Kaiserslautern Erinnerungen an Fritz Walter: Mit Engelsgeduld Autogramme gegeben

Nicole Christmann schildert eine spaßige Begegnung mit Fritz Walter am Bahnhof in Kaiserslautern: FCK-Ehrenmitglied Wolfgang Chr
Nicole Christmann schildert eine spaßige Begegnung mit Fritz Walter am Bahnhof in Kaiserslautern: FCK-Ehrenmitglied Wolfgang Christmann wartete im März 1995 mit seiner Familie auf die Ankunft von Ursula und Klaus am Bahnsteig im Hauptbahnhof. Plötzlich erschien Fritz Walter neben ihnen, der das Plakat entdeckt hatte und fragte: »Wofür demonstrieren ihr?« »Wir warten auf das Silberhochzeitspaar aus Paris«, erklärte ihm Wolfgang Christmann und zeigte auf das Plakat. Daraufhin Fritz Walter ganz spontan: »Ei, do schließ ich mich doch sofort an! Viele Grüße auch von mir.«

Eigentlich hätte Michael Hach aus Siegelbach ja nicht einmal zu seinem Idol Fritz Walter vorgelassen werden sollen. Doch der sah den damaligen Teenager und rief ihn zu sich. Fast eine halbe Stunde lang signierte Walter anschließend alle Fotos mit ihm im Buch „Die Fußballkönige aus der Pfalz“.

Die Kaiserslauterer Fußball-Legende Fritz Walter wäre am 31. Oktober 100 Jahre alt geworden. Welche Erinnerungen haben Sie an „unseren Fritz“? Haben Sie ihn auf dem Betzenberg spielen sehen? Sind Sie ihm begegnet? Haben Sie etwas zusammen mit ihm erlebt? Was verbinden Sie mit Fritz Walter? Das fragten wir unsere Leser. Herausgekommen sind viele Erinnerungen und Geschichten, die den prominenten Fußballer und Menschen Fritz Walter porträtieren.

„Bub, hol’ mir doch einmal ein Glas Sekt“

Es war im Juni 2001, ungefähr ein Jahr vor seinem Tod, Ort: Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern. Stattgefunden hat das Fußball-Endspiel im Rahmen des Finanzsportturniers europäischer Finanzamtsmannschaften, und zwar mit den Teams aus Ungarn und Griechenland. Ehrengäste waren die Brüder Fritz und Ottmar Walter. Sie hatten ihre reservierten Plätze im Foyer des Stadions. Von dort aus konnten sie das Spiel verfolgen. Als ich sie während des laufenden Spiels begrüßte, sagte ich zu ihnen – ich meinte die Ungarn: „Meine Herren Walter, da könnten doch Enkel der Spieler dabei sein, gegen die sie damals gespielt haben?“ Fritz antwortete mir: „Da könntest du recht haben. Bub, hol’ mir doch einmal ein Glas Sekt.“ Als der „Bub“ mit dem Sekt zurückkam, war dieser schon serviert. Ich kam zu spät. Ich stand noch eine Weile bei ihnen, beobachtete das Spiel, hörte den beiden aber auch aufmerksam zu, als sie miteinander plauderten. So zum Beispiel fragte Fritz Walter seinen Bruder, wie es ihm gehe. Ottmar antwortete: „Sieh mal Fritz, wie hoch ich das Bein wieder heben kann.“ Dabei hob er es in die Höhe. Fritz daraufhin zu Ottmar: „Sieht gut aus, auch mir geht es besser.“ Etwa ein Jahr später starb Fritz Walter. Dies war die einzige persönliche Begegnung mit Fritz Walter. Auf dem Platz habe ich ihn nie spielen sehen.

