Kaiserslautern Für die Religion die Firma verlassen

Mit Schülern im Gespräch: Hubert Liebherr.
Mit Schülern im Gespräch: Hubert Liebherr.

Als eines von fünf Kindern einer millionenschweren Fabrikantenfamilie hätte Hubert Liebherr mit seinen Geschwistern die Nachfolge antreten sollen für die Fertigung von Werkzeugmaschinen, Flugzeugausrüstungen, Containerkränen und Bohrinseln. Warum es anders kam in seinem Leben, schilderte der 1950 in Memmingen im Allgäu geborene Ingenieur gestern im Albert-Schweitzer-Gymnasium der Lerngruppe Katholische Religion Klasse 10 von Kaplan Dominik Schindler.

Initiator der Einladung war Matthias Henrich, der bei Schindler ein religionspädagogisches Praktikum absolviert. In der Schule höre man sonst viel Theorie, fand Henrich. Von Liebherr, den er auf verschiedenen Pilgerreisen, davon eine ins spanische Santiago de Compostela, kennengelernt hatte, erwartete er sich einen glaubwürdigen Zeugen. „Glaube und Glaubwürdigkeit von christlichen Zeugen“, so lautete der Titel von Liebherrs Vortrag vor der Klasse. Er spiegelte seinen persönlichen Weg zurück zum Glauben, verbunden mit dem Auftrag, unbedingt anderen davon zu erzählen. An Anfang stand 1981 ein schwerer Autounfall – zwar ohne Personen-, aber totalem Sachschaden. „Ein Unfall, der nicht hätte passieren dürfen“, so Liebherr. Als er ein Jahr später an den Unfallort zurückkehrte, entdeckte er an der Kreuzung eine Kapelle, zu der es ihn hinzog. Aus Dankbarkeit versprach er der Gottesmutter, am 70. Jahrestag ihres Erscheinens in Fatima sie dort zu besuchen. Zusammen mit seinem Freund sei er 1987 nach Lissabon geflogen, von dort weiter mit dem Mietwagen. Fatima sei beeindruckend gewesen, vor allem die Begeisterung der Menschen. Er sei aber enttäuscht gewesen, die Mutter Gottes nicht selbst zu spüren. „Ich hab erst später begriffen, dass die Mutter Gottes persönlich anwesend ist, nur nicht für mich“, weiß Liebherr heute. Auf dem Rückflug berichtete ihm sein Freund von Medjugorje, einem Ort im damaligen Jugoslawien, wo immer noch die Mutter Gottes täglich vier jungen Menschen erscheine. Dort habe er die für ihn entscheidende Botschaft gehört und dabei eine Gnade erfahren, die er fortan teilen müsse, so Liebherr. „Verlass alles und folge mir nach.“ Für den Unternehmersohn hieß dies, die elterliche Firma zu verlassen, für Glaube und Religion. Er machte sich zur Aufgabe, den Ort Medjugorje bekannt zu machen, zusammen mit dem Freund selbst Pilgerfahrten zu organisieren und Vorträge zu halten. Inzwischen engagiert er sich für Christen in der Ukraine und hat den Verein „Kirchen für den Osten“ gegründet. Den Schülern berichtete er von Plänen, in Rumänien eine Gedenkstätte für Sinti und Roma zu bauen. „Es war ein Unterricht zum Anfassen“, stellte Kaplan Schindler fest. Die Schüler seien mucksmäuschen still gewesen. Zu einer Diskussion im Anschluss an den Vortrag sei es nicht mehr gekommen. „Sie müssen das erst verarbeiten“, bemerkte Liebherr.

x