern Fanprojekt der Arbeiterwohlfahrt wieder am Start

 Die Preisverleihung fand in der Kartoffelhalle statt, in der auch Jugendarbeit stattfindet.
Die Preisverleihung fand in der Kartoffelhalle statt, in der auch Jugendarbeit stattfindet.

Nach einer pandemiebedingten Unterbrechung von fast drei Jahren sind wieder die Gewinner des Tribüne-ohne- Grenzen-Preises ausgezeichnet worden. Diesmal waren es drei Preisträger, die vom AWO-Fanprojekt Kaiserslautern für ihr Engagement in Sachen Antidiskriminierung und Abbau gesellschaftlicher Barrieren und Grenzen geehrt wurden.

In der Kartoffelhalle fand die Preisverleihung statt, bei der auch ein hochrangiger Vertreter des 1. FC Kaiserslautern zugegen war. Froh sei er, „dass wir wieder an diese Tradition anknüpfen können“, sagte Christian Hirsch, der Koordinator des Kaiserslauterer Fanprojekts der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Mit seinen Mitarbeitern ist der Sozialarbeiter und Sozialpädagoge als Streetworker tätig und kümmert sich um Jugendliche und junge Erwachsene. Eine besondere Zielgruppe sind dabei Fußballfans des 1. FCK im Alter von zwölf bis 27 Jahren, die man zu Heim- und Auswärtsspielen begleitet und denen man als Ansprechpartner und Vermittler in allen Lebenssituationen mit Rat und Tat zur Seite stehen möchte.

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Kartoffelhalle, die eine wechselvolle Geschichte aufweist und im Jahre 1975 Berühmtheit erlangte, als sie Gerichtssaal eines Terrorismusprozesses gegen Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF) war. An diese weit zurückliegende Zeit, die als „bleierne“ in die Geschichte der Bundesrepublik eingegangen ist, erinnern noch zwei Zellen. Seit 2017 hat das Fanprojekt Kaiserslautern in der Kartoffelhalle Einzug gehalten und dieses abseits im Lauterer Osten gelegene Gebäude mit neuem Leben erfüllt.

„Es ist unser Domizil“, hob Hirsch die Bedeutung der Kartoffelhalle als Treffpunkt und Ort der Jugendarbeit hervor. Dass der FCK dabei eine Hauptrolle spielt, zeigen die vielen eingerahmten Fotografien, die an den Wänden hängen und auf denen vor allem Szenen aus Spielen der Roten Teufel im Fritz-Walter-Stadion zu sehen sind.

Rainer Keßler: Es geht auch um soziale Verantwortung

Der berühmte Kaiserslauterer Klub war bei der diesjährigen Preisverleihung durch Rainer Keßler vertreten. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates des 1. FCK betonte in seiner Rede, „dass Fußball mehr als ein 1:0 ist“ und wies auf dessen „soziale Verantwortung“ hin. In diesem Zusammenhang würdigte er die Fußballfans, die nicht nur die FCK-Mannschaft unterstützten, sondern sich auch sozial engagierten. Dass das Fanprojekt Kaiserslautern diesen Menschen „eine Bühne gibt“ und sie mit einem Preis auszeichne, sei schön, so Keßler.

Vonseiten des Fanprojekts verwies Christian Hirsch auf die Intention des Tribüne-ohne-Grenzen-Preises, mit dem man den kulturellen Austausch fördern und dazu beitragen wolle, dass gesellschaftliche Barrieren nach und nach abgebaut werden. „Im Mittelpunkt steht dabei die Antidiskriminierungsarbeit und die Vermittlung demokratischer und sozialer Werte.“

Auf Diskriminierung hinweisen

Dass das Fanprojekt Kaiserslautern diesen mit 500 Euro dotierten Preis ins Leben rief, der heuer zum vierten Mal verliehen wurde, geht auf ein ganz besonders Ereignis im Jahr 2012 zurück. Da wurden nach einem Bundesligaspiel die israelischen Spieler der Roten Teufel von Fans beleidigt. Auf diese Diskriminierung antwortete das Fanprojekt Kaiserslautern mit den „Rot-Weiß-Bunt-Aktionswochen“ und wurde dafür noch im selben Jahr vom Deutschen Fußball-Bund mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet. Da man das damit verbundene Preisgeld von 10.000 Euro zur Unterstützung von Aktionen für Toleranz und gegen Rassismus verwenden wollte, kam das Fanprojekt Kaiserslautern auf die Idee, jährlich den Tribüne-ohne-Grenzen-Preis zu verleihen.

Da die durch das Coronavirus entstandene Pandemie auch dem Fanprojekt Grenzen setzte und somit der Preis in den vergangenen Jahren nicht vergeben werden konnte, wurde er diesmal für die Jahre 2021 und 2022 verliehen. Zu den Preisträgern gehörte die Fangruppe Frenetic Youth, die für das Projekt „Betze ist für alle da“ ausgezeichnet wurde. Die Fangruppe unterstützt benachteiligte Kinder und Jugendliche aus Kaiserslautern bei der Alltagsbewältigung. „Wir haben Geld gesammelt und dafür Laptops und Dartscheiben für die Kinder in den Wohngruppen des Evangelischen Jugendhilfezentrums Kaiserslautern gekauft“, sagte David Piehl von Frenetic Youth und kündigte an, dass man das Preisgeld dafür verwenden werde, „um mit den Kinder ein Heimspiel des 1. FCK zu besuchen“.

Zeichen gegen Rechtsextremismus

Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Berufsbildende Schule I Technik – Kaiserslautern für den Abbau von Sprachbarrieren zwischen deutschen und französischen Jugendlichen mit dem Projekt „Begegnungen auf Europs Straßen“. Der Dritte im Bunde der Preisträger war Bastian Drumm, der zusammen mit der Kontaktstelle Holler am 6. und 7. August 2021 „ein Wochenende gegen das Vergessen“ veranstaltete und damit ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzte.

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