Helmut Weber, Krickenbach

Vom Walterfritz 5 Mark obendrauf

In den 1957 bis etwa 60er-Jahren ging unser Walterfritz in der Neuen Eintracht am Kolpingplatz kegeln. Dabei waren mein Vater Jakob Rahm, Polizeibeamter, ein Karl König, Prokurist bei Kohlen Raab in der Kohlenhofstraße, und noch etliche andere. Ich war dabei „de Keschelbu“, saß also am hinteren Ende der Kegelbahn, und meine Aufgabe war es, nach jedem Wurf die Kegel neu aufzustellen. Damals hingen die Kegel noch nicht an Strippen. Als Entlohnung bekam ich dann von der Kegelgruppe fünf Mark und vom Fritz noch mal fünf Mark extra. Das war damals für mich sehr viel Geld. Ich durfte den Fritz sogar duzen. Meine Freunde haben mich darum beneidet. Das sind meine angenehmen Erinnerungen an unseren im Volksmund genannten Walterfritz.

Benno Rahm, Kaiserslautern

„Sie setzen sich neben mich“

Am 23. August 2000 wurde die Schule mit Schwerpunkt „Lernen“ umbenannt in „Fritz-Walter-Schule“. Zu diesem feierlichen Anlass wurde ich als stellvertretende Ortsvorsteherin „Bännjerrück/Karl-Pfaff-Siedlung“ eingeladen und sollte ein Grußwort sprechen. Ich betonte, dass wir auf dem Bännjerrück besonders stolz sind, dass eine Schule in unserem Wohngebiet in Zukunft den Namen „Fritz Walter“ tragen soll. In Vorbereitung zu diesem Festakt ist mir eine Broschüre aus dem Jahr 1954 zur Weltmeisterschaft in die Hände gefallen und ich erinnerte mich an die Worte meiner Mutter nach dem Tod des Vaters: „Gib es Stephan (unser Sohn), er soll es gut aufbewahren.“ Dies erwähnte ich beim Festakt und bekam damit die volle Aufmerksamkeit des Namensgebers. Er stand auf, kam auf mich zu und sagte: „Sie setzen sich neben mich.“ Später bekam ich noch seine Unterschrift auf das Titelblatt. Diese Begegnung mit einem großartigen, unvergesslichen Menschen, der seinen Namen einer Schule gegeben hat, deren Kinder in besonderem Maße unsere Unterstützung benötigen, ist für mich zu einem unvergesslichen Erlebnis geworden. Einige Zeit danach wurde ich für viele Jahre Vorsitzende des „Fördervereins Fritz-Walter-Schule“.

Karin Kolb, Kaiserslautern

Geburtsstunde der Fangemeinde

Im August 1955 feierte meine Heimatstadt Michelstadt im Odenwald das Jubiläum „1200 Jahre Verleihung der Stadtrechte“. Der damalige Bürgermeister Erwin Hasenzahl kannte Fritz Walter aus den Tagen gemeinsamer Kriegsgefangenschaft und diese Kontakte ermöglichten es ihm, den 1. FC Kaiserslautern mit all seinen fünf Weltmeistern – die gerade ein Jahr zuvor das „Wunder von Bern“ geschafft hatten – für Mittwoch, 10. August 1955, 18 Uhr, als Gegner einer Auswahl des Odenwaldkreises zu gewinnen. Eine Sensation für den Odenwald! Das Spiel besuchten 10.000 Zuschauer.

Ich war damals 17 Jahre alt und kann mich noch gut an das Spiel erinnern, wie auch an den Abend danach im großen Festzelt, wo die Lauterer Spieler nicht müde wurden, für Autogramme und Fotos – es gab damals leider noch keine Selfies – zur Verfügung zu stehen. Dieser Tag war die Geburtsstunde der großen Lauterer Fangemeinde im Odenwald – mich eingeschlossen. Als ich 1969 berufsbedingt in Kaiserslautern sesshaft wurde, war es Ehrensache, Mitglied im 1. FC Kaiserslautern zu werden – und das bin ich nun seit 48 Jahren und Träger der goldenen Ehrennadel. Auf einem Bild von dem Tag sind Fritz Walter mit Bürgermeister Hasenzahl – daneben Horst Eckel – beim „Wimpeltausch“ zu sehen.

