Kaiserslautern Einstimmiger Beschluss: Stadtrat befürwortet Initiative „Ärzte für die Westpfalz“

Ihr praktisches Jahr sollen die in Ungarn ausgebildeten Medizinstudenten am Westpfalz-Klinikum absolvieren.
Ihr praktisches Jahr sollen die in Ungarn ausgebildeten Medizinstudenten am Westpfalz-Klinikum absolvieren.

„Erster Schritt in die richtige Richtung“, aber dennoch nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“: Einstimmig beschloss der Stadtrat am Montag, dem Verein „Ärzte für die Westpfalz“ beizutreten und somit die Initiative zu unterstützen, medizinischen Nachwuchs für Westpfalz und „Alte Welt“ an einer ungarischen Universität ausbilden zu lassen.

Der Verein soll in den kommenden Jahren Stipendien für angehende Mediziner mitfinanzieren, die nach Abschluss ihres Studiums für mindestens drei Jahre in der Region bleiben und arbeiten werden. Der Verein fußt auf einer Initiative, die Gebietskörperschaften in der Westpfalz und der „Alten Welt“ gemeinsam mit der Zukunftsregion Westpfalz und dem Westpfalz-Klinikum auf die Beine gestellt haben.

Mitte Januar stellten die Führungsköpfe der Landkreise Kusel, Bad Kreuznach, Kaiserslautern, Südwestpfalz, des Donnersbergkreises und der kreisfreien Städte Pirmasens, Kaiserslautern und Zweibrücken die Pläne vor. Grob gesprochen soll – vorzugsweise – jungen Menschen aus der Region ein Medizinstudium an der Universität in Pécs in Ungarn ermöglicht werden. Das Studium dort wird in deutscher Sprache angeboten.

Ab Herbst werden dort 16 Studienplätze, zwei pro Gebietskörperschaft, für Bewerber aus der Westpfalz frei gehalten. Bewerbungen nimmt der Verein („Ärzte für die Westpfalz“) entgegen, gleichzeitig wird der Verein auch über die Vergabe von Stipendien entscheiden. Für das Studium in Ungarn ist der Notenschnitt des Abiturs nicht ausschlaggebend – es gibt also keinen Numerus clausus –, umsonst ist es aber nicht. Es fallen pro Jahr Studiengebühren in Höhe von rund 15.000 Euro an. Grob gerechnet kostet die Finanzierung von 16 Vollstipendien pro Jahr rund 240.000 Euro.

Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) nannte Initiative und Verein „einen Schritt in die richtige Richtung“. In den kommenden Jahren wird sich die Situation der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum weiter verschärfen. Knapp die Hälfte der Mediziner in den genannten Gebietskörperschaften sind älter als 60 Jahre. „Es ist davon auszugehen, dass diese Ärzte in etwa zehn Jahren nicht mehr im Dienst sein werden“, heißt es in der Beschlussvorlage des Stadtrates.

Dietmar Theisinger (FDP), selbst Mediziner, begrüßte den Beitritt der Stadt zu dem Verein ausdrücklich, ging aber mit Bundes- und Landespolitik hart ins Gericht. Er nannte die Hochschulpolitik mit Blick auf die universitäre Ärzteausbildung „einen Skandal“ und warf dem Bund „politisches Versagen“ vor. Als er in den 1980er Jahren mit dem Studium begonnen habe, gab es in der damaligen Bundesrepublik rund 10.000 Studienplätze für Medizin. Heute liege der Wert unter der 10.000er-Marke, bei einer – nach der Wiedervereinigung – weitaus höheren Bevölkerung.

„Ein Tropfen auf den heißen Stein“

Betrachte man die Ausbildungszeit der Mediziner, komme die Initiative zu spät. „Wir hätten damit schon vor zwölf Jahren anfangen sollen“, sagte Theisinger. Insgesamt sei das Engagement „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“. Zudem werde es immer schwieriger, mit einer Praxis auf dem Land schwarze Zahlen zu schreiben, sagte Theisinger. Ein Grund: die vergleichsweise geringe Anzahl an Privatpatienten, im Landkreis Kusel etwa fünf Prozent. Der Landesschnitt liege bei elf Prozent.

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