Kaiserslautern Es rauschen der Wind und die See

Denkt man an Finbar Furey, so denkt man auch an The Fureys, Irlands populäre Sympathieträger in Sachen Irish Folk, in der er mit seinen Brüdern Eddie, George und Paul seit der Gründung 1978 mitspielte. Finbar verließ die Band 1996, um seine Solokarriere auszubauen. Auf seiner „Acoustic Lonesome Boatman“-Tour gastierte der vielseitige Musiker und Sänger am Mittwoch im Cotton Club und hinterließ nachhaltige Eindrücke.

Bilder entstanden im Kopf: ein akustisches Spektakel von Brandung, Wellenbrechern und offener See, von wild zerklüfteten Klippen, von Dolmen und keltischen Kreuzen. Fureys Stimme klang wie das Schmeicheln des Windes und das Rauschen des Meeres. Gut abgehangen ist sie auch, rauchig und rau wie die eines Seebären. Das ist aber nur die eine Seite Finbars, der seit seiner Mitgliedschaft in der Jury einer Casting Show in Irland eine ungeahnte Welle neugewonnener Popularität genießt. Er versteht es äußerst differenziert und nuanciert mit seiner Stimme umzugehen. So kommt sie in „After Sunday Mass“ oder „New York Girls“ mal raubeinig, dann aber auch einfühlsam und zart daher. Lieder wie „We Built A Home“ und „Dan O’Hara“ handeln von der großen Hungersnot ab 1845 in Irland. Hunderttausende waren gezwungen nach Amerika auszuwandern. „The Ghost Of Kelly“ war eine Reminiszenz an die gemeinsame Zeit mit Ronnie Drew, dem Mitbegründer der legendären Dubliners, und „The Old Man“ eine Hommage an seinen Vater Ted, der ein bekannter Geiger war und schon 1974 mit den Furey Brothers durch Deutschland tourte. Melancholie schimmerte dabei aus jeder Note, vor allem wenn er in Sprechgesang überwechselte und die Stimme im Flüsterton ausklang. In „Paddy Dear“ hingegen bekannte er, wie er als Junge mit Freunden respektlos auf dem Friedhof Versteck spielte, bis eine Frau sie gestört habe. Dass er ein Multitalent ist, zeigte er beim virtuosen Umgang mit vielen Instrumenten. Zum Träumen schön klang das Spiel auf der selbst gebauten Flöte zu Beginn des Konzerts. Den zweiten Teil eröffnete er auf den Uilleann Pipes, dem irischen Dudelsack, dessen Balg unter den Arm geklemmt wird. Das Banjo, mit dem er sich oft begleitete, benutzte er nicht nur rhythmisch perkussiv, sondern er bestach darauf, genau wie auf der Gitarre, mit virtuosem Fingerpicking. Gerade diese instrumental vorgetragenen Melodien zeichneten sich durch reiche Ornamentik aus, während die Rhythmik, insbesondere der Strophenlieder, von der akzentuierenden Sprache bestimmt war. So entstand im Cotton Club eine Atmosphäre wie am Lagerfeuer, wobei Lieder wie „Colours“ und „Waltzing Mathilda“ von den zahlreichen Irish-Folk-Fans Wort für Wort mitgesungen wurden. Die Krönung aber war das Anti-Kriegslied „Green Fields Of France“, das er sich für den Abschluss aufgespart hatte. Es handelt von einem 19 Jahre jungen englischen Soldaten, der genau vor 100 Jahren im Ersten Weltkrieg in Frankreich gefallen ist. „Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen“, heißt es in Deutsch, „so wie sie es mit uns heute immer noch tun. Und du hast ihnen alles gegeben, deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.“ Stephan Markham am Keyboard und Paul O’Driscoll am Bass hielten sich in ihrer Begleitung merklich zurück, sorgten aber für den nötigen Sound, steigende Intensität und Dichte und nicht zuletzt für den Groove. Große Begeisterung, eine Zugabe.

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