Werner Schmucker, Kaiserslautern

Ein ehrenwerter Mann

Ich schrieb Fritz Walter an, ob er die Schirmherrschaft für meine Wohltätigkeitsveranstaltung „Ein Herz für Kinder“ in Hochspeyer übernehmen würde. Eine Woche später klingelte das Telefon und Fritz Walter war dran. Er sagte, dass er diesbezüglich so viele Anfragen hat und er wäre so oft noch unterwegs, dass er normalerweise für solche Veranstaltungen gar nicht mehr zusagen könnte. Nun kam das große „aber“ – da es für einen guten Zweck sei, würde er kommen. Ein weiterer Hauptgrund: Seine erste Jugendliebe sei aus Hochspeyer gewesen. Der Tag der Veranstaltung kam, und wir holten Fritz Walter zuhause ab. Seine erste Frage war: „Hast du Fußball gespielt?“ „Ja, aber nicht so gut.“ Daraufhin Fritz Walter: „Egal, Fußballer sind alle gleich. Ich bin de Fritz.“

Wir hatten eine Tombola und Fritz spendete eine Silbermünze von ihm mit der Prägenummer 1111. An dem Tag war seine Frau Italia krank, und er könne leider nicht solange bleiben. Fritz unterhielt die Gäste auf sehr charmante Art und gab Autogramme ohne Ende. Als ich ihn nach zwei Stunden fragte, ob wir ihn nach Hause zu Italia fahren sollen, antwortete er: „Och, die schläft bestimmt. Kommt, wir machen noch ein Fläschen Mumm auf.“ Ein unvergesslicher Abend.

Und nun kam was, das Fritz Walter auszeichnete: Ich schrieb ihm montags einen Brief, in dem ich mich bedankte. Am nächsten Tag kam ein Brief von ihm, in dem er sich für die Einladung bedankte und auch für den Blumenstrauß für seine Frau. Ein ehrenwerter Mann – Happy Birthday!

Manfred Blauth, Hochspeyer

Versprechen eingelöst

Mein persönliches Erlebnis mit Fritz Walter war im Sommer 1979. Ich war 13 Jahre alt und Fritz Walter kam zu uns nach Siegelbach auf den Sportplatz, um sich ein Fußballspiel anzusehen. Ich hatte im Vorfeld davon erfahren, nahm mein neues FCK-Buch (Die Fußballkönige aus der Pfalz) mit und hoffte auf ein Autogramm von ihm. Als ich mich zielstrebig meinem Idol näherte, wollte man mich davon abhalten und versperrte mir den Weg. Fritz Walter sah das und rief: „Lasst doch den Bub mal durch zu mir!“ Ich ging zu ihm und fragte ihn, ob er mir jedes Bild unterschreiben würde, auf dem er abgebildet sei. Er bejahte dies und ich setzte mich neben ihn. Mit einer Engelsgeduld löste er sein Versprechen ein. Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde, bis er jedes Bild signiert hatte. Das Buch hat seitdem einen Ehrenplatz bei mir. Gerne denke ich an diesen freundlichen, bescheidenen Menschen und dieses damalige Ereignis zurück. PS: Ich habe noch mal nachgezählt. Es waren 18 Autogramme.

Michael Hach, Siegelbach

Wir erheben das Champagnerglas

„Ihnen lieber Eugen Simgen zur freundlichen Erinnerung, herzlichst Ihr Sportkamerad Fritz Walter. Im Dezember 1968.“ So nett und persönlich signierte der Kapitän der Weltmeisterelf von 1954 sein 1968 herausgegebenes Buch „Alsenborn – Aufstieg einer Dorfmannschaft“. Es war dies die Zeit, in der man nirgendwo erklären musste, wo Alsenborn liegt, und in der sich das eigene Ansehen mühelos steigern ließ durch den angelegentlichen Hinweis, dass man mit Fritz Walter in derselben Straße wohnt. Dieses Privileg wussten Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen unseres Vaters zu nutzen. Sie baten um Autogramme, signierte Bücher, Minifußballschuhe, Bälle und Mannschaftsfotos. Fritz Walter empfing uns in seinem Wohnzimmer und setzte seine Unterschrift auf alles Gewünschte. Dabei versäumte er nie, sich nach den Namen der zu Beschenkenden zu erkundigen und Grüße an oben erwähnten Sportskameraden ausrichten zu lassen.

