Kaiserslautern Für drei Prozent mehr

Wenn heute in Bonn die Tarifverhandlungen für die rund 17.000 Zivilbeschäftigten bei den ausländischen Streitkräften beginnen, dann blickt auch die Westpfalz interessiert auf das Geschehen. Rund 6000 Menschen in der Pfalz stehen in Diensten des amerikanischen Militärs. Verdi will für sie drei Prozent mehr Lohn fordern. Für 2015 seien zudem Stellenstreichungen geplant.

„Nach nackten Jahren fordern wir eine entsprechende Erhöhung. Wenn wir die kriegen würden, wäre das nur gerecht“, sagte gestern Andreas Rogel, der Vorsitzende der Hauptbetriebsvertretung der beim US-Heer angestellten Zivilbeschäftigten. Rogel wird heute auch um 14 Uhr in Bonn mit am Verhandlungstisch sitzen. In einem Pressegespräch skizzierte er gestern in Kaiserslautern die Lage, gemeinsam mit Thomas Meschkat, dem Hauptbetriebsvertreter der bei der US-Luftwaffe Angestellten, sowie Pia Müller, die bei Verdi für Zivilbeschäftigte der Streitkräfte in Rheinland-Pfalz zuständig ist. „Wir fordern drei Prozent mehr Lohn, mindestens 90 Euro. Damit lehnen wir uns an den Abschluss für den öffentlichen Dienst an“, sagte Pia Müller. Seit 2010 sei die Lohnentwicklung bei den Zivilbeschäftigten quasi abgekoppelt von der allgemeinen Lohnentwicklung, ergänzte Rogel. Die Löhne seien nicht gestiegen, es habe nur Einmalzahlungen gegeben. Seit 1. Januar gebe es 30 Euro mehr im Monat. Nach Darstellung von Verdi sind die Löhne allgemein seit 2010 um rund 10,5 Prozent – im Durchschnitt – gestiegen, im öffentlichen Dienst um einen Prozentpunkt weniger. Die Forderung nach drei Prozent passt auch zu den Forderungen für die im Dienste des Staates stehenden Arbeitnehmer in den USA. Aufgrund der Finanzkrise wurden dort die Löhne dieser Personengruppe eingefroren. „Nun fordern dort die Republikaner, aber auch große Teile der Demokraten drei Prozent mehr Lohn“, sagte Müller. Die Forderung nach mehr Geld steht auch in Zusammenhang mit dem drohenden Abbau von Stellen im Bereich der Zivilbeschäftigten. 2015 etwa sollen nach Darstellung von Verdi beim US-Heer allein in Kaiserslautern 680 Stellen gestrichen werden. Bei der Luftwaffe stehen 20 Stellen in der Diskussion. „Die Zeit der fremden Armeen im eigenen Land läuft aus“, unterstreicht Rogel und verweist auf Baden-Württemberg und Bayern, wo die US-Armee Standorte komplett aufgelöst hat. In den Jahren 2013 und 2014 waren rund 360 Stellen in der Pfalz gestrichen worden. Für Meschkat sind die 20 Stellen, die 2015 bei der Luftwaffe wegfallen, nur ein Anfang. Neben den Zivilstellen fielen nämlich auch über 300 militärische Posten weg, was sich mittelfristig auch auf die Anzahl der Zivilbeschäftigten niederschlagen werde. Die Zivilbeschäftigten beim US-Militär sind eine recht gemischte Gruppe. „Nehmen wir Ramstein. Das ist wie eine eigene kleine Stadt. Wir haben Elektriker, Heizungsbauer, Feuerwehrleute. Eigentlich gibt es keinen Job, den wir nicht haben.“ Die zu erwartenden Kündigungen werden für Oktober erwartet, ein Grund, warum Verdi auf einen frühen Verhandlungsbeginn gedrängt habe. „So können die, die womöglich ihren Arbeitsplatz verlieren, noch von einem Abschluss profitieren“, sagte Müller. Denn mögliche Abfindungen richteten sich nach dem Gehalt, ebenso das Arbeitslosengeld, verdeutlicht Meschkat. Wer seinen Job bei den Amerikanern verliere, der finde oft schwer auf dem normalen Markt eine neue Arbeit. Grund sei die starke Spezialisierung der Arbeitnehmer. „Eine deutsche Firma kann mit einem unserer Buchhalter wenig anfangen“, sagte Rogel. (bld)

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