Kaiserslautern Eine Festung, viele Herren

Franz von Sickingen ist zwar heute der bekannteste Besitzer der Burg Nanstein, doch seine Familie war beileibe nicht die einzige mit Besitzansprüchen. Über Jahrhunderte teilten sich vielmehr verschiedene Familien immer wieder einmal Burg und Güter.

Wirich Puller von Hohenburg und Graf Johannes von Sponheim hatten schon im Jahr 1409 „uff der burge und fels zu Nanstein“ eine Vereinbarung beschworen, „in alle der masen als der burgfrydenbryf usswist“. Für die weitere Geschichte der Burg Nanstein und des Hauses Sickingen war dies sehr wichtig. Die Puller von Hohenburg waren ein reiches adliges Geschlecht und gehörten zu den einflussreichsten Familien im Elsass. Unter Wirich III. gewann die Dynastie ihre größte Macht. Er war mit Gertrud von Boos zu Waldeck und Montfort verheiratet; ihre Tochter Margarethe ging später mit einem Sickingen die Ehe ein. Kaiser Albert II. bestätigte Wirich 1438 alle Rechte und Privilegien in der Hohenburg und den dazugehörigen Dörfern. Während einer Fehde mit Pfalzgraf Friedrich I. befand er sich bei der Belagerung von Bergzabern mit seinen Reisigen – gewappnete Dienstleute und berittene Begleitpersonen – in der Stadt, konnte jedoch in der Nacht vor der Übergabe fliehen. Wirich III. starb 1455. Graf Johann V. von Sponheim, geboren um 1359, heiratete 1415 im vorgerückten Alter Walpurg von Leiningen-Rixingen; die Ehe blieb allerdings ohne Kinder. 1421 nahm er an den Hussitenkriegen teil und war zeitlebens vor allem bemüht, das väterliche Erbe, die Grafschaft Sponheim, gegen alle Anfeindungen durch potentielle Erben zu verteidigen. Von allen Gemeinschaftseigentümern in Landstuhl waren die Grafen von Sponheim die bedeutendsten, denn sie besaßen die Hälfte der Herrschaft. Vater und Sohn von Sponheim belehnten mit Teilen ihres Besitzes zu Nanstul nacheinander den Grafen Arnold von Homburg, Dieter Kämmerer von Worms, Arnold und Clas von Hausen und Heinrich Eckebrecht von Dürkheim. 1414 erneuerte der Sponheimer, der seinen Anteil am Nanstein durch einen Pächter verwalten ließ, Johann von Breidenborn das Lehen, das schon sein Vater 1392 dessen Vater Philipp erteilt hatte. Das Lehen bestand aus einem Fuder Wein, 20 Malter Korn, zwei Pfund Heller, dazu die Hofstatt am Steilabhang der Burg und das Gelände den Berg hinab bis auf den Weg. Graf Johann von Sponheim bestätigte zudem urkundlich, dass Wirich Puller von Hohenburg „von unsern wegen und mit unserm wissen und willen zu Nanstule gebauwet und gethan hait und dafür die Bausumme von Tritthalbhundert und acht gutter swerer rynische Gulden ufgewendet und für diese Summe die pantschaft zu Nanstule inne hat“. Graf Johann, der letzte seines Geschlechtes, verkaufte 1421 die gesamte Grafschaft Sponheim für 200.000 Gulden an den Markgrafen Bernhard von Baden. 1434 versetzte er seinem Vetter, dem Herzog Stephan von Zweibrücken, die Hälfte seines Anteils an Burg und Stadt. Die andere Hälfte war bereits seit 1409 an Wirich Puller von Hohenburg verpfändet. Als Graf Johann 1437 starb, erlosch damit das reiche Sponheimer Geschlecht, vormals die Hauptbesitzer der Herrschaft Nanstul. 1430 erbte Pfalzgraf Stephan von Veldenz-Zweibrücken durch seine Gemahlin, die gräflich Veldenzische Erbtochter, das Zweibrücken-Bitscher Pfandviertel an Landstuhl. Herzog und Pfalzgraf Stephan wurde 1434 erstmals urkundlich bei der Losung „eyns virden theyls zu Nanstein“ erwähnt. Er erhielt von seinem Onkel, Pfalzgraf Johann von Sponheim, für 1300 Gulden pfandweise ein Viertel an der Herrschaft Landstuhl und beschwor hierbei den Burgfrieden von 1403. Ebenfalls 1434 verpflichtete sich Stephan weiter, die Rechte Wirichs von Hohenburg zu respektieren, dem schon vorher die andere Hälfte des Sponheimer Anteils verpfändet wurde. Dies sollte auch für die beiderseitigen Erben so bleiben. 1438 belieh Graf Friedrich von Veldenz als Sponheimer Erbe den Grafen Johann von Homburg mit dem Nanstuler Mannlehen und Johann von Breidenborn mit dem hiesigen Burglehen. 1440 wurde durch Graf Friedrich von Veldenz auch Niclas Krappe von Saarburg mit einem Burglehen auf Nanstein bedacht. Daraus geht hervor, dass die Besitzer sehr bemüht waren, ihr Eigentum möglichst rentabel anzulegen. Dies erforderte komplizierte Handels- und Hypothekengeschäfte. Die Belehnung an Niclas Krappe enthielt außerdem interessante Einzelheiten über die inneren und äußeren Verhältnisse der Burg. Das Lehen bestand außer einer jährlichen Rente von 18 Pfund Heller noch in folgendem: in drei Stücken Feld am Burgberg, teilweise an die Vorburg stoßend, wo Wirich von Hohenburg eine Scheune stehen hatte, dahinter zog das Feld den Berg herab bis auf die Planken (Palisaden). Dann in einem Stück von zwei Morgen „gein der Mulen (Ölmühle) off, auch an dem burg berge gelegen“, welche einerseits an den „wingartsberg“, andererseits an die Mauer grenzen, „die den berg off gait“ (die westliche Stadtmauer, die zur Burg hinauf ging). Ferner in einem Stück „an dem umbwege gelegen zwischen dem wingartsberg und dem wege“ und endlich in einem Garten „off dem geswinde“ sowie in einem Haus und Hofstatt in der Feste und in einem Haus und Hof am Berg. Die Burg bestand demnach damals schon aus verschiedenen Häusern und dazugehörenden Höfen. Die Serie In den Burggeschichten geht es immer am letzten Donnerstag des Monats um die Burg Nanstein in Landstuhl und ihre wechselvolle Geschichte.

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