Das Buch hat nun, 2020, ein wenig an Aktualität verloren, aber es zu lesen, ist für Enkenbach-Alsenborner Ureinwohner zweifelsohne nach wie vor von nicht zu unterschätzendem Reiz. Man begegnet dem Zwacke und dem Flatsch, weiß um den Inhalt des Schwurs von Amsterdam, versteht, warum Lorenz Horr damals den Berliner Verführungskünsten nicht unterliegen durfte und wie Fritz Walter von der unübertrefflichen Alsenborner Wohnqualität überzeugt wurde.

In seinem Haus war ich als Erwachsene nicht mehr, aber dank seiner guten Freundschaft zu Lissi Schmitt, meiner Tante, fand sich weiterhin ein Weg, seine menschliche und soziale Unterstützung zu gewinnen. So signierte er für den Weltladen Kaiserslautern fair gehandelte Fußbälle zu einem Zeitpunkt, wo seine Gesundheit bereits stark angefochten war. Ihm, der auch Kinobetreiber war, erweisen wir unsere Reverenz, indem wir mit seinem Foto im Foyer des Provinzkinos an diese Zeit erinnern – und indem wir, zumindest cineastisch gesehen, das Champagnerglas heben auf ihn, der ihn immer so gerne getrunken hat!

Ursula Simgen-Buch,

Enkenbach-Alsenborn

Peter Hölz schreibt: Das Foto zeigt meinen Vater Willi Hölz, den Torwart der Walter-Elf, zusammen mit Fritz Walter am 60. Geburt
Peter Hölz schreibt: Das Foto zeigt meinen Vater Willi Hölz, den Torwart der Walter-Elf, zusammen mit Fritz Walter am 60. Geburtstag meines Vaters. Wir bewahren bis heute – und auch weiterhin – eine Flasche Fritz-Walter-Sekt auf, die er mir am 14. Juni 2002, kurz vor seinem Tod, zukommen ließ. Anlass dafür war ein Preis, den ich für eine besondere Geschäftsidee nach der Übernahme des Modellbaubetriebes meines Vaters erhielt. Ich habe Fritz Walter als Kind in Kaiserslautern als tollen Mensch kennengelernt und habe später den tollen Aufstieg vom SV Alsenborn miterlebt. Es kamen so viele Spieler nach Alsenborn nur wegen Fritz Walter und trugen mit ihm zum Wunder von Alsenborn bei. Ich selbst durfte vier Jahre beim SV Alsenborn in der Verbandsliga spielen und hatte guten Kontakt bei verschiedenen Geburtstagen meines Vaters mit Fritz Walter.
Eine Anekdote mit dem legendäre Fußballer hat auch Michael Knieriemen zu erzählen: Ich hatte das große Glück, so Anfang 2000, Fr
Eine Anekdote mit dem legendäre Fußballer hat auch Michael Knieriemen zu erzählen: Ich hatte das große Glück, so Anfang 2000, Fritz Walter persönlich bei einer Veranstaltung in der Gartenschau Kaiserslautern zu treffen. Es war mir eine Ehre. Die Flasche Sekt mit Autogramm und mit einem Bild von Fritz Walter hat bei mir einen Ehrenplatz. Mein Schlüsselanhänger hat schon seit 1991, als der 1. FCK Deutscher Meister wurde, seinen Platz an meinem Schlüsselbund. Hoffentlich bekommt der 1. FCK bald die Kurve, damit es wieder aufwärts geht!
Die WM-Helden von 1954 in Bronze gegossen vor dem Fritz-Walter-Stadion: Fritz Walter inmitten von Horst Eckel, Werner Liebrich,
Die WM-Helden von 1954 in Bronze gegossen vor dem Fritz-Walter-Stadion: Fritz Walter inmitten von Horst Eckel, Werner Liebrich, Werner Kohlmeyer und Ottmar Walter.
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