Kaiserslautern Eine wahrgewordene Vision

Das Wasser für den Koi-Teich kommt aus der Lauter: Stephan Brohl wirbt für einen Besuch des Japanischen Gartens. Er steht dem be
Das Wasser für den Koi-Teich kommt aus der Lauter: Stephan Brohl wirbt für einen Besuch des Japanischen Gartens. Er steht dem betreibenden Verein vor.

„Oft hört man von Einwohnern dieser Stadt, der Park sei bekannt, selbst wäre man aber noch nicht da gewesen“, gibt Stephan Brohl, der Vorsitzende des Vereins Japanischer Garten, seine Eindrücke wieder. Immerhin hat der Verein gerade sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Im März 1997 gegründet, pachtete der Verein das Gelände von der Stadt und legte den Park an. Seit bald sechs Jahren ist Brohl der Vorsitzende im Verein. „Es ist eine Rolle, die mir gefällt“, sagt der seit 30 Jahren in Kaiserslautern lebende Wittlicher. Sein Verein werde allerdings in der Öffentlichkeit oft nicht als solcher wahrgenommen, sondern als kommerzieller Betreiber. „Wir sind aber ein gemeinnütziger Verein und müssen durch ganz viel ehrenamtliches Engagement eine sehr arbeitsintensive Aufgabe stemmen, um diesen Park in seiner Schönheit aufrechtzuerhalten“, erklärt Brohl. „Glücklicherweise werden die Aufgaben verteilt“, macht der Vorsitzende allen Mitarbeitern, Unterstützern und Sponsoren Komplimente. Im besonderen lobt er seinen Stellvertreter, Andreas Schmitt. Er sei ein großartiger Teamplayer, der sich durch seine japanische Ehefrau gut in der Kultur des Landes auskenne und mit seiner Familie im Verein sehr aktiv sei. Auf verschlungenen Pfaden der topographisch abwechslungsreich gestalteten Landschaft zeigt sich ein Wasserfall, nach jeder Wegbiegung präsentieren sich neue Landschaftsbilder, die Brohl weiter zum Geschichtenerzählen verleiten. So tummeln sich im großangelegten Teich ausgewachsene Koi-Karpfen, die zum Teil noch Nachkommen von Fischen seien, die schon im Weltall auf der Raumstation ISS zu Forschungszwecken ihre Runden drehten. Auch das Tee- und Gästehaus im japanischen Stil bietet Gesprächsstoff. Es ist ein über 100 Jahre altes, in Tokio erbautes Gebäude, das zerlegt nach Europa transportiert wurde und über Umwege in den Besitz der Stadt Kaiserslautern kam. 2004 wurde es im Garten aufgebaut und bereichert seitdem durch seine Architektur den Park. „Es ist das einzige original japanische Tee- und Gästehaus in Deutschland. Eine Teezeremonie macht hier etwas mit den Teilnehmern“, erzählt Stephan Brohl. Es dürfe hier sogar standesamtlich geheiratet werden, was von vielen Paaren gerne wahrgenommen würde. Der Vereinsvorsitzende gibt auf dem Weg noch einige Anweisungen an die Handwerker, die gerade den neuen Imbiss fertigstellen und erzählt weiter: „Einen Japanischen Garten in dieser Größe, der ehrenamtlich geführt wird, findet man nirgendwo anders. Der Garten ist der größte Deutschlands und, nach Erkenntnislage, als geschlossene Anlage, die nicht nur ein Teilbereich eines Themenparks ist, sogar der größte Europas“, zeigt er die Bedeutung der Anlage auf. „Wie kommt es überhaupt, dass wir hier in Kaiserslautern einen Japanischen Garten haben?“, stellt er eine Frage, die er gleich selbst beantwortet. Im Jahr 1983 sei eine Delegation aus Bunkyo-ku, einem Stadtteil Tokios, im Rahmen einer Städtefreundschaft in Kaiserslautern zu Gast gewesen. Da die Japaner vom Kaiserbrunnen begeistert waren, habe dessen Erbauer, der Künstler Gernot Rumpf, einen Bronzefisch kreiert, der nun auf dem „Kaiserslautern Platz“ in Bunkyo-ku stehe. Bei der feierlichen Einweihung dieses Kunstwerks und des Platzes habe der damalige Kaiserslauterer Oberbürgermeister Gerhard Piontek die Schaffung eines Japanischen Gartens in seiner Heimatstadt versprochen. Auf der Suche nach einem passenden Areal, sei es der damalige Leiter des Grünflächenamtes der Stadt, Volker Menzel, gewesen, der die Aufmerksamkeit auf den „Abendsberg“ nördlich der Lauterstraße gelenkt habe. Der 1880 vom Bankier Karl Karcher in Auftrag gegebene Siesmayersche Landschaftspark, von damaligen Lautrern liebevoll als Bonzenhügel betitelt, bot sich dafür an. „Der Japanische Garten verdankt seine Existenz also allein einer Vision,“ sagt Stephan Brohl lächelnd. Um diese Realität gewordene Idee am Leben zu erhalten, sei natürlich viel Zeit und Einsatz notwendig, betont er. „Unser Problem ist mitunter, dass wir keine Mitarbeiter finden, was ja ein Problem vieler Vereine ist. Die Menschen sind nicht mehr so engagiert, wenn es um Verantwortung geht, das macht sich in vielen Vereinen bemerkbar und das ist schade.“ Was hingegen schön sei: Das Kaiserslauterer Netzwerk der kurzen Wege funktioniere auch für den Erhalt des Japanischen Gartens. Die Zusammenarbeit mit der Bau AG sei unkompliziert. So stelle das Grünflächenamt einen Gartenbautechniker bei der Bau AG ab, der ein gewisses Zeitkontingent für den Japanischen Garten zur Verfügung habe. Auch der Draht zur Stadt, die als helfende Hand, zum Beispiel für die kostenaufwendige Teichsanierung aushelfe, sei einfach gut, freut sich Brohl. Die Serie Was liegt im Sommer näher, als sich ein schattiges Plätzchen im Freien zu suchen und entspannt über Gott und die Welt zu plaudern? Genau das tut unser Mitarbeiter Joachim König in der Serie „Plaudern über Lautern“.

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